Paracycling (auch Para-Cycling) bezeichnet den Radsport von körperlich eingeschränkten Sportlerinnen und Sportlern.
Begriff
Der Begriff „Paracycling“ geht auf das Kunstwort Paralympics zurück. Dieses wurde zunächst als Zusammensetzung der Wörter Paraplegic (engl.: gelähmt) und Olympic geschaffen. Um auch die Zugehörigkeit von Menschen mit anderen Behinderungsarten zu repräsentieren, wurde der Begriff neu definiert und auf die griechischen Worte Para (neben) und Olympics zurückgeführt, um die Nähe zur olympischen Bewegung und das Nebeneinander der Spiele auszudrücken.
Paracycling wurde zunächst vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) administriert. Seitdem der Weltradsportverband Union Cycliste Internationale (UCI) im Jahre 2002 Paracycling in sein Programm aufnahm, hat sich der internationale Begriff Paracycling im Radsport zunehmend etabliert. 2007 übertrug das IPC die Verantwortung für den Sport an die UCI. Seit 2011 benutzen auch der Bund Deutscher Radfahrer, der Schweizer Verband Swiss Cycling sowie der Österreichische Radsport-Verband für Wettbewerbe mit körperbehinderten Radsportlern den Begriff Paracycling. In anderen Sportarten gibt es ähnliche Begriffe, wie zum Beispiel Para-Rowing oder Para-Swimming.
Leistungsklassen
Am 1. Oktober 2010 wurde die aktuelle Klassifikation der körperlichen Einschränkungen im Paracycling eingeführt. Diese Klassifikation wird von der UCI in Abstimmung mit dem Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) durchgeführt. Nur Radsportler, die nach einer Klassifikation eine entsprechende Lizenz erhalten haben, dürfen bei Paracycling-Wettbewerben starten.
Die Leistungsklassen wiederum werden nach Disziplin unterschieden, wobei die höchste Beeinträchtigung mit der niedrigsten Ziffer bezeichnet wird. Seit 2014 bestehen folgende 13 Leistungsklassen:
- Cycling (Rennrad): C1 – C5
- Tandem für Sehbehinderte, die mit einem Piloten ohne Sehbehinderung fahren: B
- Handbike: H1 – H5
- Dreirad: T1 – T2
Bei Frauen und Männern wird jeweils ein „W“ beziehungsweise ein „M“ vor die Bezeichnung der Klassifikation gesetzt.
Wettbewerbe
Paracycling besteht aus Wettbewerben auf Straße und Bahn. Auf der Straße gibt es Wettbewerbe für alle Leistungsklassen (B, C, H und T), auf der Bahn nur für Tandems und Rennräder (Klassen B und C).
Die im UCI-Regelwerk enthaltenen Wettbewerbe auf der Straße sind:
- Straßenrennen (nur Eintagesrennen, Etappenrennen sind nicht vorgesehen)
- Einzelzeitfahren
- Handbike-Staffel
Die Bahn-Wettbewerbe sind:
- Zeitfahren
- Einerverfolgung
- Sprint (nur Klasse B)
- Teamsprint
- Scratch (nur Klasse C)
- Omnium (nur Klasse C)
Von Seiten der UCI wird das Paracycling daher teilweise als Teil von Straßenradsport und Bahnradsport dargestellt, teilweise als eigenständige Radsport-Disziplin.
Wichtige Veranstaltungen
Im Programm der Paralympics stehen Straßen-Paracycling seit 1984 und Bahn-Paracycling seit 1996. Die UCI führt jährlich Paracycling-Bahnweltmeisterschaften und Paracycling-Straßenweltmeisterschaften durch. Dazu gibt es seit 2010 eine UCI-Weltcup-Serie im Straßen-Paracycling mit in der Regel drei Läufen pro Saison. Zusätzlich gibt es Straßen-Europameisterschaften bzw. äquivalente Veranstaltungen in allen fünf Kontinentalverbänden der UCI. Europameisterschaften im Bahn-Paracycling existieren derzeit nicht, jedoch Asien-, Ozeanien- und Panamerika-Meisterschaften.
Siehe auch
Weblinks
- UCI Cycling Regulations - Part 16 Para-Cycling. (pdf) In: uci.ch. Abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch, französisch).
Einzelnachweise
- ↑ History of the Paralympic Movement. paralympic.org, abgerufen am 12. März 2014.
- ↑ Developing para-cycling together (Memento vom 12. November 2008 im Internet Archive), Seite 3
- ↑ UCI Para-cycling Classification Guide. UCI, abgerufen am 19. Mai 2016.
- ↑ Para-cycling – Regulations changes proposals. (Nicht mehr online verfügbar.) para-cycling.de, 1. Februar 2014, archiviert vom am 17. Februar 2015; abgerufen am 18. März 2014.
- ↑ UCI-Regularien, Artikel 16.4.003
- ↑ siehe etwa den Jahresbericht 2022 der UCI. S. 17–18 .
- ↑ siehe etwa die Liste der Disziplinen auf der UCI-Website