Eine Monstranz (von lateinisch monstrare „zeigen“) ist ein kostbares, mit Gold und oft auch mit Edelsteinen gestaltetes liturgisches Schaugerät (Ostensorium) mit einem Fensterbereich, in dem eine konsekrierte Hostie („das Allerheiligste“) bei Gottesdiensten und Prozessionen in der römisch-katholischen Kirche zur Verehrung und Anbetung feierlich gezeigt wird.

Geschichte

Die Verwendung der ersten Monstranzen ist auf das Fronleichnamsfest zurückzuführen, das seit 1247 im Bistum Lüttich begangen wurde, 1264 von Papst Urban IV. durch die Bulle Transiturus de hoc mundo zum Fest der Gesamtkirche erhoben und beim Konzil von Vienne im Jahr 1311 bestätigt wurde. Sie bestanden aus einer einfachen Büchse aus Glas mit einem Kreuz darauf. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden größere, turmartige Monstranzen im gotischen Stil. Erst die Monstranzen aus dem 16. Jahrhundert zeigen die noch im 19. Jahrhundert gebräuchliche Form einer Sonne.

Die eucharistische Monstranz ist von Reliquien-Ostensorien in Monstranzform abgeleitet, die etwa seit dem 13. Jahrhundert verbreitet auftraten. Mit den im 14. Jahrhundert zunehmenden Fronleichnamsprozessionen und der im 15. Jahrhundert sich durchsetzenden Aussetzung des Allerheiligsten auf dem Altar wurde die eucharistische Monstranz zum häufigsten liturgischen Schaugefäß. Der Name monstrancia wurde seit der Mitte des 14. Jahrhunderts gebraucht, er ist in der Frühzeit gleichbedeutend mit Ostensorium, in italienischen Quellen auch mit tabernaculum, in französischen mit custode und in spanischen mit Custodia.

Typen

Die Kunstgeschichte unterscheidet drei Typen: Die Turm-, Altarretabel- oder Laternenmonstranzen – seit der späten Gotik zur sichtbaren Aufbewahrung im Sakramentshaus –, die Scheibenmonstranz der Renaissance und die Sonnen- oder Strahlenmonstranzen insbesondere des Barocks, eine Weiterformung der Scheibenmonstranz. Gotische Monstranzen sind noch von der Funktion der Aufbewahrung der konsekrierten Hostie geprägt und nehmen in ihrer Form Elemente gotischen Kirchenbaus mit Fialen und Türmchen auf. Wenn der Mittelteil mit der Hostie durch Seitenteile, Ädikulen, Erker mit kleinen Figuren und oft filigranes Strebewerk verbreitert ist, spricht man von der Retabel-Monstranz. Im Barock werden die Monstranzen dann vollends zum Zeigegerät.

Aufgebaut ist eine Monstranz aus Fuß, Schaft und Aufsatz. Der Schaft kann eine Verdickung haben, den Nodus. Die halb- oder auch kreisrunde Vorrichtung zur Befestigung der Hostie im Aufsatz heißt wegen ihrer halbmondartigen Form Lunula (von lat. luna „Mond“). Die Ausschmückung kann so weit gehen, dass die ganze Monstranz figürlich ausgebildet ist, etwa als Lebensbaum, Wurzel Jesse oder mit den Heiligenfiguren. Eine weitere Besonderheit ist eine Statuenmonstranz, bei der die Gottesmutter dargestellt ist, die Christus in der Gestalt der Hostie in ihrem Leib birgt.

Eine Sonderform ist die bis zu drei Meter hohe, mehrgeschossige Monstranz, die in Spanien und Portugal auf einem Wagen oder von mehreren Personen getragen bei Prozessionen mitgeführt wird; sie wird Custodia genannt.

Verwendung

Wenn das Allerheiligste nicht ausgesetzt ist, wird es in der Custodia im Tabernakel aufbewahrt. Für die Monstranz kann jede konsekrierte Hostie verwendet werden, doch werden meist besonders große oder mit einem geprägten Bild verzierte Zelebrationshostien in die Monstranz eingesetzt.

Die katholische Kirche benutzt die Monstranz bei Sakramentsprozessionen, vor allem an Fronleichnam, bei der eucharistischen Anbetung und zur Segensandacht. Bei der Prozession und beim eucharistischen Segen hält der Priester oder der Diakon die Monstranz nicht mit bloßen Händen, sondern verhüllt seine Hände mit dem Velum. Die Verhüllung der Hände ist ein antiker Ehrfurchtsgestus und dient außerdem zum Schutz der kostbaren Metallgeräte. Die Monstranz wird dann erhöht ausgesetzt, sodass sie von allen Anwesenden gesehen werden kann. Vor der Spendung des eucharistischen Segens wird das Tantum ergo gesungen.

