Patrick Buisson (* 19. April 1949 in Paris) ist ein französischer Journalist und Politologe. Er ist Direktor des TV-Kanals Histoire.
Leben
Buisson wuchs in einem nationalistisch eingestellten Elternhaus auf und verweigerte als Gymnasiast die Teilnahme an einer Schweigeminute in Gedenken an die Opfer eines tödlichen Anschlags der rechtsextremen Terrorgruppe OAS, die die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich gewaltsam verhindern wollte. Während seiner Studienzeit an der Universität Paris-Nanterre wurde er Vize-Vorsitzender der Fédération nationale des étudiants de France (FNEF) und bildete den Gegenpart zu der von Daniel Cohn-Bendit initiierten Gruppierung „Bewegung 22. März“. Buisson stand parteilos zahlreichen rechtsgerichteten Politikern nahe, so etwa Philippe de Villiers, mit dem ihn die Verankerung im Katholizismus und die Abneigung gegenüber der EU vereint.
Buisson begann, Nicolas Sarkozy zu beraten, als dieser noch Innenminister war. Als Berater war er nach Angaben Sarkozys der rechte Gegenpart zu Henri Guaino. Der Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen, den Buisson seit den 1970er Jahren kennt und schätzt, sagte über diese Funktion, Buisson habe Sarkozy das Know-how vermittelt, um die Wähler der Front National zu umwerben. Buisson erklärte selbst, ganz bewusst rechtsgerichtete Wähler, die vom liberalen und proeuropäischen Kurs Jacques Chiracs enttäuscht worden seien, wieder an die UMP heranführen zu wollen, und betrachtet dies als Erfolgsgeheimnis von Sarkozys Präsidentschaft.
Eine Kontroverse, die zu einer breiteren Wahrnehmung Buissons auch über die Landesgrenzen Frankreichs hinaus führte, rief sein Buch 1940–1945 Années érotiques – Vichy ou les Infortunes de la vertu hervor, in dem Buisson die These vertritt, dass die deutsche Besatzungszeit ein Ausgangspunkt für die sexuelle Befreiung Frankreichs gewesen sei.
Im März 2014 gelangten Tonaufnahmen an die Öffentlichkeit, die Buisson bei Unterredungen mit Sarkozy während dessen Präsidentschaft verdeckt angefertigt hatte.
Werke
- 1940–1945: années érotiques: Vichy ou les infortunes de la vertu, Albin Michel 2008, ISBN 978-2226183941
- O.A.S: Histoire de la résistance française en Algérie, ISBN 978-2904997006
- Sacha Guitry et ses femmes, Albin Michel 1996, ISBN 978-2226087164
- Avec le temps, Le Chêne 1995, ISBN 978-2851088956
- La Grande Guerre, 1914–1918, XO Editions 2008, ISBN 978-2845633971
Einzelnachweise
- ↑ Le Nouvel Observateur, 16. Februar 2012
- ↑ Le Monde, 1. Oktober 2008
- ↑ Le Nouvel Observateur, 16. Februar 2012
- ↑ Raphaëlle Bacqué: Patrick Buisson, l’hémisphère droit de Sarkozy. In: Le Monde, 1. Oktober 2008: « Pour ma gauche, j’ai Guaino, pour ma droite, j’ai Buisson », rit-il [Sarkozy] souvent
- ↑ Eric Mandonnet, Romain Rosso, Ludovic Vigogne: Patrick Buisson, le conseiller en transgression de Sarkozy. In: L’Express, 25. September 2008: « Il a donné à Nicolas Sarkozy le code, les mots qu’il faut employer pour séduire les électeurs du FN », confie à L’Express Jean-Marie Le Pen, qui parle de Buisson comme d’un ‹ ami ›, alors que les deux hommes ne se voient plus guère, à quelques exceptions près.
- ↑ Le Nouvel Observateur, 16. Februar 2012
- ↑ Paris als Bordell. In: Der Spiegel. Nr. 23, 2008, S. 161 (online).
- ↑ sueddeutsche.de, 13. August 2008 (Memento des vom 13. September 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Kultur heute, Deutschlandfunk, 21. Juli 2008
- ↑ Anne Christine Heckmann: "Sarkoleaks" erschüttert Frankreich (Memento vom 6. März 2014 im Internet Archive), tagesschau.de, 5. März 2014