Der Begriff Peripherie (von altgriechisch περιφέρω periphéro „herumtragen“, „sich (her-)umdrehen“) bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch „Umgebung“ oder „Umfeld“, beispielsweise die Umgebung einer Stadt oder einer Region im Gegensatz zum Kernbereich.

Er bezeichnet eine Umfangslinie (besonders des Kreises) oder einen Rand (besonders einer Stadt). Oft wird der Ausdruck „peripher“ einfach verwendet, um eine Sache als randständig darzustellen, beispielsweise „… es trifft einen nur peripher …“.

Verwendung in der Geographie

In der Geographie wird der Begriff Peripherie verwendet, um einen Gegensatz zu einem Zentrum zu beschreiben. Er kann lokal, also innerhalb einer Stadt, regional, innerhalb eines Landes, eines Kontinents oder global für die gesamte Erde verwendet werden. Häufig wird er verwendet, um räumliche Disparitäten aufzuzeigen oder zu erklären.

Verwendung in der Mathematik

Das Wortschatzlexikon der Universität Leipzig bezeichnet „Peripherie“ als einen mathematischen Begriff für den Umfang des Kreises, das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache als „äußersten Rand einer krummlinig begrenzten Fläche, besonders eines Kreises“.

Verwendung in der Medizin

Gemeint sind bei Mensch und Säugetier die Extremitäten und nicht der Körperstamm als das Körperzentrum. Und bei den Extremitäten eher die Unterarme und Unterschenkel als die Oberarme und Oberschenkel. Oft wird auch der Kopf zur Peripherie des Menschen gezählt. Peripher bedeutet außen oder am Rande.

Verwendung in der Politikwissenschaft

In den marxistisch geprägten Strömungen der Politikwissenschaft ist Peripherie ein Begriff für die einem Machtzentrum umliegenden Gesellschaften, die von ihm abhängig sind und zunehmend ausgebeutet werden (vgl. Imperialismus). Mithilfe des Modells von Peripherie und Zentrum analysieren die Dependenztheorien die Unterentwicklung des globalen Südens, welche als Produkt einer, von den Zentren ausgehenden, kapitalistischen Wirtschaftsordnung gesehen wird. In der Weltsystem-Theorie wurde dieser Gedanke zu einem Welterklärungsansatz weiterentwickelt. Außerdem wird eine weitere Ausdifferenzierung vorgenommen, indem das Modell um die Semiperipherien erweitert wird. Beispiel: Lateinamerika als „Peripherie“ der „MetropoleVereinigte Staaten.

Verwendung in der Soziologie

In den historisch-soziologischen Studien Immanuel Wallersteins erscheint die Peripherie als Gegenstück zur Hegemonie. Darauf aufbauend verwendet Christian Giordano den Begriff in Zusammenhang mit den sechs historischen Regionen Europas. Er bezeichnet damit einerseits einen Großraum in Nordeuropa, der sich von Island über Westirland, Schottland und die Mitte der skandinavischen Halbinsel bis nach Nordwest-Finnland erstreckt. Andererseits nennt er jedoch auch Enklaven wie die Pyrenäen, verarmte Regionen in den Alpen oder im französischen Zentralmassiv peripher. Bei diesen Kulturarealen handelt es sich überall um abgelegene, marginale und dünn besiedelte Großräume, in denen häufig Subsistenzwirtschaft betrieben wurde und jegliche kulturellen Entwicklungen stark verzögert ankamen.

In der soziologischen Systemtheorie Niklas Luhmanns ist die Unterscheidung Zentrum/Peripherie grundlegend für das Verständnis einiger Subsysteme der Gesellschaft. So bildeten im Rechtssystem die verbindlich entscheidenden Gerichte das Zentrum, während alle anderen Teilnehmer am juristischen Diskurs nur unverbindlich entscheiden könnten und daher Peripherie seien.

Verwendung im Verwaltungsrecht

Griechenland ist in 13 Peripherien eingeteilt. Siehe Politische Gliederung Griechenlands.

Verwendung in der Computertechnik

In der Informatik wird der Ausdruck Peripherie verwendet, wenn von Peripheriegeräten die Rede ist, das sind z. B. alle Geräte, die an die Zentraleinheit angeschlossen sind/werden. Diese Geräte bedürfen der Steuerung durch die Zentraleinheit und gegebenenfalls einer vorherigen Initialisierung. Dies sind zum Beispiel Drucker, Scanner, Tastatur und Maus, aber auch interne Geräte wie Anschlüsse, Laufwerke und Erweiterungskarten.

Daneben werden mit Peripherie auch Peripheriebausteine oder Peripheriefunktionen bezeichnet – Teile eines Computers, die Funktionalität bieten, die nicht vom Prozessorkern selbst zur Verfügung gestellt werden, sondern von zusätzlicher Hardware (auf weiteren integrierten Schaltkreisen oder mit dem Prozessor auf demselben Chip). Beispiele sind Schnittstellen-Bausteine, Zeitgeber oder Watchdog.

Verwendung in der Physiologie

Peripher kann frei als „anliegend“ oder „unmittelbar darauf folgend“ bezeichnet werden. In der Zellbiologie z. B. liegen periphere Membranproteine direkt auf bzw. unterhalb der Plasmamembran. Das Bezugssystem kann aber auch weiter gefasst werden. So werden in der Anatomie jene Teile, die weiter weg vom Körperzentrum oder vom Zentrum eines Organsystems liegen, als peripher bezeichnet, beispielsweise die Gliedmaßen oder herzferne Blutgefäße. Das periphere Nervensystem umfasst (als Gegenteil vom Zentralnervensystem) alle Teile des Nervensystems außerhalb von Gehirn und Rückenmark.

Verwendung in der Philosophie

Die Zentralität der Handlungserfahrung: Es wird zwischen zwei Handlungsperspektiven unterschieden, zum einen gibt es die Berichtsperspektive (bezieht sich auf er/sie/es bzw. 3. Person bzw. Beobachter), zum anderen die Vollzugsperspektive (ich bzw. 1. Person bzw. Teilnehmer). Eine Person in der Vollzugsperspektive befindet sich immer „im Zentrum der eigenen Peripherie“ und kann dieses Zentrum nicht verlassen. Jedoch muss nicht jede Aussage, die von einem „ich“ handelt, vollzugsperspektivisch sein.

Zum Beispiel: a verspricht b, dass q. a = ich. Man kann also auch über sich selbst berichten.

Verwendung in der Veranstaltungstechnik

In der Veranstaltungstechnik bezeichnet man als Peripherie die Geräte, welche um das Mischpult (als die zentrale Regeleinheit) herum angeordnet sind. Diese Peripheriegeräte sind z. B. Equalizer, Compressor-Limiter, Halleffekte, Scratching-Tables.

Wiktionary: Peripherie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wortschatzlexikon der Universität Leipzig (Memento vom 10. November 2014 im Internet Archive)
  2. Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache
  3. Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 267. Auflage. de Gruyter, Berlin/Boston 2017, ISBN 978-3-11-049497-6, Seite 1382.
  4. Christian Giordano: Interdependente Vielfalt: Die historischen Regionen Europas. In: Karl Kaser u. a. (Hg.): Europa und die Grenzen im Kopf, Wieser-Verlag, Klagenfurt 2003, S. 113–134.
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