Film
Originaltitel Nackt. Das Netz vergisst nie.
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2017
Länge 88 Minuten
Stab
Regie Jan Martin Scharf
Drehbuch Anne-Marie Keßel
Produktion Martin Zimmermann,
Christian Becker, Westside Filmproduktion GmbH
Musik Detlef Schmitz, Lukas Reese
Kamera Markus Eckert
Schnitt Ulrike Leipold
Besetzung

Nackt. Das Netz vergisst nie ist ein Fernsehdrama von Jan Martin Scharf aus dem Jahr 2017. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und beschäftigt sich mit dem Thema Cyber-Mobbing und dessen Wirkung auf seine Opfer. Die Hauptrollen spielen Felicitas Woll, Martin Gruber und Aleen Jana Kötter. Premiere hatte der Film am 4. April 2017 im Programm von Sat.1.

Handlung

Die 16-jährige Lara wird mit Nacktfotos, die für ihren Freund gedacht waren, durch einen unbekannten Webseitenbetreiber erpresst, dessen Seite „Fuck my Ex“ eine Rache-Porno-Site ist. Die Fotos machen schnell die Runde in der Schule und Lara ist nicht nur dem Cyber-Mobbing ausgesetzt, sondern auch realem Mobbing und anzüglichen Bemerkungen und Blicken in der Schule. Dort haben es besonders ihr Mitschüler Marcel und dessen Kumpel auf sie abgesehen. Die Situation eskaliert, als sie mitten in der Schulaula von diesen und weiteren Mitschülern in die Enge gedrängt und von allen Seiten (aufgrund ihrer großen Oberweite auf der Pornoseite) als Dickmann schikaniert wird. Laras Freund Basti hält dem Druck nicht stand und trennt sich von Lara. Das verstörte Mädchen fühlt sich von allen verlassen und unternimmt einen Selbstmordversuch.

Laras Mutter Charlotte versucht alles, was in ihrer Macht steht, um die endgültige Löschung der Fotos zu erreichen, muss jedoch schnell feststellen, dass dies fast unmöglich ist. Obwohl Laras Eltern die geforderten 500 Dollar zahlen, um das Foto löschen zu lassen, taucht es bereits am nächsten Tag erneut auf einer ähnlichen Seite auf mit der Forderung, abermals 500 Dollar zu zahlen. Charlotte setzt alle Hebel in Bewegung und nimmt sogar Kontakt mit anderen Opfern auf. Die Bilder endgültig aus dem Netz zu entfernen scheint aber ein aussichtsloses Unterfangen, vor allem, weil der Betreiber vom Ausland aus operiert. Da es der Polizei nicht möglich ist, ohne Beweise zu handeln und der Betreiber der Website nicht ausfindig zu machen ist, sind den Beamten die Hände insoweit gebunden. Daran ändert sich auch nichts, als es Charlotte zumindest gelingt, einige Indizien zusammenzutragen.

Charlottes Engagement führt im Gegenteil dazu, dass sie selbst an dem Ort, wo sie sich bisher sicher fühlte, nämlich in ihrem Zuhause, zur Zielscheibe des Seitenbetreibers wird, der seine lukrative Einnahmequelle gefährdet sieht und alles daran setzt, Charlotte dazu zu bringen aufzugeben. Die junge Amal, eines der Opfer, begeht Selbstmord, da sie sich gegenüber ihrer Familie schuldig fühlt, was nicht nur Charlotte, sondern auch den anderen Opfern, die sich zusammengetan haben, sehr nahe geht. Als Charlotte den Stick, den die Muslima Amal hinterlassen hat und auf dem sie sich von ihrer Familie und den Opfern mit tieftraurigen Worten verabschiedet, einer Gruppe von jungen Hackern vorlegt, werden diese, nachdem sie bei Charlottes erstem Vorsprechen arrogant abgelehnt hatten, aktiv und leiten Beweismittel anonym an die Polizei weiter, die den Betreiber daraufhin festnehmen kann.

Die Familie glaubt, dass nun endlich alles überstanden sei und begibt sich gemeinsam mit Basti auf einen Ausflug ans Meer. Noch wissen sie nicht, dass das Netz nie vergisst.

Produktionsnotizen

Dreharbeiten, Quote

Die Dreharbeiten fanden im Zeitraum 15. November bis 14. Dezember 2016 in München und der Region Süddeutschland statt.

