Mollenstorf
Lage von Mollenstorf in Mecklenburg-Vorpommern

Mollenstorf ist ein Ortsteil der Stadt Penzlin im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).

In der bis zum 7. Juni 2009 selbständigen Gemeinde Mollenstorf lebten 248 Einwohner (31. Dezember 2007) auf 11,1 km². Letzter ehrenamtlicher Bürgermeister Mollenstorfs war August Muth.

Geografie

Mollenstorf liegt vier Kilometer westlich des Stadtkerns von Penzlin. Zur Gemeinde Mollenstorf gehörte der Ortsteil Ave.

Geschichte

Mollenstorf

Das Gebiet um Mollenstorf muss, wie ganz Mecklenburg-Vorpommern, schon sehr früh durch jungsteinzeitliche Kulturen besiedelt gewesen sein. Davon zeugen zahlreiche Bodenfunde. Unweit des Weges von Mollenstorf nach Groß Vielen liegt eine Gruppe von drei Hügelgräbern aus der Bronzezeit, die als archäologische Denkmale geschützt sind und auch in der Sagenwelt ihren Niederschlag fanden.

Die Kirche wurde erstmals 1335 erwähnt und ist ein frühgotischer Bau in Form eines Vierecks, um das der Friedhof angelegt ist. Ein freistehender Glockenstuhl steht an der Westseite der Kirche mit zwei Glocken aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Bis 1548 besaß die Familie von Bardenfleth das Gut Mollenstorf und war somit auch Kirchenpatron. Es folgten bis 1764 die Familien des Johann von Lucka (mecklenburgischer Kanzler), von Below, von Holstein, von Kahlden und vorübergehend die von Bibow. Sie haben dann das Gut direkt an die Familie von Gundlach verkauft. 1764 erwarb Justus von Gundlach. Auf 1785 datieren die Ämter des Christoph Albrecht von Gundlach (* 1745/48; † 1786) auf Mollenstorf. Er war unter anderem mecklenburgischer Drost, Kammerrat und Oberhofmeister. Schon anfangs des 19. Jahrhunderts beteiligten sich die Herren von Gundlach standesgemäß bei Pferderennen.

Ende des 19. Jahrhunderts war mit Ernst von Gundlach (* 1850; † 1919) ein Kavallerie-Offizier, zuletzt Major, Gutsherr auf Mollenstorf. Er war ebenso Flügeladjutant des Herzogs zu Mecklenburg-Schwerin, mecklenburgischer Kammerherr und Zeremonienmeister, Landrat, 1890–1918 Provisor im Kloster Dobbertin, vermählt mit der Hofdame Marie Luise von Bülow. Im Jahre 1919 wurde seitens der Gutsherrschaft eine von Gundlach-Mollenstorfer Familienstiftung eingerichtet, respektive (erneut) bestätigt. 1921 übernahm Gottfried von Gundlach-Hinrichsberg die Gutsgeschäfte vor Ort. Er war zuvor auf dem Adelsinternat der Ritterakademie Brandenburg, dann Gymnasium Lübeck und schlug gleich eine aktive Offizierslaufbahn ein. Mollenstorf war zu jener Zeit noch Familienfideikommiss und konnte somit nur in männlicher Linie weiter vererbt werden. Das Gut hatte 1928, also kurz vor der großen Wirtschaftskrise, eine Gesamtgröße von 665 ha. Schwerpunkt war die große Schafsviehwirtschaft. Es blieb dann bis 1945 in den Händen der Familie. Letzter Grundbesitzer waren Gottfried von Gundlach-Mollenstorf (* 1875; † 1943) und sein ältester Sohn Jobst von Gundlach (* 1910; † 1945). Das zweigeschossige wuchtige Herrenhaus entstand um 1880. Um 1897 wurden die Landarbeiterhäuser, ein großer Pferdestall und die Scheune erbaut. Dadurch entstand der Gutscharakter des Dorfes. 1923 erhielt das Dorf elektrischen Strom. Weitere Landwirte im Ort waren die Familien Friedrich Haker, Karl Niemann und Joh. Steinmüller, mit jeweils gut 20 ha.

