Der Orden vom Heiligen Geist (französisch Ordre du Saint-Esprit) war der bedeutendste Ritterorden Frankreichs und einer der angesehensten Europas. Das blaue Ordensband (französisch cordon bleu, [kɔʀdɔ̃ ˈblø]) des Ordens ist Ausgangspunkt für die Bezeichnung „Cordon bleu“ in der Gastronomie.
Geschichte und Aufbau
Der Orden wurde im Dezember 1578 von Heinrich III. gegründet zum Dank an den Heiligen Geist für die Wohltaten, die ihm an drei Pfingsttagen zuteilgeworden sind, indem er an Pfingsten 1551 zur Welt kam, 1573 König von Polen und 1574 König von Frankreich wurde.
Zuzüglich zum Großmeister, der immer der König selbst war, war der Orden auf 100 Mitglieder begrenzt, 13 davon trugen den Titel Commandeur, darunter:
- der Kanzler und Siegelbewahrer (Chancelier et Garde des Sceaux),
- der Zeremonienmeister (Prévôt et Maître des Cérémonies),
- der Schatzmeister (Grand Trésorier) und
- der Sekretär (Greffier).
Zur Unterscheidung von den anderen Commandeuren wurden sie auch Officiers Commandeurs genannt. Sie wurden von den Offizieren (Officiers; Intendant, Genealoge, Vollzugsbeamter, Historiograph usw.) unterstützt. Die anderen neun Commandeure waren Geistliche, ursprünglich vier Kardinäle und fünf Erzbischöfe, Bischöfe oder Prälaten, später dann neun Bischöfe oder Prälaten ohne besondere Unterscheidung. Der Großalmosenier von Frankreich (Grand Aumônier de France) und der Erzbischof von Reims waren ex officio Commandeure.
Der Dauphin und die Kinder des Königs waren Ritter durch ihre Geburt, jedoch erst ab dem 12. Lebensjahr, in Frankreich lebende Prinzen von Geblüt ab dem 16. und im Ausland lebende ab dem 25. Lebensjahr. Alle anderen Mitglieder mussten mindestens 35 Jahre alt sein. Außerdem mussten die Aufzunehmenden katholisch und in vier Generationen adlig sein. Die letzte Bedingung galt nicht für den Großalmosenier, den Schatzmeister und den Sekretär. Ab 1783 zählten die Prinzen von Geblüt sowie bis zu sechs Ausländer nicht mehr zu den auf 100 begrenzten Mitgliedern.
Das Ordenszeichen war ein goldenes, weiß emailliertes Kreuz mit acht Knöpfen und Lilien in den vier Winkeln. Auf dem Avers des grün emaillierten Mittelschildes war eine silberne Taube als Symbol für den Heiligen Geist, auf dem Revers der heilige Michael abgebildet.
Die Devise war duce et auspice („unter Führung und Leitung“, auch in der Mehrzahl ducibus et auspicibus). Der Orden wurde am breiten himmelblauen Schulterband (le cordon bleu) über die rechte Schulter getragen, außerdem ein silberner Bruststern, ähnlich dem Avers des Kreuzes; ab 1824 ebenfalls mit grünen Mittelschild. Die Geistlichen trugen ihn um den Hals. Der Orden blühte bis zur französischen Revolution. Der Nationalkonvent hob ihn auf. Ludwig XVIII. errichtete den Orden 1814 wieder. Mit der Julirevolution von 1830 ging er endgültig unter.
Alle Ritter vom Heiligen Geist, ausgenommen die geistlichen, waren auch Mitglieder des Ordre de Saint-Michel und waren als solche vor allem bekannt als Chevalier des Ordres du Roi statt des langen Chevalier de Saint-Michel et Chevalier du Saint-Esprit.
Ordensmitglieder
Galerie
- Philippe de Champaigne: Aufnahme Henris II. d’Orléans, Herzog von Longueville in den Orden des Heiligen Geistes durch Louis XIII., 15. Mai 1633
- Dauphin Louis Ferdinand mit Cordon bleu und Bruststern des Ordens vom heiligen Geist
- Kardinal Anne-Antoine-Jules de Clermont-Tonnerre als Commandeur
- Wappen mit Ordenskreuz vom Grabmal des Generalleutnants Joseph de Montclar (1625–1690)
- Ordenskette (Collier de l’Ordre)
Cordon bleu in der Gastronomie
Le Cordon bleu, das blaue Band, wurde mit der Zeit nicht nur als Bezeichnung für das Ordensband und seine Träger gebraucht, sondern auch als Synonym für hervorragende Leistungen in den unterschiedlichsten Disziplinen verwendet, im Besonderen für exzellente kulinarische Leistungen, was wahrscheinlich auf die sagenhaft ausschweifenden Gelage der Ordensritter zurückzuführen ist. Möglicherweise hat aber auch Ludwig XV. maßgeblich zu diesem Umstand beigetragen, als er die Köchin seiner Mätresse Marie-Jeanne Bécu, wider aller Regeln, in den Orden aufnahm. Bis heute wird deshalb eine erfolgreiche Köchin, die bei einem bekannten Chef de Cuisine gelernt hat, gerne als Cordon Bleu bezeichnet.
Eine weitere These behauptet, dass die Bezeichnung Cordon bleu für gute Köchinnen nach der Medaille am blauen Band, die von der französischen Regierung geprüfte Köchinnen für ein glänzend bestandenes Examen erhielten, herrührt, wobei allerdings auch in diesem Fall anzunehmen ist, dass das blaue Band dieser Auszeichnung einen deutlichen Bezug auf das Ordensband darstellt.
Im 20. Jahrhundert entstand unter Gourmets das Sprichwort „C’est un vrai cordon bleu“ (wörtlich: „Das ist ein echtes cordon bleu“), mit dem sie hervorragende Köchinnen bezeichneten, was namensgebend für Gerichte wie das Schnitzel Cordon bleu wurde.
Im Sinne dieses elitären Selbstverständnisses ist auch der Name der französischen Kochschule Le Cordon Bleu zu verstehen, die 1895 in Paris gegründet wurde. Noch heute versteht sich die Kochschule als weltweit führend im Bereich der gastronomischen Ausbildung.
Literatur
- Père Anselme: Statuts es catalogue des chevaliers, commandeurs et officiers de l’Ordre du Saint-Esprit [ab dem 31. Dezember 1578]. In: Historie généalogique et chronologique de la maison royale de France. Band 9 (1733), S. 1 ff.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ordre du Saint-Esprit. In: france-phaleristique.com. Abgerufen am 19. Mai 2022 (französisch).
- ↑ https://www.cordonbleu.edu/our-story/en
- ↑ C'est un vrai cordon bleu. In: historia.fr. Abgerufen am 20. September 2022 (französisch).