Die Konstantinbasilika in Trier verfügt heute über zwei Orgeln: eine Chororgel mit 30 Registern auf zwei Manualen und Pedal, sowie seit 2014 eine neue Hauptorgel der Orgelbaufirma Eule an der Rückwand.

Ibach-Orgel

Im Rahmen des ersten Wiederaufbaus der Basilika erhielt diese auch eine Orgel. Das Instrument war im Jahr 1856 von den Gebrüdern Ibach („Uebach“) aus Barmen erbaut worden und hatte 40 Register, verteilt auf drei Manualen und Pedal. In den beiden Pedaltürmen standen sichtbar die Pfeifen des Pedalregisters Prinzipalbaß 32′. Das Orgelgehäuse war ca. 15 m hoch, 10 m breit und 5 m tief. 1913 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Friedrich Weigle (Echterdingen) umgebaut und auf 50 Register (auf Membranenladen) erweitert. Die Trakturen waren pneumatisch. Dieses Instrument wurde am 14. August 1944 durch einen Bombenangriff zerstört.

Schuke-Orgel

Nach dem Wiederaufbau der Basilika errichtete die Orgelbaufirma Karl Schuke (Berlin) im Jahre 1962 eine Chororgel. Das Instrument befindet sich in einer (Fenster)Nische an der Ostwand der Basilika, annähernd auf Höhe des Altares und rechts von diesem. Der Prospekt füllt die gesamte Fensteröffnung aus; im Mittelteil sind übereinander das Hauptwerk und das Oberwerk angeordnet, links und rechts davon befindet sich das Pedalwerk. Am Fuß des Mittelteils befindet sich die Spielanlage; oberhalb der Spielanlage befinden sich die Pfeifen der Spanischen Trompeten, die in den Kirchenraum ragen. Das Schleifladen-Instrument hat 30 Register auf zwei Manualen und Pedal und ist neobarock disponiert. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.

I Hauptwerk C–g3
1.Prinzipal8′
2.Rohrflöte8′
3.Oktave4′
4.Gemshorn4′
5.Nasat223
6.Oktave2′
7.Mixtur VI–VII
8.Scharff IV–VI
9.Trompete16′
10.Span. Trompete8′
11.Span. Trompete4′
II Oberwerk C–g3
12.Gedackt8′
13.Praestant4′
14.Gedacktflöte4′
15.Feldpfeife2′
16.Sesquialter II223
17.Quinte113
18.Mixtur V–VII
19.Cymbel IV
20.Fagott16′
21.Oboe8′
Tremulant
Pedal C–f1
22.Prinzipal16′
23.Oktave8′
24.Hohlflöte4′
25.Nachthorn2′
26.Baßaliquot III
27.Hintersatz V
28.Posaune16′
29.Trompete8′
30.Clairon4′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P
  • Spielhilfen: zwei freie Kombinationen, feste Kombinationen (pleno, tutti)

Eule-Orgel

Bereits in den 1950er Jahren begannen die Überlegungen zum Bau einer neuen Hauptorgel als Ersatz für die im Krieg zerstörte, romantische Uebach-/Weigle-Orgel. 2006 feiert die Konstantin-Basilika ein Doppeljubiläum: 150 Jahre Evangelische Kirche zum Erlöser sowie 50 Jahre Wiederaufbau nach dem Krieg. In diesem Rahmen kündigte das Land Rheinland-Pfalz als Patronatsherr im Rahmen einer Festveranstaltung den Bau einer neuen Hauptorgel an der Rückwand der Kirche an.

Es fanden zwei Auswahlverfahren statt: Zum einen das Verfahren zum Auswahl der Erbauerfirma, sowie ein Architekturwettbewerb, welcher die äußere Gestaltung der Orgel in Raum zum Gegenstand hatte. Involviert in diese Verfahren waren zahlreiche Gremien, sowohl von Seiten der Landesregierung Rheinland-Pfalz, als auch der Denkmalpflege, sowie (landes- und orts)kirchliche Gremien. Außerdem war die UNESCO in die Entscheidungsfindung einbezogen, da es um ein Bauvorhaben in einer Weltkulturerbestätte ging. Den Auftrag zum Bau des neuen Instruments erhielt die Orgelbaufirma Eule (Bautzen). Sie hat im Kirchenkreis Trier bereits die Orgel in der Evangelischen Kirche Saarburg erbaut. Die äußere Gestaltung wurde von dem Architekturbüro Auer & Weber (München/Stuttgart) entwickelt.

