Das Opus vermiculatum (lateinisch opus ‚Werk‘ oder ‚Technik‘; Synonym: Pavimentum Vermiculatum) ist eine Mosaik-Technik, bei der Umrisslinien um Formen gezogen werden, wofür Tesserae verwendet werden. Die Tesserae waren oft quadratisch, konnten aber auch andere Formen haben. Der Hauptzweck der Opus vermiculatum Technik ist „in Stein zu malen“.
Das können ein oder mehrere Reihen sein, die im Kontrast zum Hintergrund in Opus tessellatum stehen.
Der Name Opus vermiculatum (Plural: opera vermiculata) bedeutet wurmförmig (vermis = lat. für Wurm), damit wird auf den wurmförmigen, welligen Verlauf der Mosaiksteinchenreihen verwiesen, die typisch für diese Technik sind.
Die Opus vermiculatum-Mosaiktechnik wird als eine der anspruchsvollsten und ausgefeiltesten Mosaiktechniken der römischen Mosaike bezeichnet.
Opus vermiculatum wird vorwiegend für Figurenkompositionen angewendet und aus sehr kleinen, bis zu wenigen Millimeter großen, Steinchen (im Vergleich zum Opus tessellatum) gemacht, um feine Farbabstufungen zu erlauben und den Konturen sowie dem Umriss der Figuren genau folgen zu können.
Die Opus vermiculatum Technik wird vorwiegend für die zentrale Figurenkompositionen verwendet oder für das zentrale Mosaik, das dann von geometrischen oder floralen Motiven umgeben ist, die in der gröberen Opus tessellatum Technik ausgeführt sind, für die deutlich größere Mosaiksteinchen verwendet werden. Gelegentlich werden nur wesentliche Details, z. B. Gesichter der Figuren, in Opus vermiculatum ausgeführt, während das Mosaik sonst in Opus tessellatum ausgeführt ist.
Gewöhnlich sollte mit dem Opus vermiculatum das Hauptmotiv und Einzelheiten im Vordergrund betont werden. Dazu wurde ein glatter und fließender Halo-Effekt verwendet.
Geschichte
Die Opus vermiculatum-Technik hatte ihren Ursprung in Griechenland und entstand später als die anderen Mosaiktechniken. Das erste Beispiel ist das Sophilos-Mosaik aus Thmuis in Unterägypten, das um 200 v. Chr. datiert wird.
Opus vermiculatum verbreitete sich in der hellenistischen Welt, einschließlich Ägypten. Sie wurde in Ägypten vom späten 3. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. für die Grabdekoration eingesetzt. In Syrien hielt sich diese Mosaiktechnik noch sehr lange Zeit.
Das Nilmosaik von Palestrina zeigt einen sehr raffinierten Einsatz der Farben und eine sehr ausgefeilte Technik. Das könnte darauf hindeuten, dass diese Technik auf Gemälden basiert.
Das früheste bekannte Beispiel für ein Opus-vermiculatum-Mosaik befindet sich im Griechisch-Römischen Museum in Alexandria, dieses Mosaik-Porträt einer Frau stellt die Verkörperung der Stadt Alexandria dar und entstand um 200 v. Chr.
Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. hatten die Römer diese Technik zusammen mit den anderen Mosaiktechniken übernommen, eventuell indem sie griechische Mosaikkünstler für diese Arbeiten anwarben. In Pompeji wurden zahlreiche großartige Mosaiken in Opus vermiculatum-Technik gefunden.
Die Verwendung des Opus vermiculatum ging nach dem 1. Jahrhundert n. Chr. zurück, wurde aber weiterhin bis zum 4. Jahrhundert als Hauptstilmittel für feinere römische Mosaiken eingesetzt. Dann wurden die Mosaiken zunehmend impressionistisch, wobei sie sich die Farbreflexionen der Glas-Tesserae zunutze machten, die besser zum Opus tessellatum passten. Mit der immer weiteren Verbreitung von Mosaikverzierungen für Wände und Gewölbe während der frühchristlichen Periode wurde die Opus-vermiculatum-Technik ganz aufgegeben – zugunsten einer zunehmend mehr impressionistisch werdenden Opus-tessellatum-Technik, die auf größere Entfernungen eindrucksvoller wirkte.
Siehe auch
Literatur
- Marion Elizabeth Blake: The pavements of the Roman buildings of the Republic and early Empire. American Academy, Rom 1930.
- Walter Hatto Gross: Opus vermiculatum. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 575 f.
- Michael Donderer: Die antiken Paviment-Typen und ihre Benennung. In: Jahrbuch des deutschen Archäologischen Instituts. Band 102, 1987, S. 365–377.
- Christoph Höcker: Metzler Lexikon antiker Architektur. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-476-02294-3, S. 193.
- Maria-Kalliope Zapheiropoulou: Emblemata vermiculata. Hellenistische und spätrepublikanische Bildmosaiken. Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-75669-9 (Digitalisat).