Mushin (jap. 無心; chinesisch: wúxīn) bezeichnet einen Geisteszustand, in den sich sehr erfahrene Kampfkünstler während eines Kampfes begeben können. Der Begriff stellt eine Abkürzung von mushin no shin, einem Zen-Begriff, der sich mit „Bewusstsein ohne Bewusstsein“ übersetzen lässt, dar.
Der Zustand des Mushin wird erreicht, wenn eine Person während eines Kampfes weder Wut, Angst noch ein Ich-Bewusstsein empfindet. Das Bewusstsein in diesem Zustand ist leer und fixiert sich weder auf äußere noch auf innere Gedanken, Emotionen und Gefühle. Das führt dazu, dass das Gehirn wie ein gleichrangiges Mitglied im Körper agiert und Empfundenes an Reaktionen weiterleitet. Der Kämpfer agiert bzw. reagiert somit, ohne zu zögern. Er vertraut in diesem Zustand eher auf die Intuition, als darauf, was gedanklich der nächste Zug des Gegners sein könnte. Der Geist arbeitet in diesem Zustand sehr schnell, jedoch ohne bestimmte Absichten oder Ziele.
Um den Zustand zu erreichen, braucht es oftmals mehrere Jahre Training. Dies erfordert, dass Bewegungskombinationen und Techniken mehrere tausend Male mit zunehmend höherem Bewusstsein, Verstand und Qualität wiederholt werden. Lernt man so, in den Zustand des Mushin zu gelangen, reagiert der Körper spontan und wendet die gelernte Technik ohne Verzögerung an.
Takuan Sōhō beschreibt diesen Zustand so:
- „Der Geist muß immer im Fluß sein, denn wenn er stoppt, wird dieser Fluß unterbrochen, und diese Unterbrechung ist schlecht für das Wohlergehen des Geistes. Für einen Schwertkämpfer bedeutet dies den Tod. Wenn ein Schwertkämpfer seinem Gegner gegenübersteht, darf er nicht an den Gegner denken, nicht an sich selbst, und nicht an die Bewegungen des gegnerischen Schwertes. Er steht nur da mit seinem Schwert, welches - ungeachtet aller Techniken - nur bereit ist, den Anweisungen des Unterbewussten zu folgen. Er ist nicht länger der Träger des Schwertes. Wenn er zuschlägt, so ist es nicht er, sondern das Schwert in der Hand des Unterbewusstseins des Mannes, das zuschlägt.“
Mushin kann nicht nur während des Kampfes erreicht werden. Viele Kampfkünstler, speziell jene der japanischen Kampfkünste wie Aikido oder Iaijutsu, trainieren, diesen Geisteszustand während der Ausführung von Katas zu erlangen, so dass eine fehlerlose Ausführung der Bewegungen möglich wird. Wurde dieses Ziel erreicht, so kann versucht werden, die gleiche Bewusstseinsstufe auch in anderen Aspekten des Lebens zu erlangen.
Mushin ist sehr stark verwandt mit anderen Geisteszuständen wie Heijoshin, bei dem durch geistige Disziplin eine komplette Ausgeglichenheit und Harmonie verwirklicht wird. Musashi Miyamoto, ein berühmter Samurai, wird hinsichtlich dieser Geisteszustände des Öfteren in der japanischen Folklore zitiert. Mushin und Heijoshin sind eng verwandt mit den Lehren des Buddhismus, speziell den Lehren des Zen.