Die Odilienmühle (Kleine Mühle) ist eine Wassermühle am heutigen westlichen Rand der Altstadt von Göttingen in Niedersachsen.

Geschichte

Die Mühle wurde im Jahre 1305 in einem Schreiben von Herzog Albrecht dem Feisten erstmals urkundlich erwähnt, als der Herzog das Recht der Mahlmetze an die Stadt verlieh. Zu dieser Zeit war die Mühle im Besitz der Herren von Adelebsen. 1371 wurde sie durch die Stadt Göttingen aufgekauft.

Die Odilienmühle befindet sich unter der Adresse Hospitalstraße 35 am Ostufer des Leinekanals direkt gegenüber der Lohmühle (Lohmühlenweg 1) und lag ursprünglich außerhalb der Mauerbefestigung. Erst nach einer Stadterweiterung und durch den Bau der seither direkt an die Mühle anschließenden Wallbefestigung (1362–1577) war die Odilienmühle ab 1541 in die städtischen Befestigungsanlagen einbezogen und konnte so auch in Kriegszeiten die Versorgung der Bevölkerung mit absichern. Die Mühle wurde durch die Stadt Göttingen fortlaufend verpachtet. Im 14. Jahrhundert betrug die jährliche Pacht ca. 18 Mark.

Das heutige Fachwerk-Mühlengebäude stammt aus den Jahren 1766/67, die Technik ist etwa ein Jahrhundert jünger. Noch im 18. Jahrhundert sah man eine Bauinschrift mit den Datum „1600“, die auf einen Vorgängerbau hinwies.

Umnutzung

Die immer noch in städtischem Besitz befindliche Odilienmühle war nach mehrmaligem Umbau bis 1945 teilweise in Betrieb.

Seit dem 1990er-Jahren suchte die Stadt nach einem privaten Käufer des denkmalgeschützten Gebäudes. 1999 zerschlug sich eine Planung der 1994 in Göttingen wiederbegründeten Jüdischen Gemeinde zu Übernahme der Odilienmühle, um darin ihr Gemeindezentrum einzurichten. Es sollte dazu auch die Fachwerk-Synagoge aus Bodenfelde auf das beengte Grundstück transloziert werden (seit 2006 auf dem Grundstück Angerstraße 14 in Göttingen).

Der seit 2002 jetzige Privateigentümer veranlasste 2003–2006 einen durchgreifenden Umbau mit Umnutzung. Heute befinden sich in dem Gebäude Gastronomie, Büros und Wohnungen.

Das Mühlrad wurde 2007 mit finanzieller Beteiligung der Stadt Göttingen und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege restauriert und wieder zum Drehen gebracht, allerdings ohne Verbindung zur ehemaligen Mühlentechnik im Inneren des Gebäudes.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Werner Arnold: Nr. 69† Göttingen, Kleine Mühle (Lohmühlenweg). In: Deutsche Inschriften Online (Deutsche Inschriften, Bd. 19 Stadt Göttingen, 1980). Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, 1980, abgerufen am 22. Februar 2023.
  2. Kleine Mühle. Nach jahrelangen Verhandlungen scheitert das Projekt auf geplantem Grundstück. Aus für Jüdisches Zentrum: Suche beginnt neu. In: Göttinger Tageblatt, 11. September 1999.
  3. Jüdisches Zentrum. Gemeinde kann Geld nicht aufbringen. In: Hessisch/Niedersächsische Allgemeine, 11. September 1999.
  4. kk: Odilienmühle: Biergarten öffnet im Juni. Investor baut aus: Mexikanisches Restaurant und Wohnungen geplant. In: Göttinger Tageblatt, 5. Januar 2004.
  5. Mühlrad der alten Mühle am Wall - Stillstand. Inzwischen wurde das Mühlrad saniert:. In: goest.de. Abgerufen am 22. Februar 2023.
  6. Kehrtwende: Probestau für Odilienmühle geplangt. Mühlrad soll sich wieder drehen: Stadtverwaltung auf Lösungssuche / Wehr wird instandgesetzt. In: Göttinger Tageblatt, 26. November 2004.
  7. Vgl. Rolf Wilhelm Brednich: Denkmale der Freundschaft. Göttinger Stammbuchkupfer. Quellen der Kulturgeschichte. Verlag Hartmut Bremer, Friedland 1997, ohne ISBN, S. 31 (Nr. 058).

Koordinaten: 51° 31′ 47,9″ N,  55′ 55,29″ O

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