Schießen bei den
II. Olympischen Spielen
Information
Austragungsort Frankreich Versailles / Billancourt
Wettkampfstätte Camp de Satory / Île Seguin
Nationen 8
Athleten 72 (72 Männer)
Datum 15. Juli – 5. August 1900
Entscheidungen 9
Athen 1896

Die in Paris im Rahmen der Weltausstellung (Exposition Universelle et Internationale de Paris) ausgetragenen Internationalen Wettbewerbe für Leibesübungen und Sport (Concours Internationaux d’Exercices Physiques et de Sports) umfassten Wettbewerbe im Sportschießen, die Bestandteil der Olympischen Sommerspiele 1900 (Spiele der II. Olympiade) waren.

Anmerkungen

Die Wettbewerbe bestanden im Übrigen aus einer Vielzahl von Wettkämpfen, die nach Vorstellung von Pierre de Coubertin, dem Begründer der modernen Olympischen Spiele, und nach Maßgabe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nicht als olympisch angesehen werden. So stellt die internationale Beteiligung eine Grundvoraussetzung für einen olympischen Wettbewerb dar, doch die Konkurrenzen bestanden zu einem Großteil aus nationalen Schützenfesten und Militärwettkämpfen. Hinzu kam eine Reihe von Wettkämpfen für professionelle Schützen. Das Preisschießen war eine in jener Zeit weit verbreitete und lukrative Angelegenheit, die Annahme von Geld für eine sportliche Leistung entsprach jedoch nicht dem olympischen Gedanken, weshalb Profis nicht bei olympischen Wettbewerben starten durften. Weitere Wettbewerbe, die keinen olympischen Charakter besaßen, waren das Schießen auf lebende Tauben, das Armbrustschießen und das Kanonenschießen.

Das IOC ordnete neun Schießwettbewerbe dem olympischen Programm der Spiele der II. Olympiade zu. Hierbei nahm das Schießen mit dem Armeegewehr mit 5 Wertungen (liegend, kniend, stehend, als Dreistellungskampf und als Mannschaft) eine herausragende Stellung ein. Von den insgesamt über 6000 teilnehmenden Schützen beteiligten sich nur 72 Sportler an den olympischen Wettbewerben. Mit Ausnahme des Wurfscheibenschießens, das an einem Schießstand auf der Île Seguin bei Billancourt ausgetragen wurde, fanden die Wettbewerbe im Camp de Satory statt, einem Militärlager bei Versailles. Die einzelnen Wettbewerbe waren über einen längeren Zeitraum zwischen dem 15. Juli und 7. August verteilt.

Medaillenspiegel

Platz Land Dritter Gesamt
1 Schweiz5117
2 Frankreich2327
3 Dänemark134
4 Norwegen224
5 Belgien22
6 Niederlande11
Gesamt 8 9 8 25

Ergebnisse

Armeegewehr stehend 300 m

Platz Land Sportler Punkte
1  DEN Lars Jørgen Madsen 305
2  NOR Ole Østmo 299
3  BEL Charles Paumier du Verger 298
4  BEL Paul van Asbroeck 297
5  SUI Franz Böckli 294
6  SUI Emil Kellenberger 292
7  BEL Jules Bury 282
 SUI Alfred Grütter

Datum: 5. bis 7. August 1900
30 Teilnehmer aus 6 Ländern

Das stehende Schießen war die erste Disziplin im Dreistellungskampf und wurde zusätzlich gesondert gewertet. Es mussten 40 Schuss in vier Serien zu je zehn Schuss abgegeben werden. Geschossen wurde auf eine Zielscheibe mit zehn Ringen und einem Durchmesser von einem Meter. Die maximale Punktzahl betrug 400.

Armeegewehr kniend 300 m

Platz Land Sportler Punkte
1  SUI Konrad Stäheli 324
2  SUI Emil Kellenberger 314
 DEN Anders Peter Nielsen
4  BEL Paul van Asbroeck 308
5  NED Marcus Ravenswaaij 306
6  NED Uilke Vuurman 303
7  SUI Franz Böckli 300
8  DEN Lars Jørgen Madsen 299

Datum: 5. bis 7. August 1900
30 Teilnehmer aus 6 Ländern

Das kniende Schießen war die zweite Disziplin im Dreistellungskampf und wurde zusätzlich gesondert gewertet. Es mussten 40 Schuss in vier Serien zu je zehn Schuss abgegeben werden. Geschossen wurde auf eine Zielscheibe mit zehn Ringen und einem Durchmesser von einem Meter. Die maximale Punktzahl betrug 400.