Die neue, 3,42 Millionen Euro teure Hauptorgel wurde im Jahre 2014 an der Rückwand der Basilika aufgebaut. Sie ist sinfonisch disponiert und soll die Darstellung jeglicher Orgelmusik ab dem 19. Jahrhundert ermöglichen. Das Instrument hat 82 Register (6.006 Pfeifen) zuzüglich 5 extendierte bzw. transmittierte Register im Pedal, verteilt auf vier Manualwerke und Pedal. Die Orgel ist damit die größte Orgel in Trier und eine der größten Orgeln in Rheinland-Pfalz.

Das etwa 50 Tonnen schwere Instrument ist auf drei Orgelkörper verteilt, die an der Rückwand aufgehängt sind. Sie befinden sich vor beziehungsweise in den Fensternischen, deren Breite sie in etwa aufnehmen, und ragen insgesamt nur wenig in den Kirchenraum hinein.

Das Hauptwerk (I. Manual) birgt verbindende Elemente der verschiedenen Ausprägungen der Orgelromantik, das Schwellwerk (II. Manual) deutsch-romantisch und das schwellbare Récit (III. Manual) französisch-romantisch. Vom IV. Manual aus lassen sich zwei Werke anspielen: das ebenfalls schwellbare Orchestralwerk mit Klangfarben der englischen Romantik (u. a. einen voll ausgebauten Streicherchor) mit einem Winddruck von etwa 150 mm Ws, sowie das nicht schwellbare Solowerk mit Hochdruck-Registern (u. a. eine Tuba imperialis) und einem Winddruck von etwa 380 mm Ws. Beide Werke lassen sich unabhängig voneinander an alle übrigen Manualwerke und das Pedal ankoppeln.

Der Hauptspieltisch befindet sich dem mittleren Orgelkörper vorgelagert und lässt sich über eine schmale Wendeltreppe erreichen. Die Registertraktur ist elektrisch; die Spieltraktur ist mechanisch und wird teilweise durch Barkermaschinen unterstützt (Schwellwerk, Orchestral, Pedal). Die Hochdruckstimmen werden elektrisch angespielt. Außerdem wurde ein zweiter, mobiler Spieltisch gebaut.

Während die Orgel bei ihrer Einweihung klanglich als durchweg gelungen beurteilt wurde, wurden bezüglich ihrer optischen Gestaltung auch kritische Stimmen geäußert: Im Vergleich zur Computersimulation von 2012 wurde der Prospekt wesentlich verändert. Im Gegensatz zur ursprünglichen Idee, die Orgelpfeifen in drei hell gestrichenen Türmen unterzubringen, um damit die Fensterflächen nach unten hin zu verlängern, wurden die Pfeifen in schwarzen und – nach Aussage der Kritiker – bedrohlich wirkenden Quadern untergebracht, die als störende Fremdkörper zu nichts in der Kirche eine Beziehung aufbauen.

I Hauptwerk C–c4
1.Praestant16′
2.Gedackt16′
3.Principal major8′
4.Principal minor8′
5.Gambe8′
6.Flûte harmonique 8′
7.Rohrflöte8′
8.Erzähler8′
9.Octave4′
10.Gemshorn4′
11.Quinte223
12.Octave2′
13.Mixtur major V2′
14.Mixtur minor III113
15.Cornet II–V223
16.Trombone16′
17.Trompete8′
18.Clairon4′
II Schwell-Positiv C–c4
19.Lieblich Gedeckt16′
20.Geigenprincipal8′
21.Konzertflöte8′
22.Zartgedackt8′
23.Quintatön8′
24.Salicional8′
25.Aeoline8′
26.Vox coelestis8′
27.Geigenoctave4′
28.Fugara4′
29.Flauto traverso4′
30.Waldflöte2′
31.Progressio III–V2′
32.Harmonia aetherea III–IV 2′
33.Aeoline16′
34.Clarinette8′
35.Oboe8′
36.Celesta8′
Tremulant
III Récit expressif C–c4
37.Quintaton16′
38.Diapason8′
39.Flûte traversière8′
40.Cor de nuit8′
41.Viole de Gambe8′
42.Voix célêste8′
43.Octave4′
44.Flûte octaviante4′
45.Nasard223
46.Octavin2′
47.Tierce135
48.Piccolo1′
49.Plein jeu V223
50.Bombarde16′
51.Trompette harmonique 8′
52.Basson-Hautbois8′
53.Voix humaine8′
54.Clairon harmonique4′
Tremulant
IV Orchestral C–c4 (schwellbar)
55.Contra Gamba16′
56.Orchestral Viola8′
57.Viola célêste8′
58.Clarabella8′
59.Violine4′
60.Harmonic flute4′
61.Flautino2′
62.Cornett d’ violes III 315
63.Cor anglais16′
64.Clarinet8′
65.French Horn8′
IV Solo C–c4 (nicht schwellbar)
66.Principalis romanus8′
67.Konstantin-Flöte8′
68.Tuba imperialis8′
69.Chimes
Pedalwerk C–g1
70.Majorprincipal (Ext. Nr.72)32′
71.Untersatz (Ext. Nr. 74)32′
72.Principalbass16′
73.Violonbass16′
74.Subbass16′
75.Gedacktbass (= Nr. 37)16′
76.Salicetbass(= Nr. 55)16′
77.Open wood16′
78.Octavbass8′
79.Violoncello8′
80.Bassflöte8′
81.Octave4′
82.Großcornett IV513
83.Hintersatz IV223
84.Kontraposaune (Ext. Nr.85) 32′
85.Posaune16′
86.Trompetenbass8′
87.Clarine4′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, IV/I, III/II, IV/II, IV/III; I/P, II/P, III/P, IV/P
    • Superoktavkoppeln: II/I, II/II, III/I, III/III, IV/I, IV/III, IV/IV, II/P, III/P, IV/P
    • Suboktavkoppeln: II/I, II/II, III/I, III/III, IV/I, IV/IV
    • Orchestral/Solo: jeweils frei an I, II, III, IV, P
  • Spielhilfen: Registercrescendo (5-fach programmierbar); elektronische Setzeranlage; MIDI-Schnittstelle und Replay-System

