Montfort

Burgruine Montfort

Alternativname(n) Qal'at Qurein, Starkenberg, Franc-Chastiau
Staat Israel
Entstehungszeit um 1100 bis 1150
Burgentyp Spornburg
Erhaltungszustand Ruine
Geographische Lage 33° 3′ N, 35° 14′ O

Montfort (hebräisch מִבְצַר מוֹנפוֹר Mivtzar Mōnfōr, deutsch Festung Montfort, arabisch قلعة القرين, DMG Qalʿat alQurayn ‚Burg des Hörnchens‘) ist eine ehemalige Kreuzfahrerburg, die an den Ufern des Baches Kesiv (hebräisch נַחַל כְּזִיב Nachal Kɘsīv/Wādī alQarn, arabisch وادي القرن) in Galiläa im Norden Israels liegt. Der arabische Name der Burg „Qalʿat Qurein“, was übersetzt „Burg des kleinen Horns“ bedeutet, verweist wohl auf den Felssporn unter oder die spitzen Felsgipfel an der Bergseite hinter der Anlage.

Lage

Die Ruine der Kreuzfahrerburg Montfort liegt in den Bergen von Galiläa, nur wenige Kilometer südlich der libanesischen Grenze. Die nächsten größeren Städte sind das ca. 12 Kilometer westlich gelegene Naharija und das wenige Kilometer südöstlich gelegene Ma'alot-Tarschicha. Die Burgruine selbst liegt in einem unwegsamen Gelände abseits größerer Straßen auf einem Felssporn. Zur flachen Seite hin war die Burg durch zwei Halsgräben gesichert.

Geschichte

Die neuere Forschung geht davon aus, dass die Burg eine Neuanlage des Deutschen Ordens war. In den zahlreichen Quellen der Zeit um 1187/90 werden die befestigten Plätze im Hinterland von Akkon im Zusammenhang mit den Eroberungen Sultan Saladins nahezu lückenlos erwähnt. Eine Wehranlage an der Stelle der späteren Deutschordensburg wird nirgends genannt.

Unterhalb der Burgruine sind Bestattungen und archäologische Artefakte aus römischer Zeit nachweisbar. 1220 erwarben die Deutschherren das Erbe Joscelins von Courtenay, die sogenannte Seigneurie de Joscelin. Der Orden wollte sich so eine zusammenhängende Herrschaft aufbauen, die durch ein befestigtes Verwaltungszentrum gesichert werden musste.

Das Castellum Regis ("Königsburg") im benachbarten Ort (das heutige Mi'ilya) lag ungünstig und war wehrtechnisch veraltet. Eine Schriftquelle aus den Jahren 1227/28 berichtet von der Errichtung einer Frans Castiaus (Fränkischen Burg) in dieser Region. Die Bauherren sollen deutsche Kreuzfahrer gewesen sein. Möglicherweise ist diese „Fränkische Burg“ mit dem damals noch namenlosen Montfort gleichzusetzen. Es ist durchaus denkbar, dass der Orden beim Burgneubau von Kreuzfahrern aus dem deutschen Sprachraum unterstützt wurde.

Der Hauptausbau Montforts dürfte erst ab 1228/29 erfolgt sein. Dem Hochmeister des Deutschordens, Hermann von Salza, gelang es, die Wehranlage mit Hilfe von Spenden erheblich zu erweitern. Der immer wieder in der Literatur genannte deutsche Name der Burg „Starkenburg“ oder „Starkenberg“ ist lediglich eine Übersetzung des historischen Namens Montfort und ist in keiner Quelle belegt.

Im Vertrag von Jaffa (1229) wurde dem Orden die Anlage der Burg ausdrücklich gestattet. 1230 verfügte der Papst zudem einen zehnjährigen Ablass zu Gunsten des Baues. Um 1240 waren die Arbeiten wohl im Wesentlichen abgeschlossen.

