Moloch ist die biblische Bezeichnung für phönizisch-kanaanäische Opferriten, die nach der biblischen Überlieferung die Opferung von Kindern durch Feuer vorsahen.
Vorkommen und Bedeutung
Das Wort Moloch ist die griechische Umschreibung des hebräischen מֹלֶך molech. Im Buch Jeremia wird Moloch mit Tofet, einem weiteren Begriff für Menschenopfer, die im Tal Ben-Hinnom dargebracht wurden, in Verbindung gebracht (Jer 7,31 ). Nach den Untersuchungen von Otto Eißfeldt war molk ursprünglich die technisch-kultische Bezeichnung eines Brand-Opfers. In der biblischen Überlieferung sei es erst mit der deuteronomistischen Redaktion zum Gottesnamen umgedeutet worden. Ähnlich lautende opferkultische Bezeichnungen (molk, molchomor) sind für das Punische belegt.
Im Alten Testament ist der Name Moloch in Lev 18,21 , 20,2–5 ; 2 Kön 23,10 und in Jer 32,35 belegt. Das Wort kommt auch in 1 Kön 11,7 vor, wo aber die Lesung Milkom (… für Milkom, den Götzen der Ammoniter) angenommen wird, die sich in der entsprechenden Stelle einiger altgriechischer Übersetzungen befindet. In allen Belegstellen erscheint das Wort immer in der festen Wendung „Kinderopfer dem Moloch darbringen“.
Im Neuen Testament taucht der Name Moloch in Apg 7,43 in Verbindung mit einer Begebenheit aus dem Alten Testament auf.
Rabbinische Tradition
In der rabbinischen Tradition ist „Moloch“ als eine Bronzestatue dargestellt worden, die mit Feuer erhitzt wurde. Die biblisch-rabbinische Überlieferung von diesem Menschenopfer ist vielfach auch von Kommentatoren wiederaufgegriffen und in Verbindung mit den von altgriechischen und lateinischen Autoren berichteten Opferungen von Kindern für Kronos-Baal in Karthago gebracht worden.
Literarische Bearbeitungen
Eine literarische Bearbeitung dieses Opferkomplexes wurde von Gustave Flaubert in einem Kapitel seines Romans Salammbô unternommen und in Giovanni Pastrones Film Cabiria aufgenommen.
In John Miltons Epos Paradise Lost ist Moloch einer der Höllenfürsten. Er liebt Kinderblut und Elterntränen und spricht sich für einen erneuten offenen Krieg gegen den Himmel aus.
Friedrich Hebbels Theaterstück Der Moloch dramatisiert 1849–1850 in eindringlicher Weise die Landung des Moloch in Deutschland.
In der Filmreihe Die purpurnen Flüsse Teil 2 „Tag der Asche“ ist Moloch der Gott einer religiösen Sekte, die sich als Nachkommen von Lot ansieht.
Siehe auch
Literatur
- Otto Eißfeldt: Molk als Opferbegriff im Punischen und Hebräischen und das Ende des Gottes Moloch (= Beiträge zur Religionsgeschichte des Altertums. Band 3). Niemeyer, Halle 1935, DNB 579724050.
- George C. Heider: The Cult of Molek. A Reassessment. Department of Biblical Studies, The University of Sheffield, Sheffield 1985, ISBN 1-85075-018-1.
- John Day: Molech. A god of human sacrifice in the Old Testament. Cambridge University Press, Cambridge 1989, ISBN 0-521-36474-4.
Weblinks
- Isidore Singer, George A. Barton: Moloch. In: Jewish Encyclopedia. 1906 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ Artikel molech. In: Ludwig Köhler, Walter Baumgartner: Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament. 3. Auflage. Brill, Leiden/Boston 2004, ISBN 90-04-14037-9.
- ↑ In dem Codex Alexandrinus der Septuaginta und in dem Kommentar Lukians sind die Lesungen melcho, melchom oder melchol belegt. (krit. App. zu 1. Kön 11,5 in A. Rahlfs (Hrsg.): Septuaginta (1935). Stuttgart 2004).
- ↑ Berichte von Menschenopfern bei den Puniern finden sich bei Kleitarchos, Diodorus Siculus, Plutarch u. a., vgl.: D.D. Hughes: Human Sacrifice in Ancient Greece. London 1991, S. 115 ff.
- ↑ Gustave Flaubert: Salambo im Projekt Gutenberg-DE
- ↑ Friedrich Hebbel: Der Moloch (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive), Trauerspiel