Andechser Dreihostienmonstranz

Eine Sonderform ist die „Dreihostienmonstranz“ in der Kloster- und Wallfahrtskirche St. Nikolaus und Elisabeth in Andechs. Sie soll drei in Bergkristall eingelegte Hostien enthalten. Auf den konsekrierten Hostien seien angeblich folgende blutende Zeichen erschienen: ein Fingerglied, ein Kreuz und die Inschrift IHS. Die gotische Dreihostienmonstranz aus der Mitte des 15. Jahrhunderts bildet den Mittelpunkt des Andechser Reliquienschatzes.

Ähnliche liturgische Gefäße

Es gibt Reliquiare, die monstranzförmig sind und in denen Reliquien aufbewahrt und gezeigt werden („Reliquienmonstranz“). Neben den Reliquien selbst enthält ein solches Ostensorium zuweilen auch ein Andachtsbild des Heiligen, von dem die Reliquie stammt.

Tabor

Der Tabor ist ein Podest für die Monstranz. Die Bezeichnung leitet sich von der Perikope der Verklärung des Herrn am Berg Tabor (Mk 9,2–10 ) ab. Bei der eucharistischen Anbetung kann die Monstranz auf den Tabor gestellt werden, der seinerseits auf dem Altar steht. Hierdurch steht die Monstranz etwas erhöht und wird vor allem aus größerer Entfernung vom Altar gut gesehen. Meist ist der Tabor künstlerisch ausgestaltet. Entsprechend dem Aussehen der Monstranz ist er ebenfalls oft mit Edelsteinen oder Emailarbeit verziert. Zuweilen wird der Tabor auch von Engelsfiguren getragen.

Die Monstranz als Heiligenattribut

In der christlichen Ikonographie tritt die Monstranz bei den folgenden Heiligen als ikonographisches Heiligenattribut auf:

Siehe auch

Literatur

  • Karl Atz: Kirchliche Kunst in Wort und Bild. Neubearbeitet von Stefan Beissel. 4. Auflage, Regensburg 1915.
  • Rupert Berger: Monstranz. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998.
  • Joseph Braun: Das christliche Altargerät. München 1932, S. 348–413. Grundlegend, auch als Nachdruck bei Olms, Hildesheim u. New York 1973, ISBN 3-487-04890-6.
  • Holger Guster: Die Hostienmonstranzen des 13. und 14. Jahrhunderts in Europa. Heidelberg 2006.
  • Franz Xaver Noppenberger: Die eucharistische Monstranz des Barockzeitalters. Eine Studie über Geschichte, Aufbau, Dekoration, Ikonologie und Symbolik der barocken Monstranzen vornehmlich des deutschen Sprachgebiets. Diss. München 1958.
  • Lotte Perpeet-Frech: Die gotischen Monstranzen im Rheinland. Düsseldorf 1964 (= Bonner Beiträge zur Kunstwissenschaft, Bd. 7).
  • Rudolf Pfleiderer: Die Attribute der Heiligen. Ulm 1898.
Wiktionary: Monstranz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Monstranz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Holger Guster: Die Hostienmonstranzen des 13. und 14. Jahrhunderts in Europa. Dissertation. Heidelberg 2006, S. 26, doi:10.11588/heidok.00010179 (online [PDF; abgerufen am 16. September 2020]).
  2. Die gothische Monstranz der Domkirche zu Pressburg. In: Mittheilungen der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Wien 1856, S. 206.
  3. Rudolf Huber (Hrsg.): Kirchengeräte, Kreuze und Reliquiare der christlichen Kirchen. (= Glossarium Artis, Band 2). 3. Auflage, K. G. Saur Verlag, München – London – New York – Paris 1991, ISBN 3-598-11079-0, S. 82–179.
  4. Joseph Braun: Das christliche Altargerät. München 1932, S. 349–359.
  5. Lebensbaum-Monstranz von Fritz Schwerdt
  6. Johann Evangelist Hafner: Monstranz - Gott zeigen: Das Fronleichnamsfest aus systemtheoretischer Perspektive. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 60/1 (2008), S. 20–40, hier S. 33f.
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