Armeegewehr liegend 300 m

Platz Land Sportler Punkte
1  FRA Achille Paroche 332
2  DEN Anders Peter Nielsen 330
3  NOR Ole Østmo 329
4  FRA Léon Moreaux 325
5  SUI Emil Kellenberger 324
6  NED Henrik Sillem 317
7  FRA Auguste Cavadini 316
8  BEL Paul van Asbroeck 312
 NED Uilke Vuurman

Datum: 5. bis 7. August 1900
30 Teilnehmer aus 6 Ländern

Das liegende Schießen war die dritte Disziplin im Dreistellungskampf und wurde zusätzlich gesondert gewertet. Es mussten 40 Schuss in vier Serien zu je zehn Schuss abgegeben werden. Geschossen wurde auf eine Zielscheibe mit zehn Ringen und einem Durchmesser von einem Meter. Die maximale Punktzahl betrug 400.

Armeegewehr Dreistellungskampf 300 m

Platz Land Sportler Punkte
1  SUI Emil Kellenberger 930
(292+314+324)
2  DEN Anders Peter Nielsen 921
(277+314+330)
3  NOR Ole Østmo 917
(299+289+329)
 BEL Paul van Asbroeck 917
(297+308+312)
5  DEN Lars Jørgen Madsen 905
(305+299+301)
6  BEL Charles Paumier du Verger 897
(298+297+302)
7  FRA Achille Paroche 887
(268+287+332)
8  SUI Franz Böckli 883
(294+300+289)

Datum: 5. bis 7. August 1900
30 Teilnehmer aus 6 Ländern

Der Dreistellungskampf war eine gesonderte Wertung, die aus der Zusammenfassung der Einzelergebnisse im stehenden, knienden und liegenden Anschlag resultierte. Die maximale Punktzahl betrug 1200.

Armeegewehr Dreistellungskampf Mannschaft 300 m

Platz Land Sportler Punkte
1  SUI Franz Böckli (883)
Alfred Grütter (832)
Emil Kellenberger (930)
Louis-Marcel Richardet (873)
Konrad Stäheli (881)
4399
2  NOR Olaf Frydenlund (817)
Helmer Hermansen (878)
Tom Seeberg (848)
Ole Sæther (830)
Ole Østmo (917)
4290
3  FRA Auguste Cavadini (880)
Maurice Lecoq (823)
Léon Moreaux (880)
Achille Paroche (887)
René Thomas (808)
4278
4  DEN Viggo Jensen (875)
Laurids Kjær (782)
Axel Kristensen (782)
Lars Jørgen Madsen (905)
Anders Peter Nielsen (921)
4265
5  NED Antonius Bouwens (812)
Marcus Ravenswaaij (881)
Henrik Sillem (847)
Solko van den Bergh (805)
Uilke Vuurman (876)
4221
6  BEL Joseph Baras (713)
Jules Bury (821)
Edouard Myin (818)
Charles Paumier du Verger (897)
Paul van Asbroeck (917)
4166

Datum: 5. bis 7. August
30 Teilnehmer aus 6 Ländern

Der Mannschaftskampf war eine gesonderte Wertung, die aus der Zusammenfassung der Einzelergebnisse im Dreistellungskampf von 5 Schützen einer Mannschaft resultierte. Die maximale Punktzahl betrug 6000.

Armeerevolver 50 m

Platz Land Sportler Punkte
1  SUI Karl Conrad Röderer 503
2  FRA Achille Paroche 466
3  SUI Konrad Stäheli 453
4  SUI Louis-Marcel Richardet 448
5  FRA Louis Dutfoy 442
6  NED Dirk Boest Gips 437
7  SUI Friedrich Lüthi 435
 FRA Léon Moreaux

Datum: 2. bis 3. August
20 Teilnehmer aus 4 Ländern

Es mussten 60 Schuss in sechs Serien zu je zehn Schuss abgegeben werden. Geschossen wurde auf eine Zielscheibe mit zehn Ringen und einem Durchmesser von 50 cm. Die maximale Punktzahl betrug 600.

