Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 50° 27′ N, 10° 14′ O

Basisdaten
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Rhön-Grabfeld
Verwaltungs­gemeinschaft: Ostheim vor der Rhön
Höhe: 300 m ü. NHN
Fläche: 40,85 km2
Einwohner: 3323 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 97645, 97647
Vorwahl: 09777
Kfz-Kennzeichen: NES, KÖN, MET
Gemeindeschlüssel: 09 6 73 153
Gemeindegliederung: 9 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Marktstraße 24
97645 Ostheim v.d.Rhön
Website: www.ostheim.de
Bürgermeister: Steffen Malzer (CSU)
Lage der Gemeinde Ostheim v.d.Rhön im Landkreis Rhön-Grabfeld

Ostheim vor der Rhön (amtlich: Ostheim v.d.Rhön) ist eine Stadt im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld und der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Ostheim vor der Rhön.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Ostheim vor der Rhön hat neun Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):

  • Johannismühle (Einöde)
  • Kupfermühle (Einöde)
  • Lichtenburg (Burg)
  • Lohmühle (Einöde)
  • Oberwaldbehrungen (Kirchdorf)
  • Ostheim (Hauptort)
  • Scheermühle (Einöde)
  • Urspringen (Pfarrdorf)
  • Walkmühle (Einöde)

Es gibt drei Gemarkungen, die den ehemaligen Gemeinden entsprechen:

  • Oberwaldbehrungen
  • Ostheim v.d.Rhön
  • Urspringen
Ostheim (Gesamtansicht 2011)

Geschichte

Mittelalter

Die fränkische Siedlung Ostheim vor der Rhön wurde vermutlich um 525 gegründet und 804 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im Jahr 836 wurde das Königsgut Urspringen von dem Kaiser Ludwig dem Kloster Fulda übertragen. Die Schenken von Großvargula besaßen um 1214 in Ostheim Eigengüter und Lehen der Abtei Fulda und der Landgrafen von Thüringen. Das Amt Lichtenberg, zu dem Ostheim und Urspringen gehörten, war ehemals ein Amt der Grafschaft Henneberg-Römhild.

Neuzeit

Die Reformation wurde in Ostheim in den Jahren 1553–1555 eingeführt. Das Amt Lichtenberg mit Istheim wurde 155 von den Grafen von Henneberg-Römhild an die ernestinischen Sachsen verkauft. Die Herzöge Johann Casimir und Johann Ernst von Sachsen-Coburg verleihen Ostheim 1586 das Marktrecht und Wappen. 1596 folgt die Verleihung des Stadtrechts. Bis zur Zerstörung der Weingärten im Dreißigjährigen Krieg war Ostheim für seinen guten Wein berühmt. Bekannt war der Spruch:

„Zu Würzburg an dem Stein,
Zu Klingenberg am Main
Und zu Ostheim im Weingartental
Da wächst der beste Wein überall.“

1660 teilten verschiedene Linien der Wettiner die Grafschaft Henneberg unter sich auf. Später war Ostheim daher Teil des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach und nach Ende der Monarchie kam 1920 die Exklave Ostheim zum neu gegründeten Land Thüringen und war Bestandteil des Landkreises Meiningen. 1925 wohnten hier 2122 Einwohner.

Ostheim in Bayern

1945 wurde die Exklave Ostheim mit den Gemeinden Ostheim vor der Rhön, Sondheim vor der Rhön, Stetten und Urspringen als Teil der amerikanischen Besatzungszone dem bayerischen Landkreis Mellrichstadt zugeordnet und stand als thüringische Enklave unter bayerischer Verwaltung. Seit der Gebietsreform von 1972 gehört Ostheim zum Landkreis Rhön-Grabfeld. Die landesrechtliche Zugehörigkeit zum Freistaat Bayern ist nie offiziell geklärt worden.

Die evangelische Kirchengemeinde gehörte noch bis 1972 zur Landeskirche Thüringens, die katholische Kuratie Ostheim vor der Rhön gehört weiterhin – wie früher größere Gebiete Thüringens – zum Bistum Fulda, wird jedoch seit 1945 von der Diözese Würzburg seelsorgerisch betreut.

Eingemeindungen

Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Juli 1972 die Gemeinden Oberwaldbehrungen und Urspringen eingegliedert.

Einwohnerentwicklung

Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 3569 auf 3319 um 250 Einwohner bzw. um 7 %. 1992 hatte die Stadt 3881 Einwohner. Quelle: BayLfStat

Politik

Bürgermeister

Bürgermeister ist seit 2020 Steffen Malzer (CSU), der bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 mit 91,32 % der abgegebenen Stimmen im Amt bestätigt wurde.

