Peter Kulitz (* 11. April 1952 in Mindelheim/Schwaben) ist ein deutscher Wirtschaftsjurist, Unternehmer und Verbandsfunktionär. Er war von November 2010 bis November 2016 Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags.

Ausbildung

Nach seinem Abitur an der Freien Waldorfschule in Ulm studierte Kulitz Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Ludwig-Maximilians-Universität München (1971–1976) sowie an der Georgetown University (Washington D.C., 1980). 1983 wurde er mit der Dissertation „Unternehmerspenden an politische Parteien“ am Lehrstuhl für Deutsches und europäisches Gesellschafts-, Kapitalmarkt-, Handels-, Bank- und Wirtschaftsrecht der Universität Tübingen zum Dr. jur. promoviert.

Kulitz’ Promotionsschrift erschien 1983 im Verlag Duncker & Humblot, Berlin, zur Zeit der Parteispendenaffäre, in die Politiker wie Otto Graf Lambsdorff, Hans Friedrichs und Walter Leisler Kiep verstrickt waren. Aufgrund der gesellschaftsrechtlichen Relevanz wurde die Arbeit medial aufgegriffen, beispielsweise in den ZEIT-Artikeln „Alle sittlichen Wertvorstellungen einsetzen…“/„Mit anderer Leute Geld“, und war Teil der Grundlagen zur Diskussion um ein Parteienfinanzierungsgesetz (siehe beispielsweise Die Öffentliche Verwaltung).

Berufliche Stationen

Seine Referendarzeit absolvierte Kulitz am Landgericht Ulm. Nach seiner Zulassung als Rechtsanwalt 1980 trat er in eine Ulmer Kanzlei ein, die er in der Folge weiterführte. 2016 erfolgte der Zusammenschluss mit der Kanzlei des Rechtsanwalts Thomas Oelmayer.

Parallel zu seinem Wirken als Rechtsanwalt trat Kulitz 1986 ins elterliche Familienunternehmen ein und wurde dort 1997 geschäftsführender Gesellschafter.

Verbandstätigkeit

1979 trat er den Wirtschaftsjunioren Ulm bei, deren Vorsitzender er von 1986 bis 1989 war. 2001 wurde er Vollversammlungsmitglied der IHK Ulm, 2002 folgte die Wahl ins Präsidium und war von 2003 bis 2018 IHK-Präsident. In dieser Funktion wirkte er an der Gründung der Internationalen Schule Ulm/Neu-Ulm (ISU) mit (2005) und war Initiator bei der Gründung des Friedrichhafener Instituts für Familienunternehmen (FIF), die im Rahmen der IHK-Förderung der Zeppelin Universität in Friedrichshafen erfolgte.

2006 wurde Kulitz er in den Vorstand des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) gewählt; von 2010 bis 2016 war er BWIHK-Präsident. 2011 wurde er als Mitglied in den Vorstand des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) berufen.

Kulitz steht kontrovers im politischen Diskurs. Beispielsweise forderte er die Aussetzung des Mindestlohns für Flüchtlinge und positionierte sich eindeutig pro 'S 21' und Schnellbahnstrecke Stuttgart-Ulm durch eine Plakataktion am IHK-Gebäude. Im Vorfeld der Volksabstimmung zu S 21 provozierte er so den Zorn der Projektgegner, die gerichtliche Schritte unternahmen. In der Folge wurden Kulitz persönlich wie auch die IHK Ulm vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen auf Unterlassung verklagt. Das erstinstanzliche Urteil, wonach einem allgemeinpolitischen Mandat von IHK-Funktionsträgern Grenzen gesetzt seien, hatte in der folgenden Rechtsmittelinstanz vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) Mannheim keinen Bestand, weil die Prozessparteien im Rahmen eines außergerichtlichen Vergleichs die Hauptsache für erledigt erklärten.

Auch seine Teilnahme an Delegationen sorgt für mediale Resonanz, beispielsweise mit Winfried Kretschmann, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Bundespräsident Joachim Gauck.