Armeerevolver Mannschaft 50 m

Platz Land Sportler Punkte
1  SUI Friedrich Lüthi (435)
Paul Probst (432)
Louis-Marcel Richardet (448)
Karl Conrad Röderer (503)
Konrad Stäheli (453)
2271
2  FRA Louis Dutfoy (442)
Maurice Lecoq (429)
Léon Moreaux (435)
Achille Paroche (446)
Jules Trinité (431)
2203
3  NED Antonius Bouwens (390)
Henrik Sillem (408)
Anthony Sweijs (310)
Solko van den Bergh (331)
Dirk Boest Gips (437)
1876
4  BEL Pierre Eichhorn (345)
Charles Lebègue (318)
Victor Robert (351)
Alban Rooman (405)
Émile Thèves (404)
1823

Datum: 5. bis 7. August 1900

Der Mannschaftskampf war eine gesonderte Wertung, die aus der Zusammenfassung der Einzelergebnisse von fünf Schützen einer Mannschaft resultierte. Die maximale Punktzahl betrug 3000.

Ordonnanzrevolver 20 m

Platz Land Sportler Punkte
1  FRA Maurice Larrouy 58
2  FRA Léon Moreaux 57
3  FRA Eugène Balme 57
4  FRA Paul Moreau 57
5  SUI Paul Probst 57
6  FRA Joseph Labbé 57

Die Meinungen der Sporthistoriker über diesen Wettbewerb gehen stark auseinander, ob es sich hierbei überhaupt um einen olympischen Wettbewerb handelte. Die Verwirrung beginnt schon damit, dass der Wettbewerb in den Listen des IOC als ein Schießen mit der Schnellfeuerpistole über 25 m mit 60 Schuss umschrieben wird. Einen solchen Wettkampf hat es aber gemäß dem offiziellen Bericht zu den Sportveranstaltungen der Weltausstellung nie gegeben. Tatsächlich handelte es sich um einen Wettbewerb mit der Ordonnanzwaffe (Dienstwaffe) über 20 m mit nur 6 Schuss (maximal 60 Punkte).

Der Bericht sagt weiter aus, dass 201 Schützen sich an diesem Wettbewerb beteiligten. Namentlich bekannt sind nur die im Bericht veröffentlichten sechs Schützen, unter ihnen ein Schweizer. Die aus dem Bericht ebenfalls hervorgehende Reihung der Preise muss nicht unbedingt die sportliche Reihenfolge darstellen, denn außer dem Sieger haben alle anderen fünf Schützen die gleiche Punktzahl (57) geschossen, was bei einem fehlenden Stichkampf üblicherweise eine gleichrangige Wertung nach sich zieht. Letztlich geht der namhafte Sporthistoriker Bill Mallon davon aus, dass der Wettbewerb auch für Profis zugänglich war, weshalb er schließlich endgültig aus der Liste der olympischen Wettbewerbe auszuschließen wäre. Dies wird in diversen Veröffentlichungen auch so praktiziert, entsprechend verändert stellt sich dort auch die Statistik und der Medaillenspiegel dar.

Tontaubenschießen

Platz Land Sportler Punkte
1  FRA Roger de Barbarin 17
2  FRA René Guyot 17
3  FRA Justinien de Clary 17
4  FRA César Bettex 14
5  FRA Hilaret 14
6  FRA Edouard Geynet 13

Datum: 15. bis 17. Juli 1900
31 Teilnehmer aus 4 Ländern

Geschossen wurde auf 20 Scheiben (Tontauben). Bei Gleichstand entschied ein Stichkampf unter diesen Schützen, die auf zwölf weitere Scheiben zu schießen hatten. Die ersten drei Plätze wurden auf diese Weise ausgeschossen.

Literatur

  • Volker Kluge: Olympische Sommerspiele. Die Chronik I. Athen 1896 – Berlin 1936. Sportverlag Berlin, Berlin 1997, ISBN 3-328-00715-6.
  • Karl Lennartz, Walter Teutenberg: II. Olympische Spiele 1900 in Paris. Darstellung und Quellen. AGON Sportverlag, Kassel 1995, ISBN 3-928562-20-7.
  • Bill Mallon: The 1900 Olympic Games. McFarland & Company, Inc., Jefferson, North Carolina 1998, CIP 97-36094.
Commons: Shooting at the 1900 Summer Olympics – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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