Myrto (altgriechisch Μυρτώ Myrtṓ) ist – nach Xanthippe – die zweite Frau des griechischen Philosophen Sokrates (469–399 v. Chr.).
Nachdem Sokrates mit etwa 50 Jahren Xanthippe geheiratet hatte, die heute der Inbegriff der zänkischen und Besitz ergreifenden Ehefrau ist, nahm er Myrto, eine verarmte Witwe, in sein Haus auf. Möglicherweise war sie eine Tochter (oder Enkeltochter) des bekannten athenischen Politikers und Staatsmannes Aristeides, mit dessen Familie Sokrates befreundet war.
Einigen Quellen zufolge ging Sokrates seine zweite Ehe vor allem deshalb ein, weil die Bevölkerung Athens durch zahlreiche Kriege drastisch gesunken war und er auf diese Weise für zusätzlichen Nachwuchs sorgen wollte. Tatsächlich schenkte ihm Xanthippe den Sohn Lamprokles, während die Söhne Sophroniskos und Menexenos von Myrto stammen sollen. Möglicherweise war er aber auch aus sozialen Gründen verpflichtet, die mittellose Frau, mit deren Verwandten Lysimachos er befreundet war, in den schwierigen Kriegszeiten in seinen Haushalt aufzunehmen.
Da Myrto – späteren Erzählungen zufolge – ständig im Streit mit Xanthippe gelebt haben soll, soll Sokrates es vorgezogen haben, sich viel außerhalb des eigenen Hauses auf den Straßen und Plätzen Athens aufzuhalten, wo er seine Mitbürger in philosophische Gespräche verwickeln konnte. Auf die Frage, wie er es schaffe, die zänkischen Frauen zu ertragen, antwortete er, dass es nützlich sei so zu leben, denn es sei wie wilde Pferde zu zähmen; man sei besser gewappnet, wenn man den anderen in der Agora gegenübertrete.
Die Existenz Myrtos ist in einigen antiken Quellen bezeugt, wird aber auch bestritten, und zwar bereits von antiken Autoren wie Panaitios.
Literatur
- Klaus Döring: Myrto [2]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 607.
- J. W. Fitton: That Was No Lady, That Was… In: The Classical Quarterly. Band 20, Nr. 1, 1970, S. 56–66.
- Debra Nails: The People of Plato. Indianapolis/Cambridge 2002, S. 208 ff.
- Leonard Woodbury: Socrates and the Daughter of Aristides. In: Phoenix. Band 27, Nr. 1, 1973, S. 7–25.