Mit der Missionsorientierung (engl.: Innovation Cluster) wird die Forschungs- und Innovationspolitik auf gesellschaftliche Herausforderungen ausgerichtet. Die Forschungsförderung folgt damit nicht mehr primär abstrakten Zielen, wie z.B. der Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, sondern orientiert sich an konkreten Zukunftsaufgaben.

Geschichte

Der Begriff „Mission“ war im militärischen Bereich bereits in den 40er und 50er Jahren gebräuchlich. In den USA wurde 1961 dann die Apollo Mond-Mission ausgerufen, die seitdem als Sinnbild eines gesellschaftlichen Narrativs gilt, mit dem in der Bevölkerung um Akzeptanz für eine große Aufgabe geworben wurde. Im Aufbau der Kernenergie-Forschung in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg, sowie im Aufbau der Luft- und Raumfahrt-Industrie, werden ebenfalls frühe Ansätze einer Missionsorientierung gesehen. Mit diesem „traditionellen“ Ansatz der Missionsorientierung wurde dem sogenannten Marktversagen entgegengewirkt. Der Staat übernahm Aufgaben, die der Markt nicht erfüllen konnte.

„Neue“ Missionsorientierung

In der heutigen Wortbedeutung hat die Missionsorientierung ein neues Verständnis von Innovation im Blick, das auf einen gesellschaftlich erwünschten Wandel zielt. In Europa hat sich seit ca. 2005 die Idee durchgesetzt, dass Innovationspolitik nicht allein Wachstum und Wohlstand zum Ziel haben kann, sondern wegen der Dringlichkeit und der Größe der gesellschaftlichen Herausforderungen auf konkrete Problemlösungen ausgerichtet werden sollte. Da mit den Missionszielen auch gesellschaftliche Prioritäten festgelegt werden, geht es auch um einen neuen missionsorientierten Politikstil: Missionen können nur erfolgreich umgesetzt werden,

  • wenn sie von breiten Teilen der Zivilgesellschaft mitgetragen werden.
  • wenn die Ministerien in einer neuen Art kooperieren und das auch über die Legislaturperiode hinaus. Die Vorschläge reichen von ressortübergreifenden Missions-Teams über Task-Forces und Missions-Agenturen bis hin zu eigenständigen Ministerien für wichtige Missionen.
  • wenn neben einem Markt-Angebot auch die entsprechende Nachfrage organisiert wird, sowie passende Rahmenbedingungen und Infrastrukturen.

Die Expertenkommission Forschung und Innovation der Deutschen Bundesregierung sieht in der Missionsorientierung eine Antwort auf ein Transformationsversagen, die helfen kann, Innovationen in Richtung einer Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen zu initiieren.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Mission Orientation and Innovation Clusters, TU München, abgerufen am 11. September 2023
  2. 1 2 3 Good-Practice-Beispiele für missionsorientierte Innovationsstrategien und ihre Umsetzung, Bertelsmann Stiftung, 2021
  3. 1 2 3 Politikstile und Politikinstrumente in der F&I-Politik, Studie zum deutschen Innovationssystem, Nr. 7-2021, von Wolfgang Polt et al., Joanneum Research Policies / Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), Februar 2021
  4. „Missionsorientierung“ als neuer Politikansatz – Expertenkommission Forschung und Innovation übergibt Jahresgutachten an Bundeskanzlerin, Universität Potsdam, 24. Februar 2021
  5. 1 2 3 Gutachten 2021, Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), 24. Februar 2021
  6. 1 2 Forschung missionsorientiert denken, DLR Projektträger, abgerufen am 9. September 2023
  7. Die Rolle von Partizipation in der missionsorientierten Innovationspolitik, VDI, August 2021
  8. Deutschland transformieren: Missionsagenturen als innovativer Baustein zur Bewältigung gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen, Bertelsmann Stiftung / Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), DOI:10.11586/2022146, 8. Februar 2023
  9. Gutachten 2022, Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), 23. Februar 2022
  10. Gutachten 2023, Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), 15. Februar 2023
  11. Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft als Chefsache beim Bundeskanzler, Bertelsmann Stiftung / Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI), 8. Februar 2023
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