Otto Rudolf Kissel (* 8. Januar 1929 in Frankfurt am Main; † 1. November 2022 ebenda) war ein deutscher Jurist. Von 1981 bis 1994 war er Präsident des Bundesarbeitsgerichts.

Leben

Otto Kissel, Sohn eines Justizbeamten, absolvierte 1948 das Abitur an der Liebigschule in seiner Heimatstadt und studierte anschließend Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. 1952 legte er die erste juristische Staatsprüfung ab. Im Jahr 1954 wurde er magna cum laude zum Dr. jur. promoviert. 1956 legte er die zweite juristische Staatsprüfung ab und heiratete. Aus der Ehe ging ein Kind hervor.

Kissel wurde 1959 zum Richter am Amtsgericht Frankfurt am Main ernannt. Ab März 1959 war er im hessischen Justizministerium tätig und dort unter anderem mit Fragen der Rechtsbereinigung befasst. Ferner war er Justitiar der Personalabteilung und Pressereferent. Zwei Jahre bekleidete er das Amt eines Vorsitzenden des Personalrates im Ministerium.

Von Juni 1963 bis April 1964 leitete Kissel die Hessische Landesvertretung beim Bund in Bonn. Im Mai 1964 wurde er zum Leiter der Abteilung für Privatrecht, Öffentliches Recht, Gerichtsorganisation und Gesetzgebungsangelegenheiten im Justizministerium des Landes Hessen bestellt. Im Januar 1970 folgte seine Ernennung zum Präsidenten des Oberlandesgerichts Frankfurt.

Im Jahr 1981 wurde Otto Rudolf Kissel als Nachfolger von Gerhard Müller zum dritten Präsidenten des Bundesarbeitsgerichts berufen. Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Herbert Ehrenberg führte ihn im Februar 1981 in Kassel in sein Amt ein. Ende Januar 1994 trat er in den Ruhestand.

Kissel war von 1982 bis 1994 Honorarprofessor an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er war Autor zahlreicher rechtswissenschaftlicher Veröffentlichungen, unter anderem eines Kommentars zum Gerichtsverfassungsgesetz. Er war evangelisch und von 1969 bis 1986 Präses der Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. 1979 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen, 1984 das Große Bundesverdienstkreuz und 1994 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen. 1962.
  • Kommentare zum Hessischen Beamtengesetz und zur Hessischen Disziplinarordnung. Bis 1971.
  • Recht und Verwaltung in Hessen. Bis 1971.
  • Der dreistufige Aufbau in der ordentlichen Gerichtsbarkeit. 1972.
  • Immer Ärger mit den Beamten. 1976.
  • mit anderen: Ehe und Ehescheidung. 2 Bände. 1977.
  • Kommentar zum Gerichtsverfassungsgesetz. 1981.
  • Die Justitia. Reflexionen über ein Symbol. 1984.

Literatur

  • Walter Hiersemann: Neuer Präsident des BAG: Dr. Otto Rudolf Kissel. In: Neue Juristische Wochenschrift. 1981, S. 1084.
  • Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 637.
  • Dirk Neumann: Otto Rudolf Kissel 65 Jahre. In: Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht. 1994, S. 24.
  • Hellmut Wißmann: Otto Rudolf Kissel zum 75. Geburtstag. In: Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht. 2004, S. 30.
  • Karl Heinrich Schäfer: Otto Rudolf Kissel. Ein Leben in christlicher Freiheit und Gesellschaftlicher Verantwortung. Festgabe für Bundesarbeitsgerichtspräsident a.D. Präses a.D. Prof. Dr. Otto Rudolf Kissel zum 90. Geburtstag am 8. Januar 2019. Justus von Liebig Verlag, Darmstadt 2019.

Einzelnachweise

  1. https://www.bundesarbeitsgericht.de/presse/praesident-des-bundesarbeitsgerichts-a-d-prof-dr-otto-rudolf-kissel-verstorben/
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