Der heute verwendete Name „Montfort“ geht aus einer Vertragsurkunde hervor, welche von Kaiser Friedrich II. und dem Sultan Al-Malik Al-Kamil unterzeichnet ist (Vertrag von Jaffa). In dieser auf den 18. Februar 1229 datierten Urkunde wird eine christliche Burg mit diesem französischen Namen erstmals genannt.

Die Burg diente in dieser Zeit als Teil des Verteidigungssystems um die Stadt Akkon, die damals Hauptstadt des Kreuzfahrer-Königreichs Jerusalem war. Zahlreiche weitere Verteidigungsanlagen zum Schutz der letzten Kreuzfahrerhochburg Akkon lassen sich bis heute im gesamten Norden Israels nachweisen.

Bis etwa 1265 war die Veste kaum größeren Angriffen ausgesetzt. 1244 war zwar Jerusalem gefallen, der gesamte Norden des Königreichs blieb jedoch fest in christlichem Besitz. 1240/42 wurde östlich von Montfort zudem die starke Templerburg Safed (Saphet) angelegt. Südlich von Montfort lag das alte Castellum Regis.

Der Mamelukensultan Baibars I. versuchte 1266 vergeblich die Burg Montfort für sich zu erobern. Ein Jahr vorher hatte er sich bereits des Castellum Regis bemächtigt und Caesarea und Arsuf eingenommen. Der Angriff auf die Burg des Deutschen Ordens war zwar erfolglos, doch verwüsteten die Mamelucken das Hinterland Akkons und konnten 1266 auch die Burgen Safed, Chastel Neuf und Toron erobern. Montfort war nun weitgehend schutzlos. 1268 wurde die Burg wahrscheinlich noch von 10 christlichen Dörfern aus versorgt.

1271 gelang es Sultan Baibars, eine Bresche in die westliche Mauer zu schlagen, woraufhin die Burgbesatzung am 23. Juni nach fünfzehntägiger Belagerung kapitulierte. Die Mamelucken hatten die Burg mit Katapulten beschossen, die aus Safed herbeigeschafft worden waren. Im Gegenzug erhielt die Besatzung freies Geleit nach Akkon. Die Christen mussten allerdings ihre Waffen und ihr Geldvermögen zurücklassen. Das Ordensarchiv durfte jedoch mitgenommen werden. Die Mameluken zerstörten anschließend die Befestigungsanlagen von Montfort, um eine Rückeroberung durch die Kreuzfahrer zu vermeiden. Der Dominikaner Burchard vom Berg Zion beschrieb Montfort 1283 als „völlig zerstört“.

Die heute sichtbaren Ruinen stammen aus dem 13. Jahrhundert, sie wurden großenteils 1926 von einem amerikanischen Team archäologische Ausgrabungen freigelegt. Die Funde waren jedoch eher spärlich, insbesondere die damals erhofften umfangreichen Waffenfunde gab es nicht (die Burg war geräumt worden). Im Metropolitan Museum of Art in New York befinden sich mehrere Teile von Bauplastik, darunter ein Schlussstein eines gotischen Kreuzrippengewölbes, welcher von der Burg Montfort stammt und 1928 als Geschenk in den Besitz des Museums kam.

Anlage

Nebengebäude im Tal

Am Fuß des Burgberges findet sich heute noch die Ruine eines Wirtschaftsgebäudes aus der Kreuzfahrerzeit. Vermutlich hat es zumindest zeitweise auch als Wassermühle gedient. Dafür sprechen der Raumschnitt und die Lage unmittelbar hinter den Resten eines Dammes, der das Keziv-Bächlein einst anstaute. Neuere Forschungen interpretieren das Gebäude nach einem Umbau auch als repräsentatives Gästehaus oder Infirmarium (Hospital), dessen von der Burg entfernte Lage den Schutz vor Infektionen gewährleistet haben soll. Eine Hauptaufgabe des Deutschen Ordens war die Krankenpflege, die auch in Montfort nachweisbar ist.

