Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 48° 59′ N,  15′ O

Basisdaten
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Landkreis: Germersheim
Verbandsgemeinde: Hagenbach
Höhe: 106 m ü. NHN
Fläche: 8,31 km2
Einwohner: 2674 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 322 Einwohner je km2
Postleitzahl: 76776
Vorwahl: 07273
Kfz-Kennzeichen: GER
Gemeindeschlüssel: 07 3 34 021
Adresse der Verbandsverwaltung: Ludwigstraße 20
76767 Hagenbach
Website: www.neuburg-am-rhein.de
Ortsbürgermeister: Hermann Knauß (Freie Wähler)
Lage der Ortsgemeinde Neuburg am Rhein im Landkreis Germersheim

Neuburg am Rhein ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Hagenbach an.

Geographische Lage

Die Gemeinde liegt in der südöstlichsten Ecke von Rheinland-Pfalz zwischen Rhein und Lauter. Am gegenüberliegenden Rheinufer liegen die Große Kreisstadt Rheinstetten (Neuburgweier), Au am Rhein (Landkreis Rastatt) und Karlsruhe (Daxlanden). Neuburg ist die südlichste Gemeinde von Rheinland-Pfalz. Die Entfernung zur nördlichsten Gemeinde Friesenhagen beträgt circa 280 Kilometer.

Geschichte

Mittelalter

Urkundlich klar belegt ist 1086 die Schenkung einer „Grafschaft Vorechheim“ im Ufgau (heute: Forchheim-Rheinstetten), durch Kaiser Heinrich IV. an den Bischof von Speyer. Dazu gehörte auch das rechtsrheinische, spätere Gebiet von Neuburg. 1102 überließ das Bistum die Länderei als Lehen an die Herren von Eberstein. Diese befestigten um 1250 den strategisch bedeutsamen Platz und nannten ihn „Zer Niuwenburc“. 1259 verpfändete Otto von Eberstein das Dorf „Niwenbure“ (Neuburg) als Heiratsgut seiner Schwester, Adelheid von Eberstein, an deren Mann, Heinrich II. von Lichtenberg. Lehnsherr blieb weiterhin der Bischof von Speyer. Es wurde von den Herren von Eberstein nicht mehr ausgelöst.

Bei der ersten Landesteilung der Herrschaft Lichtenberg, die um 1330 stattfand, wurde Neuburg dem Landesteil der „älteren Linie“, den Nachkommen Heinrich II. von Lichtenberg, zugeordnet. 1337 erhielt Neuburg Stadtrecht, und zwar das von Hagenau. Neuburg diente bei der Heirat der Agnes von Lichtenberg, Tochter von Ludwig II. von Lichtenberg, als Pfand zur Sicherung ihrer Mitgift. Diese wurde 1359 durch eine Geldzahlung abgelöst. 1377 wurde es von der älteren Linie der Lichtenberger an Heinrich IV. von Lichtenberg von der jüngeren Linie übergeben, wobei dieser sich gleichzeitig verpflichtete, Schulden des älteren Linie zu begleichen. Heinrich IV. verpfänden Neuburg 1369 an die Stadt Straßburg und verkaufen es endgültig 1383 an Kurfürst Rupprecht I. von der Pfalz (1309–1390).

Neuzeit

Noch um 1700 lag Neuburg auf der rechten Rheinseite. Die dort bestehende Festungsanlage fiel schon Ende des 16. Jahrhunderts Verlagerungen des Flussbetts des Rheins zum Opfer.

Durch die Verlegung des Ortes auf die linke Stromseite gingen nicht nur große Teile der Gemarkung, sondern auch die Stadtrechte verloren. Aus der Stadt mit einem Blutgericht und einer bedeutenden Lotsen- und Zollstation war ein Schiffer- und Fischerdorf geworden. Der Kampf gegen die Hochwasserfluten des Rheins war aber auch nach der Rheinbegradigung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht beendet. Erst nach dem Hochwasser der Neujahrsnacht 1882/83, das die gesamte Gemarkung überflutete, wurden die Deichbauten verbessert.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt Neuburg schwere Schäden, vor allen weil der Grenzort in der Roten Zone des Westwalls lag.

Einwohnerentwicklung

Wenn nicht gesondert aufgeführt, ist die Quelle der Daten das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz.

Jahr Einwohner
1802904
18151.285
18351.483
18491.778
18611.631
18711.538
19051.605
Jahr Einwohner
19391.977
19501.958
19652.612
19702.605
19752.617
19802.617
19852.545
Jahr Einwohner
19902.513
19952.522
20002.523
20052.547
20102.555
20132.577
20152.640

Konfessionsstatistik

Im Jahr 1871 waren von insgesamt 1538 Einwohnern 1340 evangelisch (87 %) und 198 katholisch (13 %). Zum 31. Dezember 2016 waren 56,4 % der Einwohner evangelisch und 19,1 % römisch-katholisch. Die übrige 24,5 % gehörte einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder war konfessionslos. Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Derzeit (Stand September 2022) sind von den Einwohnern 47,0 % evangelisch, 17,8 % katholisch und 35,2 % sind konfessionslos oder gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an.

