Peteosthor war der Handelsname eines experimentellen Medikaments von Buchler & Co (Braunschweig), das 1945–1956 in deutschen Krankenhäusern gegen Tuberkulose und Morbus Bechterew an Patienten eingesetzt wurde. Es handelte sich um eine Mischung des radioaktiven Alphastrahlers Radium-224 („Thorium-X“) mit kolloidalem Platin und dem Farbstoff Eosin B, die von dem Bad Pyrmonter Lungenfacharzt Paul Troch entwickelt und unter seiner Leitung in zwei Krankenhäusern in Bad Pyrmont und Heidelberg eingesetzt worden war. Die ionisierende Strahlung sollte sich in den entzündlichen Läsionen anreichern und die Entzündung hemmen bzw. die Tuberkulosebakterien abtöten. Nach anfänglich aufsehenserregenden Erfolgsberichten stellte sich bald heraus, dass eine Heilwirkung nicht bestand und den Patienten stattdessen schwere Nebenwirkungen drohten. Die Langzeituntersuchungen an den behandelten Patienten ergaben um ein Vielfaches erhöhte Krebsraten, bei den Kindern außerdem schwere Wachstumsstörungen des Skeletts.
Literatur
- Heinz Spiess: Langzeitstudie über mehr als 60 Jahre: Strahlenschäden durch Radium-224. In: Dtsch Arztebl. 110(33-34), 2013, S. A-1556/ B-1372/ C-1351.
Einzelnachweise
- ↑ Höhepunkt noch nicht erreicht – Mit Atomenergie gegen Tbc. In: Der Spiegel. 3. Mai 1947.
- ↑ R. Wilde: Peteosthor und Thorium X als Therapeuticum des Morbus Bechterew. In: AOTS. 1952, doi:10.1007/BF00414953.
- ↑ C. J. Tietz, H. Spiess: Über die Hemmwirkung des Peteosthor und seiner Komponenten auf das Wachstum humaner Tuberkelbakterien in vitro. In: Klinische Wochenschrift. 1950, doi:10.1007/BF01486045
- ↑ Der glückliche Griff – Nicht nachgegeben. In: Der Spiegel. 7. Februar 1948.
- ↑ H. Spiess: Peteosthor – a medical disaster due to Radium-224. In: Radiation and Environmental Biophysics 2002, doi:10.1007/s00411-002-0165-4.