Gemeinderat

Der Gemeinderat von Ostheim besteht aus 16 Mitgliedern und dem Bürgermeister. Seit der Kommunalwahl am 15. März 2020 halten die Freie Wählergemeinschaft Ostheim 5 Sitze, die CSU 7 Sitze und 4 Sitze entfallen auf die SPD.

Wappen

Blasonierung: „In Gold zwischen zwei roten Zinnentürmen mit roten Spitzdächern eine rote Zinnenmauer mit offenem Tor, auf dem ein rot bewehrter schwarzer Löwe mit grünem Rautenkranz in den Pranken steht.“

Städtepartnerschaften

Eine Städtepartnerschaft unterhält Ostheim mit Wasungen in Thüringen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bau- und Bodendenkmäler

Museen

  • Kirchenburgmuseum im „Steinernen Gaden“ der Kirchenburg Ostheim
  • Orgelbaumuseum im Schloss Hanstein (auf Wunsch und Voranmeldung mit musikalischer/technischer Führung)

Lokale Spezialitäten

Eine lokale Spezialität ist der Ostheimer Leberkäs, der trotz seines Namens kein Leberkäse ist, wie er in Süddeutschland üblich ist. Er wird nach Art einer Terrine aus 90 Prozent Schweinefleisch und zehn Prozent Schweineleber hergestellt. Das Fleisch wird unmittelbar nach dem Schlachten noch warm verarbeitet, was den Geschmack verbessert. Den mittelgroben, mit Muskat gewürzten Fleischteig umhüllt ein Schweinenetz, das beim Backen eine feine Kruste erzeugt. Der Ostheimer Leberkäs ist im Oktober 2004 von Slow Food in die Arche des Geschmacks aufgenommen worden. Dies brachte ihm eine überregionale Bekanntheit ein. Seit 2002 findet in Ostheim alle zwei Jahre am zweiten Oktoberwochenende der Rhöner Wurstmarkt statt.

Das bekannte alkoholfreie Erfrischungsgetränk Bionade wurde in Ostheim entwickelt und wird hier hergestellt.

Wirtschaft

Verkehr

Ostheim liegt an der Bundesstraße 285, die Autobahn A 71 ist rund zehn Kilometer entfernt und über die Anschlussstelle Mellrichstadt zu erreichen.

Im öffentlichen Nahverkehr wird Ostheim durch Buslinien des Omnibusverkehrs Franken/DB Frankenbus bedient, die den Haltepunkt Mellrichstadt Bahnhof der Deutschen Bahn AG anfahren, wo Anschluss an Züge in Richtung Würzburg und Erfurt besteht. Die Fahrzeit zum Mellrichstädter Bahnhof beträgt etwa zehn Minuten.

Der Bahnhof von Ostheim an der Streutalbahn wird nur saisonal vom Rhön-Zügle im Museumsverkehr bedient; der regelmäßige Personenverkehr endete im Sommer 1976.

Etwa 2 km südöstlich des Zentrums von Ostheim liegt das Segelfluggelände Büchig.

Ansässige Unternehmen

Medien

In Ostheim erscheint seit dem 23. März 1907 die Ostheimer Zeitung, die kleinste Lokalzeitung Deutschlands mit etwa 800 Exemplaren, deren Existenz u. a. mit der Tatsache zusammenhängt, dass Ostheim als ehemalige thüringische Enklave mit anderer Konfession als die Umgebung ein eigenes Medium haben wollte. Sie wird vom ortsansässigen Verlag Gunzenheimer herausgegeben und gedruckt. In dem 1976 erschienenen Spielfilm Im Lauf der Zeit von Wim Wenders findet eine Schlüsselszene in der Druckerei der Ostheimer Zeitung statt, in der einer der Hauptdarsteller, Robert, gespielt von Hanns Zischler, sich zunächst bitter mit seinem Vater, dem Herausgeber, auseinandersetzt, sich dann aber mit ihm versöhnt.

Südlich von Ostheim, auf dem Heidelberg, befindet sich seit 1993 ein 63 Meter hoher Sendeturm aus Stahlbeton zur Verbreitung des Programms von Radio Primaton auf 101,5 MHz mit 1 kW ERP.