Burganlage

Insgesamt ist die Burganlage recht gut erhalten. Im Mittelalter befand sich in der Nähe keine größere Siedlung, deren Bewohner das Baumaterial der verlassenen Burg wiederverwerten konnten. Von den Wirtschaftsgebäuden zur Talseite lassen sich noch die Grundmauern erkennen. Auch Gewölbeansätze sind in manchen Räumen an den Wänden erhalten.

Die etwa 125 Meter lange Kernburg liegt auf dem Kamm eines, nach Westen abfallenden Bergvorsprunges auf rund 280 Meter Meereshöhe. Im Osten schützen zwei parallele Halsgräben die Veste. Der schmalere Vorgraben ist ungefähr 8 bis 10 Meter breit, der Hauptgraben bis zu 20 Meter. Die Tiefe des Innengrabens beträgt etwa 11 Meter. Beide Gräben wurden in den anstehenden Kalkstein geschlagen. Das dabei gewonnene Steinmaterial wurde zum Burgausbau verwendet.

Baulich besonders beeindruckend ist der mächtige Frontturm (ca. 21 × 25 Meter), der die gefährdete Ostseite zusätzlich schützt. Während die der Talseite zugewandten Gebäude aus Bruchsteinen oder kleineren behauenen Quadern erbaut wurden, bestanden die Mauern des Turms aus massigen Bossen- bzw. Spiegelquadern, welche heute um den verbliebenen Turmstumpf herumliegen. Die Steine haben eine Kantenlänge von bis zu 150 × 90 × 90 Zentimeter. Es zeugt von einer besonderen Leistung der Erbauer, dass es ihnen gelang, Steine dieser Größe und dieses Gewichts an diese bis heute schwer zugängliche Stelle zu schaffen. Allerdings stammt das meiste Steinmaterial aus dem Hauptgraben, der unmittelbar vor dem Frontturm angelegt wurde.

Die Angriffsseite des Fronturmes war abgerundet, die Mauerstärken betragen zwischen 5 und 7 Metern. Der Turm diente entgegen den Angaben in der älteren Literatur nicht als Donjon, sondern war ein reines Verteidigungsbauwerk, das die gesamte Breite des Höhenkammes einnahm und so die dahinter liegenden Burgteile deckte. Die Stärke und repräsentative Gestaltung des Baukörpers könnte darauf hindeuten, dass hier der Ordensschatz und das Archiv der Ritterbrüder untergebracht waren. Sicherlich war der Frontturm auch ein weithin sichtbares Machtsymbol. Ein Weihekreuz im Inneren belegt die Existenz eines Sakralraumes oder einer Kapelle im Eingangsgeschoss. Nach der Eroberung durch die Mamelucken wurden der Turm weitgehend zerstört. Zahlreiche der sehr qualitätvollen Bossenquader wurden damals in den Halsgraben gestürzt. Am Turmsockel künden nur noch einige Steinlagen von der ehemaligen Fassade.

Westlich des Hauptturms lag ein zweistöckiger Saalbau (ca. 20 × 55 Meter), dessen Erdgeschoss durchgehend eingewölbt war. Hier waren nach den Befunden der Ausgrabung von 1926 eine Küche und Werkstatträume eingerichtet. Das Obergeschoss ist nahezu vollständig abgegangen. Fragmente deuten auf eine repräsentative Bauplastik hin. Bemalte Glasscherben könnten auf die Funktion als eigentliche Burgkapelle hinweisen, die jedoch mangels weiterer eindeutiger Befunde spekulativ ist.

An die Westwand des Saalbaues schließt sich ein etwas jüngerer Wohnturm (ca. 20 × 25 Meter) an, der vielleicht die Residenz des Kommandanten war. Auch von diesem Bauteil steht nur noch das Untergeschoss mit seinen beiden parallelen Hallen (Spitztonnengewölbe). Im Obergeschoss ist ein kreuzrippengewölbter Saal nachweisbar, dessen zentraler Mittelpfeiler als Stumpf aus dem Fußboden ragt. Zwei hier gefundene reich verzierte Gewölbeschlusssteine deuten auf die repräsentative Funktion und reiche Ausstattung des Turmes hin.