Während im Umland die katholische Konfession überwiegt, ist dies in Neuburg genau umgekehrt. 1686 gelang es unter französischer Besetzung, die reformierten Pfarreien aufzuheben und sie der römisch-katholischen Kirche zu übertragen. Doch die Mehrzahl der Neuburger Protestanten machte den Konfessionswechsel nicht mit und erhielt 1701 die Religionsfreiheit zugesichert.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Neuburg besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und einem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:

WahlSPDCDUWGNGesamt
2019641020 Sitze
201485720 Sitze
2009114520 Sitze
200496520 Sitze

Ortsbürgermeister

  • 1949–1979: Albert Vollmer
  • 1979–1984: Rudolf Gerber (Wählergruppe)
  • 1984–1994: Erwin Muth (SPD)
  • 1994–2004: Heinz Degitz (SPD)
  • 2004–2014: Thorsten Pfirmann (SPD)
  • seit 2014: Hermann Knauß (Freie Wähler)

Knauß wurde bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 74,59 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.

Wappen

Blasonierung: „In Schwarz ein gesenkter silberner Anker, beidseits von einem rotbewehrten und -bezungten goldenen Löwen gehalten.“
Wappenbegründung: Es wurde 1968 vom Mainzer Innenministerium genehmigt und geht zurück auf ein Siegel aus dem Jahr 1727.

Gemeindepartnerschaften

Mit Hennickendorf wird eine Partnerschaft gepflegt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Eine Besonderheit ist, dass sich die protestantische und römisch-katholische Kirche direkt gegenüberstehen. In der römisch-katholischen Kirche St. Remigius befindet sich die älteste erhaltene Orgel des Orgelbauers Michael Stiehr aus dem Jahre 1786.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Neuburg am Rhein

Mundart

In Neuburg wird eine sehr eigentümliche Variante des pfälzischen Dialekts gesprochen, welche sich deutlich von den pfälzischen Nachbargemeinden und dem angrenzenden Elsass unterscheidet. Man vermutet, dass dieses Idiom auf die durch Hochwasser und Flusslaufveränderungen immer wieder neu entstandene Insellage im Rhein zurückzuführen ist.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Zwischen Neuburg und dem badischen Neuburgweier (Stadt Rheinstetten) besteht eine Autofähre. Neuburg hat einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Wörth–Strasbourg.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • 1980, 7. Juni: Albert Vollmer (* 4. Oktober 1906, † 8. August 1988), Ortsbürgermeister von 1949 bis 1979, wurde für seine große Verdienste um den Wiederaufbau des kriegszerstörten Dorfes und dessen Weiterentwicklung zur modernen Wohngemeinde zum Ehrenbürger ernannt. Sein Engagement für Neuburg und die Verbandsgemeinde Hagenbach wurden auch mit der Verleihung der Freiherr-vom-Stein-Plakette des Landes (1965), dem Ehrenbrief des Gemeindetages Rheinland-Pfalz und des Bundesverdienstkreuzes am Bande gewürdigt.
  • 1996, 6. März: Erwin Muth (* 16. November 1931, † 16. August 2016), Ortsbürgermeister von 1984 bis 1994, nachdem er zuvor 32 Jahre Mitglied des Gemeinderats war. Als Dank für seine langjährige Arbeit im Rat und für seinen Einsatz zum Wohle der Gemeinde wurde er am 8. März 1996 zum Ehrenbürger ernannt, nachdem ihm bereits die Freiherr-vom-Stein-Plakette (1990) und das Bundesverdienstkreuz am Bande (1993) verliehen wurden.
  • Gerd Balzer (* 1942), Heimatforscher, Verfasser der Ortschronik und Beigeordneter. Beschluss des Ortsgemeinderates vom Januar 2020. Balzer ist außerdem Träger der Landesehrennadel.

Sonstige Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Neuburg am Rhein – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. NN: NN. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Bd. 112 (1964), S. 83, 86f.
  3. Lehmann, Bd. 1, S. 29, Eyer, S. 49, 105. Die lehnsherrliche Zustimmung datiert von 1258 (vgl.: Lehmann, Bd. 1, S. 29).
  4. Eyer, S. 168; Lehmann, Bd. 1, S. 29.
  5. Eyer, S. 79.
  6. Eyer, S. 229.
  7. Eyer, S. 88.
  8. Eyer, S. 93.
  9. Eyer, S. 102f, 168.
  10. Heyberger u. a.: Bavaria, S. 205.
  11. Naturschutzgebiet Altrhein Neuburgweier (PDF-Datei; 1,08 MB) Zum historischen Mäanderdurchbruch des Rheins zwischen Neuburg und Weier
  12. Geschichte: Gegenwart. Ortsgemeinde Neuburg am Rhein, abgerufen am 23. Mai 2020.
  13. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Neuburg
  14. 1 2 3 Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz, 1863, S. XXVII des Anhangs
  15. 1 2 Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern vom 1. Dezember 1871 nach einzelnen Gemeinden, 1873, S. 65
  16. Gemeindestatistik In: ewois.de, Stand: 31. Dezember 2016
  17. Gemeindestatistik Ortsgemeinde Neuburg am Rhein, abgerufen am 10. Oktober 2022
  18. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  19. 1 2 Bundesverdienstkreuz und Ehrenbürgerrechte. Albert Vollmer. Verbandsgemeinde Hagenbach, abgerufen am 23. Mai 2020.
  20. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Hagenbach, Verbandsgemeinde, dritte Ergebniszeile. Abgerufen am 26. April 2020.
  21. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
  22. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 136f.
  23. Bundesverdienstkreuz und Ehrenbürgerrechte. Erwin Muth. Verbandsgemeinde Hagenbach, abgerufen am 23. Mai 2020.
  24. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 138f.
  25. Betsch, Andreas: Ehrenbürger im Wartestand, in: Die Rheinpfalz, Germersheimer Rundschau, 7. Juni 2021.
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