Ave

Auch Ave ist in dieser Fachliteratur aufgeführt. 1771 gehörte es mit Mollenstorf zu insgesamt 21 adelichen Gütern des Amtes Neustadt. Um 1790 waren die Gutsbesitzer die 1765 nobilitierte briefadelige Familie von Müller, welche auch genealogisch ein Haus Ave entwickelte, die Besitzung aber nur zwei Generationen bis 1843 halten konnte. Mit Hermann Johann Friedrich von Müller wurde der bekannteste Bürger von Ave später Generalmajor. Er wohnte in Schwerin. 1889 lebten im Ort 92 Einwohner. Vor 1900 ist der Landwirt Otto Lemke Gutsbesitzer in Ave. Ihm gehörten der allodiale Gutsteil sowie das Lehngut Ave, beides zusammen 403 ha Fläche. Später wird der Rittmeister d. R. Curt Beyling nach dem Standardwerk der Landwirtschaftlichen Adressbücher für Mecklenburg als Eigentümer eines allodialen Rittergutes mit 403 ha, ebenfalls mit einem großen Bestand von 450 Schafen, benannt.

Sehenswürdigkeiten

Siehe auch Liste der Baudenkmale in Penzlin

  • Gotische Kirche wohl um 1500 mit Glockenstuhl
  • Herrenhaus Mollenstorf von um 1880 und Gutsanlage

