Paul Faure (* 3. Februar 1878 in Périgueux, Département Dordogne; † 16. November 1960 in Paris) war ein französischer sozialistischer Politiker und vor dem Zweiten Weltkrieg Führer der pazifistischen Fraktion der französischen sozialistischen Partei Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO). Er vertrat den linken, pazifistischen Flügel seiner Partei und befürwortete im Gegensatz zu Léon Blum das Münchner Abkommen.

Leben

Faure stammte aus einer republikanisch gesinnten Familie und war politisch zunächst bei den Guesdisten und ab 1915 bei der SFIO aktiv. Auf dem Parteikongress von Tours 1920 wurde er zum Generalsekretär gewählt und übernahm die Leitung der Parteizeitung Le Populaire.

1932 trat er als Kandidat seiner Partei bei der Wahl zum Staatspräsidenten an. Dabei unterlag er Albert Lebrun deutlich.

Als Pazifist unterschätzte Faure die von Hitler ausgehende Gefahr und beschuldigte Léon Blum der Kriegstreiberei. Das Münchner Abkommen begrüßte er. Auf dem Sozialistenkongress von 1939 vertraten die Fauristen 2200 Mandate gegen 2800 der Blumisten. Ein kleiner Teil der Fauristen, der Ludovic Zoretti zugerechnet wird, befürwortete die Kollaboration. 1940 stimmte die Mehrzahl seiner Gruppe für die erweiterten Vollmachten für Marschall Philippe Pétain; Faure selbst nahm an der Abstimmung allerdings nicht teil. Er war Mitglied des Conseil national, eines beratenden Organs des Vichy-Regimes.

1944 wurde er aus der SFIO ausgeschlossen. Er gründete eine neue sozialistische Partei, die wirkungslos blieb. Die LICRA warf ihm 1948 vor, er habe 1939 „eine rassistische Kampagne“ gegen Blum geführt. Faure erklärte im selben Jahr, er habe damals die Bildung eines Kriegskabinetts befürchtet "mit Blum, der ganz Israel mit ihm installiert".

Literatur

  • Daniela Neri-Ultsch: Sozialisten und Radicaux – eine schwierige Allianz, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2005, ISBN 3486576895, teilweise online bei books.google.com
Commons: Paul Faure (1878-1960) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 1 2 Paul Faure. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 6. Mai 2023 (französisch).
  2. Auf diesem Kongress spaltete sich die Partei; der Kongress führte zur Gründung der PCF
  3. Dominique Venner: Histoire de la collaboration. éd. Pygmalion Gérard Watelet, 2004, S. 590.
  4. Die französischsprachige Wikipédia urteilt fein: „Er kollaborierte nicht, aber unterstützte die kollaborierende Zeitung L'Effort“.
  5. Simon Epstein: Un paradoxe français : antiracistes dans la Collaboration, antisémites dans la Résistance. Albin Michel coll. Bibliothèque Albin Michel. Histoire, Paris 2008, ISBN 978-2-226-17915-9, S. 93.
  6. Un paradoxe français : antiracistes dans la Collaboration, antisémites dans la Résistance – par Simon Epstein. In: Les Crises. 30. April 2017, abgerufen am 5. Mai 2023 (französisch).
VorgängerAmtNachfolger
Französischer Staatsminister
04.06. 1936 – 21.06. 1937
23.06. 1937 – 14.01. 1938
13.03. 1938 – 08.04. 1938

Ludovic Léger
Bürgermeister von Grignols (Dordogne)
1904–1906

Eugène Lagorce

Marcel Bichet
Bürgermeister von Creusot
1925–1929

Victor Bataille
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