Das nächste Gebäude ist weitgehend zerfallen. Im Untergeschoss liegt eine Zisterne. Dahinter schließt ein bogenförmiger Mauerabschnitt die Kernburg ab. Er grenzt an einen kleineren Torturm, der wohl der eigentliche Hauptzugang war. Das etwa 17 Meter hohe Bauwerk ist als nach innen offener Schalenturm angelegt.

Unter der Kernburg haben sich im Norden und Westen umfangreiche Reste der Außenbefestigung mit einigen kleineren Halbrundtürmen erhalten. Die steile Südflanke scheint nicht weiter befestigt gewesen zu sein. Das äußere Burgtor lag offenbar im Osten unter dem Frontturm. Der Zugang zur Kernburg führte also an der gesamten Nordflanke entlang zum kleinen Torturm.

Die teilweise sehr qualitätvollen und aufwändigen Bauformen der Burg lassen sich überwiegend aus der zeitgenössischen französischen Architektur ableiten. Teilweise könnten auch armenische Vorbilder verwendet worden sein, worauf etwa der D-förmige Grundriss des Frontturms hinweist. Andere Details verweisen eher auf lokale Einflüsse, etwa die Bossenquaderung des Frontturmes und die Gewölbeformen. Ein oft diskutierter Zusammenhang mit dem deutschen Burgenbau ist nirgends eindeutig belegbar. Die Dominanz französischer Einflüsse wird besonders durch die sehr qualitätvolle Bauplastik deutlich.

Literatur

  • Meir Ben Dov: Fortress Montfort. In: Israel Guide. Jerusalem 1978 (hebräisch).
  • Adrian J.Boas, Rabei G. Khamisy (Hrsg.): Montfort. History, Early Research and Recent Studies of the Principal Fortress of the Teutonic Order (The Medieval Mediterranean, Bd. 107). Brill Academic Publishers, Leiden 2017 (englisch). ISBN 978-9-00425046-8.
  • Thomas Biller, Daniel Burger, Timm Radt: Montfort und der frühe Burgenbau des Deutschen Ordens. Herausgegeben von Thomas Biller (Forschungen zu Burgen und Schlössern, Sonderband 5), Michael Imhof Verlag, Petersberg 2015, ISBN 978-3-7319-0015-3.
  • Philip K. Hitti: History of the Arabs : From the Earliest Times to the Present. Macmillan, London 1970 (englisch).
  • Walther Hubatsch: Montfort und die Bildung des Deutschordensstaates im Heiligen Lande. In: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, I. Philosophisch-historische Klasse (1966/5), S. 159–199.
  • Hans Wolfram Kessler, Konrad Kessler: Ritter im Heiligen Land: Kreuzfahrerstätten in Israel. Philipp von Zabern, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-8053-4552-1.
  • Mathias Piana (Hrsg.): Burgen und Städte der Kreuzzugszeit. Imhof, Petersberg 2008, ISBN 978-3-86568-039-6.
  • Jehoshua Prauer: The History of Eretz Israel under Moslem and Crusaders Rule. Jerusalem 1981 (hebräisch).
  • Denys Pringle: Secular Buildings in the Crusader Kingdom of Jerusalem. An Archaeological Gazetteer. Cambridge University Press, 1997, ISBN 0-521-46010-7 (englisch).
  • Zeev Vilnay: Kunst- u. Reiseführer mit Landeskunde. Übersetzung von Helmut Ludwig. Kohlhammer, Stuttgart 1979, ISBN 3-17-005027-3.
  • Zeev Vilnay: The Guide to Israel. Jerusalem 1978 (englisch).
  • Dave Winter: Israel Handbook. Fotoprint, Bath 1999 (englisch).
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