Der mächtige Bau des Palazzo Barberini, der aus einem ehemaligen Palazzo Sforza hervorgegangen ist und wesentlich vergrößert wurde, beherrscht den gleichnamigen Platz in Rom. Er beherbergt einen Teil der Galleria Nazionale d’Arte Antica (Nationalgalerie Antiker Kunst) und das Istituto Italiano di Numismatica (italienisches Institut für Numismatik). Der Palast liegt am Nordabhang des Quirinalshügels ca. 50 m südöstlich der Piazza Barberini. Der Zugang befindet sich an der Via Quattro Fontane.

Architektur

Der Palast, der ab 1625 für die Familie Papst Urbans VIII Barberini als Residenz errichtet wurde, hat seine imposante Außenerscheinung bis heute behalten. Auftraggeber waren zwei Neffen des Papstes. Francesco, der Kardinal war, hatte den Besitz erworben und ihn sofort seinem Bruder Fürst Taddeo von Palestrina weitergeschenkt. Der Palazzo Barberini gilt als einer der frühesten barocken Palastbauten Europas. Der erste Bau war 1629 abgeschlossen, er entstand etwa zeitgleich mit dem Prager Palais Waldstein. Als Architekt war zunächst Carlo Maderno tätig. Er entwarf noch in der Tradition früherer Paläste (Farnese, Sforza, Borghese) einen geschlossenen Baublock mit zentralen Höfen und zwei ausgreifenden Flügeln an der Hinterseite, um einen Teil des Gartens miteinzuschließen. Als Maderno starb, arbeiteten Francesco Borromini und Gian Lorenzo Bernini am Palazzo weiter. Von Borromini stammen kleine Fenster an den Seiten der zentralen Loggia mit plastischen Bekrönungen und Rahmen in Richtung des Gartens, acht Fenster mit effektvollen architektonischen Lösungen wie die perspektivisch Tiefe vortäuschenden Fenster, die Loggia im zweiten Stock, zwei Treppenhäuser, Vorzimmer und die Innentüren des Salons. Aus den zahlreichen Details und an der Extravaganz lässt sich die Arbeit Borrominis klar „herauslesen“, und alle, die sich mit seinem Werk auseinandersetz(t)en, erkannten und erkennen sofort seine Beiträge. Unter Mitwirkung Pietro da Cortonas wurde der Palazzo 1634 vollendet.

Der Nordflügel ruht auf antiken Substruktionen und enthält die Reste einer Villa der Familie Sforza, deren Wappen in der Freskendekoration einiger Räume noch zu sehen sind. Diesen Flügel, dessen Nordfassade sich der Piazza Barberini zuwendet, bezog die Familie im Jahr 1632. Im neu erbauten Südflügel richtete sich der Kardinal ein, dessen Bibliothek weithin bekannt war. Im Mitteltrakt des Palastes, der beide Bauteile verbindet, befinden sich der Große Salon (Salone grande) und ein kleinerer Ovalsaal.

Die prachtvolle, siebenachsige Hauptfassade ist nach dem Vorbild des Kolosseums dreigeschossig und durch je eine dorische, ionische und korinthische Säulenordnung gegliedert. Da der Mitteltrakt hinter den Flügeln zurücktritt, ergibt sich ein für römische Paläste untypischer Ehrenhof, der mit Pariser Palais (Hôtels) vergleichbar ist. Durch die Loggia im Erdgeschoss erfolgt der Zugang zu den Treppenhäusern der beiden Flügel. Ein Theater (1636–1637) und der Garten vervollständigen die Anlage.

Der große Saal enthält ein Hauptwerk des Malers Pietro da Cortona, das monumentale Deckenfresko mit der Allegorie der göttlichen Vorsehung (Il Trionfo della Divina Provvidenza). Er schuf es in den Jahren 1633–1639. Von ihm stammen auch das Altarbild und die Fresken in der Palastkapelle. An der Dekoration der übrigen Räume waren auch Andrea Sacchi (Fresko mit der Allegorie der Göttlichen Weisheit Allegoria della Divina Sapienza) und Giovanni Francesco Romanelli beteiligt.

Der Palast war bis 1949 Sitz der amerikanischen Botschaft in Rom. Im Jahre 1949 ging er in staatlichen italienischen Besitz über. 1953 wurde das Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, musste aber bald grundlegend renoviert werden. Seit Juli 2011 ist der Palazzo Barberini mit all seinen Räumen für Besucher wieder zugänglich.

Sammlung

Den Grundstock bilden Werke, die nach der Auflösung des Kirchenstaates im Jahre 1870 in den Besitz des italienischen Staates gelangten. Die Sammlung beherbergt über 1500 Werke aus der Zeit vom 12. Jahrhundert bis zum Neoklassizismus, darunter Gemälde von

Literatur

  • Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 278–280.
  • Anton Henze, Kunibert Bering, Gerhard Wiedmann: Kunstführer Rom. 5., neu bearbeitete Auflage. Philipp Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 285–286, 315–316.
  • Patricia Waddy: Palazzo Barberini alle Quattro Fontane. In: Christina Strunck (Hrsg.): Rom. Meisterwerke der Baukunst von der Antike bis heute. Festgabe für Elisabeth Kieven (= Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte. Bd. 43). Michael Imhof, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-186-7, S. 350–355.
Commons: Palazzo Barberini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paolo Portoghesi: Francesco Borromini. Electa Editrice, Mailand 1984, S. 35.
  2. Paolo Portoghesi: Francesco Borromini. Electa Editrice, Mailand 1984, S. 35 f.
  3. Paolo Portoghesi: Francesco Borromini. Electa Editrice, Mailand 1984, S. 36.
  4. Giovanni Battista Passeri: Vie du Chevalier Francesco Borromini Architecte. L´Échoppe, Paris 2005, S. 23.
  5. http://www.barberinicorsini.org/en/art/collections/

Koordinaten: 41° 54′ 12,7″ N, 12° 29′ 24,7″ O

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