Die Ostpreußische Fußballmeisterschaft der Männer wurde zwischen der Saison 1907/08 und 1932/33 im Baltischen Rasen- und Wintersport-Verband (BRWV) ausgespielt. Der Ostpreußische Fußballmeister qualifizierte sich für die Endrunde um die Baltische Fußballmeisterschaft.

Geschichte

In der ostpreußischen Hauptstadt Königsberg gab es bereits ab 1904 mit dem Verband Königsberger Ballspiel-Vereine einen geregelten Spielbetrieb im Fußball. Als letzter der großen regionalen Fußballverbände in Deutschland wurde der Baltische Rasen- und Wintersport-Verband (BRWV) 1908 gegründet, der Verband Königsberger Ballspiel-Vereine ging in diesen neugegründeten Regionalverband auf. Der Spielbetrieb wurde zuerst in regionalen Meisterschaften organisiert, die jeweiligen Sieger waren dann für die Endrunde um die Baltische Fußballmeisterschaft qualifiziert. Bereits in der Premierensaison 1907/08 wurde somit als Teil der Baltischen Fußballmeisterschaft die Ostpreußische Fußballmeisterschaft ausgetragen. Bestand diese Anfangs nur aus Vereinen aus Königsberg, gab es 1913/14 bereits fünf Bezirke innerhalb der ostpreußischen Fußballmeisterschaft, dessen Sieger sich für die Endrunde um die Ostpreußenmeisterschaft qualifizierten.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Spielmodus vorerst beibehalten. Aus einer unterschiedlichen Anzahl an Bezirken qualifizierten sich die jeweiligen Bezirksmeister für die Ostpreußische Fußballmeisterschaft, welche im K.-o.-System ausgetragen wurde. Ab 1925/26 war auch der ostpreußische Vizemeister für die Baltische Fußballendrunde qualifiziert. Zur Spielzeit 1926/27 wurde die eingleisige Ostpreußenliga als oberste Fußballliga für Ostpreußen eingeführt, auf die Austragung einer gesonderten Endrunde konnte somit verzichtet werden. Zur Spielzeit 1930/31 wurde diese eingleisige Liga aufgelöst, an dessen Stelle traten drei regionale Abteilungsligen. Die Sieger dieser Ligen waren für die nun erneut stattfindende Endrunde der Ostpreußischen Fußballmeisterschaft qualifiziert. Zusätzlich qualifizierten sich die Zweitplatzierten der drei Ligen für eine Ausscheidungsrunde, bei der der vierte Teilnehmer der ostpreußischen Meisterschaft ermittelt wurde.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der nun Baltische Sport-Verband genannte Fußballverband wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. Die Vereine wurden ab 1933 der Gauliga Ostpreußen bzw. deren Unterbau zugeordnet. Eine Besonderheit ergibt sich dadurch, dass die regionalen Meisterschaften ab den 1930er-Jahren bereits ein Jahr vor Austragung der eigentlichen Verbandsendrunde ausgespielt wurden. Geschuldet war dies hauptsächlich den Wetterverhältnissen, da durch den teilweise langen Winter in den Wintermonaten kaum ein Spielbetrieb stattfinden konnte. Daher wurde die Saison 1932/33 bereits im Herbst 1931 begonnen. Dieser Umstand sorgte dafür, dass die Saison 1933/34 ebenfalls bereits im Herbst 1932 begonnen wurde. Durch die politische Umwälzung wurde eine etwaige Endrunde 1933/34 jedoch nicht ausgetragen, dennoch dienten die Endstände der Ligen 1933/34, und nicht die der Spielzeit 1932/33, als Grundlage zum Übergang in die Gauligen.

Seit Beginn der Austragung der Ostpreußischen Fußballmeisterschaft konnten Vereine aus Ostpreußen ebenfalls den Baltischen Fußballmeistertitel errungen. Dominiert wurden beide Meisterschaften vom Seriensieger VfB Königsberg.

Ostpreußische Fußballmeister 1908–1933

Jahr Ostpreußischer
Fußballmeister
Abschneiden baltische
Fußballmeisterschaft
Baltischer Fußballmeister
1907/08 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1908/09 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1909/10 SV Prussia-Samland Königsberg Sieger SV Prussia-Samland Königsberg
1910/11 keine osptreußische Meisterschaft SC Lituania Tilsit
1911/12 BuEV Danzig
1912/13 SV Prussia-Samland Königsberg
1913/14 SV Prussia-Samland Königsberg Sieger SV Prussia-Samland Königsberg
1919/20 SV Prussia-Samland Königsberg Drittplatzierter Stettiner FC Titania
1920/21 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1921/22 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1922/23 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1923/24 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1924/25 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1925/26 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1926/27 VfB Königsberg Zweitplatzierter Stettiner FC Titania
1927/28 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1928/29 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1929/30 VfB Königsberg Sieger VfB Königsberg
1930/31 VfB Königsberg Zweitplatzierter SV Prussia-Samland Königsberg
1931/32 VfB Königsberg Drittplatzierter SV Hindenburg Allenstein
1932/33 SV Hindenburg Allenstein Zweitplatzierter SV Prussia-Samland Königsberg

Ostpreußische Vizemeister 1926–1933

Jahr Ostpreußischer
Vizemeister
Abschneiden baltische
Fußballmeisterschaft
Baltischer Fußballmeister
1925/26 Viktoria Allenstein Viertplatzierter VfB Königsberg
1926/27 SV Prussia-Samland Königsberg Fünftplatzierter Stettiner FC Titania
1927/28 SpVgg Memel Fünftplatzierter VfB Königsberg
1928/29 SpVgg Memel Drittplatzierter VfB Königsberg
1929/30 SpVgg Memel Finale Qualifikation Vizemeister VfB Königsberg
1930/31 SV Prussia-Samland Königsberg Sieger SV Prussia-Samland Königsberg
1931/32 SV Hindenburg Allenstein Sieger SV Hindenburg Allenstein
1932/33 SV Prussia-Samland Königsberg Sieger SV Prussia-Samland Königsberg

Rekordmeister

Ostpreußischer Rekordmeister ist der VfB Königsberg, der den Titel 14-mal gewinnen konnte.

Verein Titel Jahr
VfB Königsberg 14 1908, 1909, 1921, 1922, 1923, 1924, 1925, 1926, 1927, 1928, 1929, 1930, 1931, 1932
SV Prussia-Samland Königsberg 3 1910, 1914, 1920
SV Hindenburg Allenstein 1 1933

Quellen

  • DSFS: Fußball im baltischen Sportverband, Teil 1: 1903/04 - 1932/33. DSFS, 2018.
  • Udo Luy: Fußball in Ostpreussen, Danzig und Westpreussen 1900–1914., 2015.
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