Pegasos (altgriechisch Πήγασος Pēgasos, lateinisch Pegasus, selten auch Pegasos) ist in der griechischen Mythologie ein geflügeltes Pferd.
Mythos
Pegasos war das Kind des Meeresgottes Poseidon und der Gorgone Medusa. Die Überlieferungen über seine Geburt variieren: Eine Version berichtet, er sei aus Medusas Nacken entsprungen, als diese von Perseus geköpft wurde. Hierbei sei er als Zwilling von Chrysaor zur Welt gekommen. Eine andere erzählt, er sei aus jener Stelle der Erde entsprungen, auf welche Medusas Blut getropft sei.
Pegasos trug Bellerophon in seinem Kampf gegen die Chimära und die Amazonen. Es gibt verschiedene Geschichten, wie Bellerophon Pegasos gefunden habe: So sagen einige, dass der Held ihn trinkend am Brunnen von Peirene (am „pirenischen Quell“) gefunden habe, andere berichten, dass entweder Athene oder Poseidon Pegasos zu Bellerophon führten. Bevor er Bellerophon beistand, brachte Pegasos Blitz und Donner zu Zeus, und nach dem Tod Bellerophons kehrte er zum Berg Olymp zurück, um den Göttern zu helfen.
Angeblich entstanden durch Pegasos’ Hufschlag zwei Brunnen: einer auf Geheiß von Zeus auf dem Gebirge Helikon (der „helikonische Quell“, aus dem alle Dichter trinken), ein zweiter in Troizen (vgl. auch Hippokrene).
Pegasos wurde in ein Sternbild verwandelt, aber eine Feder seiner Flügel fiel nahe der Stadt Tarsos zurück auf die Erde und gab der Stadt ihren Namen. Seine Ursprünge als Mischwesen sind vermutlich orientalischer Herkunft. Er wurde häufig in der kretischen und kleinasiatischen Kunst und sogar noch bis in das dritte Jahrhundert nach Christus auf römischen Münzrückseiten dargestellt.
Rezeption
Obgleich Pegasos in der griechischen Mythologie zwar in der Perseus-Sage erscheint, jedoch nicht zu dessen Reittier, sondern zu dem des Bellerophon wird, lässt sich spätestens im 14. Jahrhundert das die konkurrierende Erzählung bzw. Darstellung belegen, dass Perseus auf Pegasos statt mit seinen Flügelschuhen durch die Luft fliegt und Andromeda vor dem Seeungeheuer rettet.
In der Neuzeit und Moderne nahm dieses Bild noch zu und hat etwa im filmischen Kontext die Flügelschuhe längst ersetzt. So rettet Perseus sowohl im Film Kampf der Titanen (1981) als auch dem gleichnamigen Remake Andromeda auf Pegasos reitend. Im Disney-Zeichentrickfilm Hercules (1997) wird Pegasus an dessen Seite gestellt und ist ein Geschenk von Zeus an seinen Sohn, um ihn zu beschützen.
Im übertragenen Sinne wird der geflügelte Pegasus als das Dichterross angesehen, als ein von dem Dichter gerittenes Sinnbild der Dichtkunst. Die Quelle des Pegasus als Quelle aller Weisheit findet sich im berühmten Literaturexkurs in Gottfrieds von Straßburg Tristan, Vers 4728 ff.: ich waene, er (gemeint ist Heinrich von Veldeke) sîne wîsheit / ûz Pegases ursprunge nam, / von dem diu wîsheit elliu kam. Im Märchenschach wird eine Figur wegen ihrer besonderen Fähigkeiten Pegasus genannt.
Im Jahr 1913 schuf der deutsche Bildhauer Theodor von Gosen die Bronzeplastik Amor auf dem Pegasus reitend.
Heraldik
In der Heraldik ist Pegasus eine gemeine Figur und zeigt in unterschiedlicher Darstellung ein geflügeltes Pferd. Das Pferd kann vollständig dargestellt, wie laufend, springend oder aufbäumend sein oder es ist wachsend. Alle Farben der Heraldik sind zulässig. Die Hauptdarstellung ist für das Wappentier blickend heraldisch rechts. Symbolisch steht Pegasus für die Künste. In der Heraldik wird Pegasus auch Flügelpferd genannt. Es ist im Wappen des Templerordens als Zeichen der Armut abgebildet.
Galerie
- Bronzene Pegasusfigur, Teil der Ausschmückung eines Schiffs aus dem 1. oder 2. Jahrhundert, Archäologisches Museum von Alanya, Türkei
- Pegasusstatue im Sacro-Bosco-Park
- Serigrafie «Das Wichtige ist nicht immer wichtig» von Adi Holzer aus dem Jahr 1976 (Werkverzeichnis 269).
- Pegasus am Giebel des Bayerischen Nationaltheaters in München
Siehe auch
Literatur
- Franz Hannig: Pegasos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,2, Leipzig 1909, Sp. 1727–1752 (Digitalisat).
- Gustav Türk: Pegasos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIX,1, Stuttgart 1937, Sp. 56–62.
- Nikolaos Yalouris: Pegasus. Ein Mythos in der Kunst. Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0890-6.
Weblinks
- Pegasos im Theoi Project (englisch)
Anmerkungen
- ↑ Im Akkusativ auf Pegason und daher auf Pegasos zurückgehend bei Ovid, Metamorphosen 4,786, Pegasos auch bei Cicero, Pro Quinctio 25. Karl Ernst Georges: Pegasus. [1]. In: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Band 2. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918, Sp. 1537–1538 (Digitalisat. zeno.org).
- ↑ Vgl. die Bildersammlungen zu Perseus and Pegasus sowie zu Perseus and Pegasus in paintings auf Wikimedia Commons.
- ↑ Pegasus. Duden online.
- ↑ Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Bechtermünz, Augsburg 2003, ISBN 3-8289-0768-7, S. 239 Abb. 11, 244 Abb. 1, 314 Abb. 15. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim u. a. 1985, ISBN 3-411-02149-7, S. 300.