Literatur

Commons: Mollenstorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. StBA: Gebietsänderungen vom 02. Januar bis 31. Dezember 2009
  2. A. C. F. Krohn: Was man von den Hünengräbern bei Mollenstorf unweit Penzlin erzählt. In: A. Niederhöffer (Hrsg.): Mecklenburg's Volkssagen. Band 1, Mollenstorf. Ambrosius Abel, Leipzig, Penzlin 1857, S. 227–229 (google.de [abgerufen am 29. April 2022]).
  3. Gottfried Wentz: Das Bistum Havelberg. In: Germania Sacra. 2. Reprint 2019 Online-Ressource Auflage. Band 2. de Gruyter, Berlin, Boston 2020, ISBN 978-3-11-161497-7, S. 416 (google.de [abgerufen am 16. April 2022]).
  4. Georg Christian Friedrich Lisch (Hrsg.): Geschichte und Urkunden des Geschlechts Hahn. Erster Band, Bis 1299. Geschichte des Geschlechts Hahn. I., Die von Bibow. In Commission der Stiller’schen Hofbuchhandlung, Schwerin, Rostock 1844, S. 49–50 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  5. Johann Friedrich Gauhe (Hrsg.): Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. 1740. Bibau, Bibow. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1740, S. 139–140 (google.de [abgerufen am 29. April 2022]).
  6. Joachim von Pritzbuer: Mecklenburgische Adelsgeschlechter. In: Genealogie. Vormals von Christoph Otto von Gamm. 2. Auflage. Bibaw (Bibow). A. M. Gundlach, Neustrelitz 1894, S. 23 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  7. Herzoglich-Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender. 1785. Zweiter Theil. II. Verzeichnis der Ritterschaftlichen und anderen Privat-Güter und ihrer gegenwärtigen Besitzer. A Ritterschaft des Herzogthums Schwerin, 8) Amt Neustadt (bei Waren). W. Bärensprung, Schwerin 1785, S. 41 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  8. Mecklenburgs Pferde-Rennen. 1829. 1829. Auflage. XXXV. Neubrandenburg, 8) v. Gundlach-Mollenstorf F. S. v. Young-Orville a. d. Feronia. Gedruckt in der Hofbuchdruckerei, Schwerin 27. Oktober 1829, S. 91 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  9. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1873. Nr. 23. Justus Perthes, Gotha 9. November 1872, S. 721 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  10. Reichsamt des Innern (Hrsg.): Central - Blatt für das Deutsche Reich. XIX Auflage. Band 19, Nr. 6. Berlin 6. Februar 1891, S. 19 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  11. Ernst von Gundlach wurde, wie allen ehemaligen im Deutsch-Französischen Krieg aktiven Katharineer, durch eine Stiftung in Form eines Fensters in der Aula durch den Weinhändler Gerhard von Melle 1912 ein Denkmal gesetzt.
  12. Henning v. Bülow, Adolf von Bülow, Moritz v. Bülow, Vicco v. Bülow: Bülowsches Familienbuch III. Band 1994. In: v. Bülowscher Familienverband (Hrsg.): Familienchronik. 1994. Auflage. Druck: Kunst-und Buchdruckerei Mühlthaler GmbH, Aumühle, München 1994, S. 107 (uni-hamburg.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  13. Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. 1919. In: Landesregierung zu Schwerin (Hrsg.): Öffentliche Bekanntmachungen. SV, Schwerin 1. September 1919, S. XXXIX–803 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  14. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1913–1929. Hrsg.: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. Gottfried von Gundlach-RA-Zöglings-No.: 1522. Selbstverlag, Belzig, Ludwigslust 1929, S. 34 (kit.edu [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  15. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. Hrsg.: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. Gottfried von Gundlach-RA-Zöglings.-No.: 1522. Selbstverlag, Belzig, Ludwigslust 1913, S. 349350 (d-nb.info [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  16. Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, IV, Mecklenburg, 1928. In: Niekammer (Hrsg.): Landwirtschaftliches Adressbuch. 4. Auflage. Niekammer’s Güter-Adreßbuch G.m.b.h., Leipzig 1928, S. 205 (g-h-h.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  17. Ritter-Akademie zu Brandenburg. XXXIII. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1888 bis Ostern 1889, erstattet von dem Direktor Professor Dr. Otto Heine, Domherrn des Evangelischen Hochstifts Brandenburg. 1889. Progr. No. 66 Auflage. III. Chronik, C. Abiturienten. Gustav Matthes, Brandenburg a. d. Havel 1889, S. 19 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. April 2022]).
  18. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch. 1930. Teil B. Alter Adel und Briefadel. Nr. 22. Justus Perthes, Gotha 22. November 1929, S. 320–322 (google.de [abgerufen am 16. April 2022]).
  19. Anton Friedrich Büsching: Neue Erdbeschreibung. Worinnen der niedersächsische Kreis, unterschiedene zu den zehn Kreisen nicht gehörige Reichsländer, die drey Kreise der unmittelbaren Reichs-Ritterschaft, einige ganerbschaftliche Gebiethe, unmittelbare Reichsdörfer, nebst Vorrede. 1771. Fünfte Auflage. Drittel Theil. Dritter Band. Das Herzogthum Mecklenburg, Der niedersächsische Kreis. Johann Carl Bohn, Breslau, Hamburg 1771, S. 362 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  20. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1909. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. M, Dritter Jahrgang. Justus Perthes, Gotha 22. Oktober 1908, S. 539–540 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  21. Marcelli Janecki: Handbuch des Preussischen Adels. 1892. In: Königliches Heroldsamt (Hrsg.): Genealogie. Band 1, von Müller. II. Haus Ave. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1892, S. 412 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  22. Beiträge zur Statistik Mecklenburgs. 1889. In: Landesregierung. Großherzoglich Statistisches Bureau (Hrsg.): Öffentliche Bekanntmachungen. Band 11, Nr. 1. Bärensprung. Kommission Stiller, Schwerin 1889, S. 44 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  23. Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. 1896. Verzeichnis sämmtlicher Güter der Ritterschaft und des Großherzoglichen Domaniums, sowie die Erbpachthöfe, die einen Hufenstand von mehr als 350 bonitirten Scheffeln haben. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: GAB. II. Die Ritterschaftlichen Güter im Großherzogthum Mecklenburg - Schwerin, Das Ritterschaftliche Amt Neustadt. Ave. Brünslow’sche Hofbuchhandlung (E. Brückner), Neubrandenburg 1896, S. 106–107 (uni-goettingen.de [abgerufen am 15. April 2022]).

Koordinaten: 53° 30′ N, 13° 1′ O

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