Als Mondsichelmadonna oder Strahlenkranzmadonna und auch Madonna im Strahlenkranz (auch apokalyptische Madonna) wird in der christlichen Ikonografie ein Marienbildnis bezeichnet, das durch die Perikope der apokalyptischen Frau in der Offenbarung des Johannes geprägt ist. Die Mutter Gottes steht auf der Mondsichel; meist hält sie das Jesuskind in ihren Armen.

Ursprünge

Das Bildnis der Mondsichelmadonna geht auf den Bericht der Vision des Johannes von einer kosmischen und von einem Drachen verfolgten schwangeren Frau zurück, die mit Sternen gekrönt und mit der Sonne bekleidet auf dem Mond steht und dem letzten apokalyptischen Gefecht zwischen dem Drachen und dem Erzengel Michael ausgesetzt wird.

„Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen. Ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der über alle Völker mit eisernem Zepter herrschen wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt. (Offb, 12,1–5 )“

Darstellungen

Die älteste bekannte bildliche Darstellung der Mondsichelmadonna findet sich im Hortus Deliciarum. In der Gotik wandeln sich die Züge der apokalyptischen Frau zunehmend ins Madonnenhafte wie die Initiale A im Graduale von St. Katharinenthal (um 1312). Die älteste bekannte Holzplastik ist die sogenannte Hirschmadonna (Erfurt, Angermuseum, um 1370).

Im ausgehenden Mittelalter wurde dem Typus auch der Titel Unsere liebe Frau vom Siege beigelegt. Mondsichelmadonnen wurden im 15. Jahrhundert meist als Einzelfiguren, in Marienleuchtern sowie als Altarbestandteile ausgeführt. Zuweilen stellte man auch die thronende Madonna mit dem Mondsymbol verbunden dar (Madonna aus Ulm, um 1420/25).

Das Mondsichelmotiv wurde so beliebt, dass man ältere Madonnen nachträglich mit Strahlenkranz und Mondsichel versah (Leuchtermadonna Bad Doberan 1300, ergänzt 15. Jahrhundert). Im 16. Jahrhundert kam zur Mondsichel die Schlange als Symbol des Bösen, deren Kopf von Maria zertreten wird, vgl. (Gen 3,15 ). Der Typ der Mondsichelmadonna wandelte sich im 17./18. Jahrhundert in den Typ der Maria Immaculata.

Mondsichelmadonna auf Altären

Die Mondsichelmadonna findet sich auf einer Reihe von Altären, besonders in Mecklenburg, aber auch in angrenzenden Teilen Brandenburgs, etwa in der Dorfkirche Pröttlin. Auf dem Schnitzaltar in Röbel, der im 16. Jahrhundert angefertigt wurde und seinen Platz im rechten Seitenschiff von St. Marien fand, ist die gekrönte Mondsichelmadonna mit dem Jesuskind von Heiligenfiguren umgeben: St. Georg und Barbara, St. Katerina und Jacob, St. Jost und Apollonia, St. Hedwig und Nicolaus.

Mondsichelmadonna auf Siegel und Wappen

Die Mondsichelmadonna findet sich oft auf Wappen und Siegeln, so etwa im Wappen von Umkirch oder Waldshut-Tiengen. Auch andernorts weist die Mondsichel auf Maria hin; zum Beispiel befinden sich im Wappen von Langenmosen die Mariensymbole Mondsichel (auch „Halbmond“ genannt) und Marienkrone.

Mondsichelmadonna auf Münzen

Weite Verbreitung fanden im 18. Jahrhundert so genannte Madonnentaler, die auf der Rückseite eine Madonna auf der Mondsichel zeigen. Münzen dieser Art wurden vor allem in Ungarn, Oberitalien und Bayern geprägt. Die meisten deutschen Madonnentaler stammen aus den Prägewerkstätten der bayerischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph (1745–1777) und Karl Theodor (1777–1799). Hier trägt die Madonna üblicherweise Krone und Zepter und thront mit dem Jesuskind auf dem Schoß in einem Strahlenkranz über einer Mondsichel.

Siehe auch

Literatur

  • Engelbert Kirschbaum, Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Lexikon der Christlichen Ikonografie. Herder, 1994, ISBN 3-451-22568-9.
  • Lexikon der Kunst, Band 5: T–Z. Seemann, Leipzig 1978, ISBN 3-88436-111-2, S. 314, unter dem Stichwort Unbefleckte Empfängnis.
  • Vera Henkelmann: Spätgotische Marienleuchter. Formen – Funktionen – Bedeutungen (= Eikoniká. Kunstwissenschaftliche Beiträge, im Auftrag der Görres-Gesellschaft, Band 4). Schnell und Steiner, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7954-2694-1.
Commons: Mondsichelmadonna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Mondsichelmadonna – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Mondsichelmadonna. In: H. Sachs, E. Badstübner, H. Neumann: Christliche Ikonographie in Stichworten. Leipzig 1988, ISBN 3-7338-0095-8, S. 261.
  2. Hortus Deliciarum. In: H. Sachs, E. Badstübner, H. Neumann: Christliche Ikonographie in Stichworten. Unveränderte Auflage. Leipzig 1988, ISBN 3-7338-0095-8, S. 185.
  3. Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 646.
  4. Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. 2004, S. 646.
  5. Abbildung in: Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Bezirk Neubrandenburg. Berlin 1982, S. 326.
  6. Gemeinde Langenmosen: Wappen. In: Haus der Bayerischen Geschichte. Abgerufen am 5. März 2019.
  7. Madonnentaler. In: Münzweltlexikon von mdm.de. MDM Münzhandelsgesellschaft mbH & Co. KG Deutsche Münze, abgerufen am 24. August 2023.
  8. Gerhard Schön: Deutscher Münzkatalog. 18. Jahrhundert. 5. neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Battenberg, Regenstauf 2019, S. 99110.
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