Der Orden unserer lieben Frau vom Berge Karmel wurde 1607 von König Heinrich IV. von Frankreich gegründet.
Der Ritterorden wurde nach dem Karmel in Israel benannt und reihte sich in die karmelitanische Ordensfamilie ein.
Orden unserer lieben Frau von Karmel und des Heiligen Lazarus
Im Jahre 1608 ernannte Heinrich den Großmeister des Lazarus-Ordens Philibert Marquis de Nerestang zum Großmeister des Ordre militaire et hospitalier de Saint-Lazare et de Nôtre Dame du Mont Carmel. Die Vereinigung mit dem Lazarus-Orden sollte ein Erlöschen des älteren Ordens verhindern. Papst Paul V. hatte in einer Bulle seine Zustimmung und seinen Segen für die Vereinigung der beiden Orden gegeben. Der Orden nannte sich künftig vereinte Königliche Ritter- und Hospitaliter-Orden unserer lieben Frau vom Berge Karmel und des Heiligen Lazarus von Jerusalem (Ordres Royaux, Militaires et Hospitaliers de Notre-Dame du Mont-Carmel et de Saint-Lazare de Jérusalem Réunis). Der päpstliche Segen bedeutete zugleich dessen materielle Absicherung: die Aufsicht über alle französischen Hospitäler, also aller Spitäler, Lazarette und die Verwaltung gleichartiger Institute. Auch konnten Steuern aus den Komtureien zugunsten des Ordens eingezogen werden. Die in Palästina gestifteten Orden waren auf die Pflege von kranken Pilgern ausgelegt und fanden später in Europa ein reiches Betätigungsfeld.
In der Bulle erteilte der Papst darin dem König das Recht, den Großmeister des Ordens zu ernennen. Er erlaubte die Eheschließung von Rittern, auch mit Witwen, und führte das Gelübde des Gehorsams ein. Die Ritter waren angehalten, Waffen zu tragen und gegen die Feinde der Kirche einzusetzen.
Im 17. und 18. Jahrhundert avancierten die vereinten Orden, denen das gesamte französische Hopitalwesen unterstand, zu einem der bedeutendsten Orden des Königreichs und erlebte eine Blütezeit, die mit der Revolution und der darauf folgenden Auflösung aller Ritterorden endete.
Ludwigs XVIII. von Frankreich (reg. 1814–1824) restituierte die vereinten Orden. Der Almanach Royal von 1830 nennt noch Karl X. als Protektor und 12 Ritter, die alle vor 1798 aufgenommen worden sind. Bei der Julirevolution und der Abdankung Karls 1830 verlor der Orden die Protektion der französischen Könige und wurde durch die französische Regierung unter König Louis-Philippe I. endgültig aufgehoben.
Ordenssymbole
Das Ordenszeichen war ein schmal geständertes und an den Kreuzarmenden keilförmig eingeschnittenes gemeines achtspitziges, goldenes, auf der Vorderseite rot und auf der Rückseite grün emailliertes Kreuz mit goldenen Lilien in den Kreuzwinkeln. Im Avers des Mittelschildes das mit Goldstrahlen umgebene Bild der Jungfrau Maria auf blassviolettem Grund. Im Revers ist auf grünem Medaillon der heilige Lazarus aus dem Grab steigend abgebildet.
Das Ordenszeichen an einem breiten grünen Band im Knopfloch, später am Hals getragen. Bei Zeremonien wurde seit der Zeit Ludwigs XIV. ein purpurroter Mantel als Ordenskleidung angelegt. Auf der Vorderseite befand sich ein Kreuz in grün und Gold gestickt.
Die Devise des Ordens war Dieu et mon Roi! (Gott und mein König).
Siehe auch
Literatur
- Gustav Adolph Ackermann: Ordensbuch sämtlicher in Europa blühender und erloschener Orden und Ehrenzeichen. Annaberg 1855.
- Kaspar Friedrich Gottschalck: Almanach der Ritterorden. Goeschen, Leipzig 1819.
- Christian von Stramberg, Anton Joseph Weidenbach: Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius: Welcher die wichtigsten und angenehmsten geographischen, historischen und politischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms, von seinem Ausflusse in das Meer bis zu seinem Ursprunge darstellt. Hergt, Koblenz 1854.
Einzelnachweise
- ↑ University of Wisconsin - Madison: Almanach royal. Paris : Testu et cie, 1815 (archive.org [abgerufen am 23. September 2022]).
- ↑ Gustav Adolph Ackermann: Ordensbuch sämmtlicher in Europa blühender und erloschener Orden und Ehrenzeichen. Rudolph & Dieterici, 1855 (google.de [abgerufen am 9. Juni 2022]).
- ↑ Christian Friedrich Schwann: Abbildungen derjenigen Ritter-Orden welche eine eigene Ordenskleidung haben, nebst einer jedem Orden beigefügten historischen Nachricht. Schwann und Götz, Mannheim 1791