Das Adelsgeschlecht von Pardubitz (tschechisch Páni z Pardubic) stammt vermutlich von den Vladiken von Hostin (z Hostině, auch z Hostyňe) ab. Die bisher vermutete Stammes– und Wappenverwandtschaft mit den Herren von Malowetz (Malovcové z Malovic) konnte durch die neueste Forschung widerlegt werden.

Herkunft und Familie

Ältestes bekannt gewordenes Familienmitglied war Ernst von Hostina (lateinisch Arnestus de Hostina, tschechisch Arnošt z Hostýně, auch Arnošt z Hostýně starší bzw. Arnošt z Hostinné starší), dessen Namenszusatz vom heutigen Hostinka bei Böhmisch Skalitz in Ostböhmen abgeleitet sein soll. Er war um 1300 Burggraf von Glatz; zudem gehörten ihm auch Stará bei Jitschin. Zwischen 1327 und 1330 tauschte er mit Puta von Dauba (Půta z Dubé) seine Herrschaft Vízmburk (Wiesenburg) in Ostböhmen gegen die Herrschaft Pardubitz.

Ernst von Hostina d. Ä. war mit einer Adlička verheiratet, deren Herkunft nicht bekannt ist. Ihr Vorname ist in einer Urkunde des Papstes Clemens VI. vom 11. Januar 1343 enthalten, der „Adelheyde de Stara“ auf Bitten ihres ältesten Sohnes Ernst/Arnestus einen Ablass für ihre Sterbestunde gewährt. Ihr fielen bereits 1342 testamentarisch als Wittum das Gut Stará zu sowie das Städtchen Libáň und die drei Dörfer Hřmin, Važice und Sedliště.

Seinen vier Söhnen hinterließ Ernst von Hostina d. Ä. neben der Burg „Pordubitz“ und der neuen Stadt Pardubitz („cum civitate nova“) sowie der Herrschaft Pardubitz die Dörfer Ostřešany, Bukovina (u Přelouče), Černá za Bory, Rybářská Lhota und Lhota (u Přivozu). Außerdem weitere Burgen, Höfe, Städte und Dörfer mit allem Zubehör. Da damals nur der älteste Sohn Ernst/Arnestus volljährig war, standen die drei jüngeren Söhne zunächst unter dessen Vormundschaft. Den Kindern seines verstorbenen Bruders Dětrich bzw. Jetřich z Hostýně/z Hostinné („Theoderich de Hostina“) übertrug er das Familiengut Hostinka. Auch sie standen zunächst unter der Vormundschaft des Ernst/Arnestus von Pardubitz, der ein Jahr später Bischof von Prag wurde.

Ernst von Hostina d. Ä., der 1342 starb, ist für das Jahr 1332 als „Arnestus de Hostina“ belegt. Als er am 29. Dezember 1340 in Stará sein Testament abfasste, benutzte er das Prädikat „Arnestus de Stara“. Den Namenszusatz „von Pardubitz“ (z Pardubic) benutzte er nie. Sein Leichnam wurde in der Kirche des hl. Ägidius (tschechisch sv. Jilji) beigesetzt, die sich im damaligen Dorf Pardubičky befand, das er 1332 dem Cyriakus-Orden der Kreuzherren mit dem roten Herzen bei der Pardubitzer St.-Bartholomäus-Kirche geschenkt hatte. Das Grabmal Ernst d. Ä. befindet sich heute im Východočesky Museum in Pardubice. Nach Untersuchungen des Pardubitzer Geologen Jaroslav Jahn (1865–1934) aus dem Jahre 1920 stammt der für das Grabmal verwendete Stein aus einem Glatzer Marmorbruch.

Ernst von Hostina d. Ä. hatte vier Söhne, die ab etwa 1340 den Namenszusatz „von Pardubitz“ (z Pardubic) benutzten:

  • Ernst von Pardubitz (Arnošt z Pardubic, auch Arnošt z Pardubic mladší) war erster Erzbischof von Prag und enger Vertrauter des böhmischen Königs und Kaisers Karl IV. Er ließ die Festung Pardubitz zu einer Burg umbauen. Nach dem Tod seines Vaters Ernst d. Ä. 1342 war er Vormund seiner noch nicht volljährigen Brüder Bohuslav, Smil und Wilhelm sowie den ebenfalls noch minderjährigen Kindern seines Onkels Dětrich bzw. Jetřich z Hostýně/z Hostinné („Theoderich de Hostina“). Ernst/Arnošt d. J. benutzte bis etwa 1340 den Namenszusatz „de Hostina“ und danach überwiegend „de Pardubic“. Vermutlich weil er vor 1339 mehrere Jahre im Ausland studierte, benutzte er das Prädikat „de Stara“ nie.
  • Smil von Pardubitz (Smil z Pardubic) wurde etwa 1325 geboren. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er 1349, als er die Verwaltung der Herrschaft Pardubitz übernahm. Zusammen mit seinen Brüdern Ernst und Wilhelm gründete er 1350 das Augustiner-Chorherrenstift Glatz. Starb etwa 25-jährig 1358 oder später.
  • Wilhelm von Pardubitz (Vilém z Pardubic) wurde erstmals 1350 erwähnt, als er zusammen mit seinen Brüdern Ernst und Smil das Augustiner-Chorherrenstift in Glatz gründete. Erbte nach dem Tod seiner Mutter Staré Hrady und benutzte danach den Namenszusatz „de Stara“. Nach Smils Tod 1358 erbte er den Pardubitzer Besitz. Vor 1361 erwarb er die Herrschaft Rychmburk. Außerdem war er Burgherr der bischöflichen Burg Červená Řečice.
    • Wilhelms Sohn Smil Flaška von Pardubitz war ein bekannter Dichter. Erbte von seinem Vater das Gut Staré Hrady und Rychmburk. Den Pardubitzer Besitz verlor er 1391 nach einem Rechtsstreit mit König Wenzel IV.

Wappen

Das Wappen der Herren von Pardubitz war ein oberhalber Teil eines golden gezäumten silbernen Rosses auf rotem Grund mit nach rechts gedrehtem Kopf. Das Wappen, das Wilhelm von Pardubitz benutzte, war identisch, jedoch mit nach links gedrehtem Kopf.

Besitzungen

  • Ernst von Hostině d. Ä. erhob nach 1332 Pardubitz zur Stadt. In einem Rechtsstreit seines Enkels Smil Flaška von Pardubitz gegen König Wenzel IV. ging Pardubitz jedoch schon 1391 verloren.
  • Die im Umkreis von Pardubitz liegenden Dörfer Ostřešany, Bukovina u PřeloučeBukovina, Černá u Bohdanče, Rybářská Lhota und Lhota (u Přivozu).
  • Staré Hrady mit dem Städtchen Libáň sowie den drei Dörfern Hřmin, Važice und Sedliště erhielt nach dem Tod von Ernst d. Ä. (1342) seine Frau Adlička, nach ihr Sohn Wilhelm/Vilém.
  • Die Herrschaft Hlinsko, Chrudimer Kreis, die sie um 1361 erwarben, blieb in ihrem Besitz bis 1439.
  • Die Herrschaft Richenburg, Chrudimer Kreis, auf der Smil Flaška von Pardubitz seinen Wohnsitz nahm, war schon vor 1361 in ihrem Besitz.
  • Die Stammherrschaft Hostině, Königgrätzer Kreis, blieb im Besitz des Dětřich von Hostině (Theoderich de Hostina) und seinen Nachkommen.

Literatur

  • Zdeňka Hledíková: Arnošt z Pardubic: arcibiskup, zakladatel, rádce. Vyšehrad 2008, ISBN 978-80-7021-911-9.
  • Jaroslav Polc: Ernst vom Pardubitz. In: Ferdinand Seibt: Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder. Band 3: Karl IV. und sein Kreis. München 1978, ISBN 3-486-48571-7.
  • Jan Kapistrán Vyskočil: Život Arnošta z Pardubic. In Ders.: Arnošt z Pardubic a jeho doba. Nakladatelství Vyšehrad 1947, S. 175–210.
  • Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 5, 191, 436, 518 und 573.
Commons: Pardubitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zdeňka Hledíková: Arnošt z Pardubic: arcibiskup, zakladatel, rádce. S. 14 und 26
  2. Zdeňka Hledíková: Arnošt z Pardubic: arcibiskup, zakladatel, rádce. Vyšehrad 2008, ISBN 978-80-7021-911-9, S. 16 u. 17
  3. František Šebek: Arnošt z Pardubic a jeho vztah ke Kladsku – Otázky a perspektivy bádání. In: Tradice Arnošta z Pardubic v kultuře Kladska. Wrocław – Pardubice 2008, S. 17–30.
  4. Todesdatum nach cs:Bohuslav z Pardubic
  5. Rychmburg
  6. Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 436.
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