Die Neuapostolische Kirche Berlin-Lichtenberg ist ein ehemaliger Sakralbau der Neuapostolischen Kirche (NAK) in der Gebietskirche Berlin Brandenburg im Bezirk Ost im Bezirk Lichtenberg. Das erste Gebäude der Gemeinde stand in der Normannenstraße, ein Ersatzbau wurde 1977/78 am Münsterlandplatz errichtet. Die Kirche wurde im April 2022 profaniert, auf dem Gelände sollen Wohnungen entstehen.

Geschichte

Erstbau

In Berlin-Lichtenberg, in der Normannenstraße 19/20, wurde nach Entwürfen des Architekten August Nerlich 1932 ein kleines Kirchengebäude errichtet. Es war ein schlichter Putz- und Klinkerverblendbau, der sich gut zwischen den benachbarten Wohnhäusern, die von Bruno Taut stammten, und dem Gebäude des Finanzamtes einfügte.

Seit den 1960er Jahren erweiterte die Staatssicherheit der DDR ihren Sitz am Roedeliusplatz. Ende der 1970er Jahre sollten schließlich westlich des ehemaligen Finanzamts am Roedeliusplatz weitere Neubauten entstehen, darunter auch ein großes Versammlungs- und Tagungshaus, dem die Kirche im Weg war. Die Kapelle der NAK wurde 1979 geschlossen und zusammen mit den nebenstehenden Wohnhäusern, die unter Denkmalschutz standen, gesprengt.

Ersatzbau

Die Verantwortlichen der DDR genehmigten der NAK einen Ersatzbau, wofür ein größeres Areal an der Münsterlandstraße für die katholische Kirche angekauft wurde, auf dem bis dahin eine Kleingartenanlage vorhanden war. Beim Freiräumen des Gartenlandes wurden auch Soldaten der NVA eingesetzt. Die Kleingärtner erhielten eine finanzielle Entschädigung und bei Interesse Ersatzland in Neuenhagen bei Berlin.

Der 1977/1978 nach Plänen des Architektenteams von Erhardt Gißke und unter Leitung des Suhler Bauleiters Günter Hirsch im Weitlingkiez am Münsterlandplatz fertiggestellte Neubau war ein standardisierter Hallenbau aus Betonfertigteilen. Er wurde im Januar 1979 eingeweiht und erhielt in den 1990er Jahren einen Fassadenputz und ein Schieferdach.

Auflösung und Verkauf der Immobilie

Der Landesvorstand der Gebietskirche Berlin Brandenburg teilte im September 2019 auf einem Informationsabend mit, dass die Kirchengemeinden Berlin-Treptow und Berlin-Lichtenberg im Jahr 2020 fusionieren und später am Standort Schmollerplatz in ein neues Kirchengebäude ziehen sollten. Diese Pläne wurden nicht umgesetzt.

Betriebskosten und Auslastung des Gebäudes waren seit längerem nicht mehr in Einklang zu bringen, sodass andere neuapostolische Kirchen die Aufgaben der Lichtenberger Kirche übernahmen. Das Kirchengebäude wurde am 15. April 2022 profaniert: an diesem Tag feierte Bezirksapostelhelfer Helge Mutschler einen letzten Gottesdienst in der Kirche. Anschließend wurde die Orgel ausgebaut und das Gelände zur Nutzung an einen Investor übergeben, der die Kirche abreißen und hier mehr als 100 Wohneinheiten errichten will.

Architektur

Außen und Innen

Der Haupteingang befand sich auf der straßenabgewandten Seite des Gebäudekomplexes. Das Kirchenschiff war rund 40 Meter lang und hatte eine Grundfläche von 1150 m². Orgelkammer, Sakristei und verschiedene Nebenräume vervollständigten die Räumlichkeiten.

Zum Gebäudekomplex gehörten ein hofseitiges Garagengebäude und der vorgelagerte Baukörper am Münsterlandplatz, in dem Sanitäreinrichtungen, Garderobe und ein Chorübungsraum untergebracht waren. Ein freistehendes Wohnhaus in der Wönnichstraße schloss das Ensemble ab.

Orgel

Die Orgel entstand 1979 in der Firma W. Sauer Orgelbau Frankfurt (Oder) als Opus 2099. Nach dem Verkauf des Gebäudes wurde auch die Orgel weiterverkauft. Sie gelangte in die Neuapostolische Kirche in Plauen. Bevor sie dort wieder gespielt werden kann, wird das Instrument vom Orgelbauer Hüfken aus Halberstadt generalsaniert und baulich vor Ort eingepasst. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2024 geplant, die Kosten für die dortige Gemeinde werden mit 120.000 Euro angegeben.

Siehe auch

Quellen

Einzelnachweise

  1. Gebietskirchenstruktur der NAK Berlin-Brandenburg
  2. August Nerlich. In: www.apostolische-geschichte.de. Abgerufen am 20. August 2022.
  3. Normannenstr. 19/20 > Neuapostolische Gemeinde Lichtenberg. In: Berliner Adreßbuch, 1933, Teil IV, S. 2098 (Im Haus wohnen darüber hinaus drei Familien).
  4. Gespräch mit Anwohnern im Januar 2008.
  5. Von Platz zu Platz – Gemeindefusion Lichtenberg und Treptow.
  6. Kirche in Berlin-Lichtenberg profaniert. In: www.nak-nordost.de. 4. Mai 2022, abgerufen am 27. Mai 2023.
  7. Orgelkonzert von Stefan von Grünberg auf der Sauer-Orgel der NAK Lichtenberg, hier ist auch die Orgeldisposition enthalten; abgerufen am 16. Februar 2022.
  8. NSAK Gwemeinde Berlin-Lichtenberg: Ausblick, abgerufen am 27. Mai 2023.

Koordinaten: 52° 30′ 11,16″ N, 13° 29′ 44,52″ O

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