Der Film erreichte bei einer Wiederholung am 16. Februar 2019 beim Sender Sat.1 Gold 2,60 Mio. Zuschauer, was einem Marktanteil von 8,4 Prozent entsprach.

Hintergrund

Der Film basiert auf der Geschichte der kanadischen Jugendlichen Amanda Todd. Todd war ein 15-jähriges Mädchen aus der Nähe von Vancouver, das ohne nachzudenken ein Nacktfoto von sich an einen Chat-Bekannten schickte. Dieser veröffentlichte das Foto auf Facebook und sandte es an Schüler und Mitarbeiter der gesamten Schule des Mädchens. Die Mobbing-Attacken haben der Jugendlichen über mehrere Jahre so zugesetzt, dass sie zweimal versuchte, sich das Leben zu nehmen. Beim zweiten Versuch starb sie.

Die Drehbuchautorin und der Regisseur wandelten die Geschichte dieses Films ein wenig ab und wählten eine andere Figur für den Selbstmord. Amal, gespielt von Jasmina Al Zihairi, hält dem Druck beim erneuten Aufbrechen alter Wunden nicht mehr stand und begeht Selbstmord. Ihre Scham gegenüber ihrer sehr religiösen Familie und deren Erwartungen an sie waren einfach zu groß.

Kritik

Der Filmdienst sprach von einem (Fernseh-)Drama, das zur Zerreißprobe für die betroffene Familie werde, und „sich um die Risiken des Datendiebstahls im Internet“ drehe. Dies geschehe „in einer Mischung aus Cyber-Thriller und Familien-Melodram“. Und schrieb weiter: „Ein bisweilen etwas reißerischer, insgesamt aber spannend-unterhaltsamer Ansatz, um vor den Schattenseiten der umfassenden digitalen Vernetzung zu warnen. – Ab 16.“

Tilmann P. Gangloff gab dem Film auf der Seite tittelbach.tv 3½ von sechs möglichen Sternen und erinnerte daran, dass Sat 1 eine ähnliche Geschichte vor einigen Jahren schon mal erzählt habe: In online – meine Tochter in Gefahr seien Mutter und Tochter das Opfer perfider Internetattacken geworden. Dieser Film sei jedoch näher dran an ARD-Tragödien wie Homevideo oder Das weiße Kaninchen, in denen ebenfalls Nacktaufnahmen von Jugendlichen im Netz kursierten. Der Film sei „dramaturgisch einfallslos erzählt“ und erreiche „bei weitem nicht die Intensität der beiden mit dem Grimme-Preis gekrönten ARD-Dramen“. Gangloff lobte die Szenen mit der von Aleen Jana Kötter gespielten Lara, die „berührend“ seien und die Laras Unbehagen, „das sich zur Panik steigert – trotz plakativer Inszenierung – vorzüglich nachvollziehen“ ließen. Die junge Mimin sei schon als ältere Tochter in dem Drama Nur eine Handvoll Leben „ganz ausgezeichnet“ gewesen. Felicitas Woll und Martin Gruber seien „als Eltern überzeugend, als die Welt der Familie noch in Ordnung“ gewesen sei, später würden „die Dialoge nur noch selten lebensnah (vorgetragen)“. Woll gelinge es zudem nicht, „an ihre herausragende Titelrolle in Die Ungehorsame, einem erschütternden Sat-1-Drama über Gewalt in der Ehe, anzuknüpfen“.

Einzelnachweise

  1. Biografie von Anne-M. Keßel. www.drehbuchautoren.de, abgerufen am 10. April 2017.
  2. 1 2 Nackt. Das Netz vergisst nie. bei crew united, abgerufen am 18. März 2023.
  3. Nackt. Das Netz vergisst nie. www.moviepilot.de, abgerufen am 10. April 2017.
  4. 1 2 Tilmann P. Gangloff: Fernsehfilm „Nackt. Das Netz vergisst nie“. Felicitas woll, Gruber, Aleen Jana Kötter. Kreuzzug gegen Rache Pornos im Internet
    tittelbach.tv. Abgerufen am 18. März 2023.
  5. Cyber-Mobbing: Der stumme Hilferuf der Amanda Todd (†15). Die Welt, 22. Oktober 2012, abgerufen am 10. April 2017.
  6. Jasmina Al Zihairi. www.imdb.com, abgerufen am 10. April 2017.
  7. Nackt. Das Netz vergisst nie. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 18. März 2023.
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