Van-Vulpen-Orgel

Im Caspar-Olevian-Saal, der an die Basilica angrenzt, befindet sich eine Orgel der niederländischen Orgelbauer Gebr. Van Vulpen aus Utrecht (Niederlande). Sie wurde im Jahr 1971 erbaut. Das Instrument hat folgende Disposition:

I - Grand orgue
C - g 3
1. Rohrflöte 8′
2. Principal 4′
3. Gemshorn 4′
4. Waldflöte 2′
5. Mixtur 3-4 fach
6. Sesquialtera 2 fach
II - Positif
C - g 3
7. Holzgedackt 8′
8. Gedacktflöte 4′
9. Principal 2′
10. Nasard 113
11. Regal 8′
Tremulant
Pédale
C - f 1
12. Subbaß 16′
13. Gedacktbaß 8′
14. Pommer 4′

Einzelnachweise

  1. Basilika-Orgel (Memento des Originals vom 8. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 21. Dezember 2014.
  2. Trierer Orgelpunkt: Historische Orgeln in der Konstantin-Basilika (Memento des Originals vom 13. April 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 21. August 2015.
  3. Informationen zur Basilikaorgel von 1856/1913 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Eintrag zu Schuke-Orgel in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, abgerufen am 4. März 2016.
  5. Informationen zur Schuke-Orgel (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Weitere Informationen zur neuen Hauptorgel (Memento des Originals vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Vgl. die Informationen zur Baugeschichte
  8. Volksfreund: Neue Töne für Trierer Gotteshaus. 20. November 2014, abgerufen am 3. Februar 2022.
  9. Orgel des Monats Januar: die Eule-Orgel in der Trierer Konstantinbasilika. Abgerufen am 2. Februar 2022 (deutsch).
  10. Vgl. die Computergrafik der neuen Hauptorgel
  11. Nähere Informationen zur Disposition (Memento des Originals vom 15. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF-Datei)
  12. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 21. Dezember 2014
  13. http://www.walcker-stiftung.de/Downloads/Blog/Orgel_Basilika_Trier-2.pdf Roland Eberlein; Die neue Hauptorgel der Basilika in Trier ist vollendet
  14. Die Van-Vulpen-Orgel des Caspar-Olevian-Saals zu Trier (Memento des Originals vom 2. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

Literatur

  • Boris Peter, Klaus Pfaff: Die neue Orgel der Konstantin-Basilika in Trier. Minimiertes Bauen im UNESCO-Weltkulturerbe. In: Bautechnik. Januar 2017, ISSN 0932-8351, S. 62–68.
Commons: Orgeln in der Konstantinbasilika – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Klangbeispiele Schuke-Orgel

Klangbeispiele Eule-Orgel

Vorstellung der Eule-Orgel

KMD Martin Bambauer stellt die Eule-Orgel vor auf YouTube, abgerufen am 29. Januar 2021.

Koordinaten: 49° 45′ 12″ N,  38′ 36″ O

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