Persönlichkeiten (chronologisch)

  • Hartmann Schenk (* 7. April 1634 in Ruhla bei Eisenach), besuchte die Gymnasien zu Eisenach und Coburg, ging 1656 an die Universität Helmstedt, 1657 nach Jena, wurde 1662 Pfarrer in Bibra, 1669 Diaconus in Ostheim vor der Rhön und Pfarrer in Völkershausen, wo er am 2. Mai 1681 starb. Seine Güldene Betkunst von 1677 enthält einige Kirchenlieder von ihm, darunter das weit verbreitete Ausgangslied:„Nun Gottlob es ist vollbracht, Singen, Beten, Lehren, Hören, dessen letzte Strophe das vielgesungene Unsern Ausgang segne Gott, unsern Eingang gleichermaßen bildet. Kurz vor seinem Tode dichtete er das Sterbelied Vater, es geht nun zu Ende, meine Jahre nehmen ab.
  • Laurentius Hartmann Schenk (* 19. Juni 1670 in Ostheim), Sohn von Hartmann Schenk, seit 1692 Nachfolger seines Vaters, gestorben als Oberpfarrer in Rodach am 1. September 1730, hat in seinem Communionbuch 1718 und in dem von ihm 1722 herausgegebenen Römhilder Gesangbuch 23 eigene Lieder veröffentlicht, darunter Jesu, Jesu, Deine Liebe, O Jesu treuer Seelenhirt und Süßer Jesu, meine Sonne.
  • Ernst Salomon Cyprian (1673–1745), lutherischer Theologe und Bibliothekar
  • Melchior Christian Käpler (1712–1793), Forstmann und Wildmeister in Ostheim
  • Johann Wendelin Glaser (1713–1783), Komponist und Kantor in Wertheim
  • Friedrich Christian Gottlieb Scheidemantel (1735–1796), Landarzt, Brunnenarzt und früher Ärztlicher Psychologe
  • Wilhelm Heinrich Käpler (1740–1805), Forstmeister in Ostheim
  • Johann Kaspar Gensler (1767–1821), Rechtswissenschaftler, in Ostheim geboren
  • Christian Schreiber (1781–1857), Philosoph, Pädagoge, Lyriker; in Ostheim gestorben
  • Wilhelm August Friedrich Genßler (1793–1858), Generalsuperintendent in Coburg
  • Christian Glock (1801–1881), Theologe, Mediziner, Musiker, später Bürgermeister von Ostheim; Freund des Komponisten Robert Schumann
  • Hermann Keßler (1866–1951), Oberbürgermeister der Städte Meiningen und Sonneberg
  • Hermann Fischer (1894–1968), Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg
  • Friedrich Högner (1897–1981), geboren in Oberwaldbehrungen, Organist, Landeskirchenmusikdirektor
  • Dieter Leipold (1937–2014), Mitinhaber der Peter-Bräu und Erfinder der Bionade
  • Horst Hoffmann (* 1944), Orgelbaumeister
  • Eberhard Helm (* 1952), Arzt, Deutscher Meister, Bayerischer Meister, 5. bei Europameisterschaften
  • Peter Kowalsky (* 1968), Unternehmer

Literatur

Commons: Ostheim vor der Rhön – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Ostheim v.d.Rhön in der Ortsdatenbank von bavarikon
  3. Gemeinde Ostheim v.d.Rhön, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  4. Christine Demel: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 67.
  5. Wilfried Warsitzka: Die Thüringer Landgrafen Verlag Dr. Bussert & Stadeler, 2004, ISBN 3-932906-22-5, S. 202.
  6. Eva-Maria Wagner: Gewundene Gassen, bucklige Plätze. In: Die Rhön (= Merian. Jg. 17, Heft 4, 1964), S. 19–24, hier S. 24.
  7. 1 2 Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 452.
  8. Bernhard Post, Volker Wahl (Hrsg.): Thüringen Handbuch 1920–1995. Böhlau, Weimar 1999, S. 461 (books.google.de).
  9. Eintrag zum Wappen von Ostheim vor der Rhön in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  10. Historisches Rathaus. Abgerufen am 19. Januar 2022.
  11. Schlösser und Adelssitze. Abgerufen am 19. Januar 2022.
  12. Hügelgräberfeld der Hallstattzeit. Ostheimrhoen.de, abgerufen am 24. März 2017.
  13. Kirchenburgenmuseum Ostheim Rhön. Rhoenline.de, abgerufen am 24. März 2017.
  14. Orgelbaumuseum. Abgerufen am 19. Januar 2022.
  15. Ostheimer Leberkäs. Eine Fleischterrine mit Geschichte. In: slowfood.de. Abgerufen am 25. April 2023.
  16. Norman Zellmer: Kleinste Tageszeitung kommt aus der Rhön. (Nicht mehr online verfügbar.) Lausitzer Rundschau, 9. März 2012, archiviert vom Original am 25. Januar 2017; abgerufen am 25. Januar 2017.
  17. Michael Endres: Wie Familie Gunzenheimer die Zeitung retten will, in: Main-Post (Würzburg), Nr. 214, 16. September 2023, S. 36–37.
  18. UKW/TV-Arbeitskreis e. V., Radio Primaton
  19. fmscan.org, Ostheim FM transmitter info
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