Öffentliche Ämter

Gemeinnützige Tätigkeiten

  • 1993–2005 Vorstand im Verein Freie Waldorfschule Ulm
  • 1995 Gründungsmitglied der Schüleraustauschorganisation „en famille Deutschland e.V.“ in Ulm (Herbst 2010 umbenannt in Allef Deutschland e.V.). Die Organisation veranstaltet Jahresaustausche von Schülern im Alter von 8 bis 12 Jahren zwischen Deutschland, Frankreich und England. Er war stellvertretender Vorsitzender von Gründung bis zum Jahr 2007.
  • 2005 Initiator und Gründungsmitglied der ‚Internationalen Schule Ulm/Neu-Ulm‘(ISU); Vorsitzender des Trägervereins ISU eGmbH.
  • Seit 2009 Beiratsmitglied des ‚Friedrichhafener Instituts für Familienunternehmen‘ (FIF).
  • Seit 2013 Mitgliedschaft im SWR-Rundfunkrat, im Mittelstandsbeirat der Landesregierung (seit 2004), Stiftungsrat der Stiftung Oberschwaben (seit 2008) sowie im TTIP-Beirat der Landesregierung (seit September 2015).
  • Seit 2017 Vorsitzender des DIHK Außenwirtschaftsausschusses.

Aufsichtsrats- und Beiratsmandate

  • Seit 1999 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Scherr & Klimke AG, Ulm.
  • Seit 1999 Vorsitzender des Beirats der Spohn + Burkhard GmbH & Co. KG, Elektrotechnische Fabrik, Blaubeuren.
  • Seit 2003 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Volksbank Ulm-Biberach eG, Ulm.
  • Seit 2012 Mitglied im Beirat der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der BW Bank, Stuttgart.
  • Seit 2013 Mitglied im Verwaltungsrat der Landeskreditbank (L-Bank), Stuttgart.
  • Seit 2013 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Zimmer MedizinSysteme GmbH, Neu-Ulm.
  • Seit 2013 Mitglied im Beirat der Hans Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik GmbH & Co. KG, Krumbach.
  • Seit 2017 Vorsitzender des Programmausschusses Information des SWR

Ehrungen

Privates

Peter Kulitz ist verheiratet und hat fünf erwachsene Kinder. Sein ältester Sohn ist der ehemalige FDP Bundestagsabgeordnete Alexander Kulitz.

Einzelnachweise

  1. Staatsanzeiger Baden-Württemberg Nr. 47, Jahrgang 164, 28. November 2014, "Auf vielen Feldern unterwegs"
  2. Südwest Presse: Kulitz-Unternehmen feiert: 40 Jahre "ESTA" in Senden. Archiviert vom Original am 11. August 2016; abgerufen am 11. August 2016.
  3. Südwest Presse: Ein politischer Kammerpräsident. 11. April 2012, abgerufen am 11. August 2016.
  4. Südwest Presse: IHK: Der Ausnahmepräsident. 4. August 2012, abgerufen am 11. August 2016.
  5. BWIHK: Vorstand. Abgerufen am 11. August 2016.
  6. Unternehmensspenden an politische Parteien. Dissertation. Universität Tübingen 1983. Duncker und Humblot, Berlin 1983, ISBN 3-428-05398-2 (siehe auch: Beiträge zur politischen Wissenschaft. Band 44).
  7. Die ZEIT Nr. 9, 22. Februar 1985/Die ZEIT Nr. 12, 15. März 1985 (Archivbelege)
  8. (Nr. 9 – 22. Februar 1985)/„Mit anderer Leute Geld“ (Nr. 12 – 15. März 1985)
  9. DÖV, Heft 8/1982, S. 305 ff., W. Kohlhammer GmbH
  10. Südwest Presse: Modell für die Grün-schwarze Koalition. Abgerufen am 11. August 2016.
  11. ESTA: Herkunft. Abgerufen am 11. August 2016.
  12. Herzlich Willkommen bei den Wirtschaftsjunioren Ulm/Neu-Ulm. WJ Ulm - Neu Ulm, abgerufen am 18. August 2016.
  13. ulm.ihk24.de
  14. swp.de (Kulitz 3. Amtszeit IHK Ulm)
  15. Südwest Presse: IHK Ulm: Lex Kulitz geht glatt durch. Abgerufen am 11. August 2016.
  16. is-ulm.de
  17. swp.de
  18. Katy Cuko: Zeppelin-Universität: Forschungszentrum für politische Kommunikation eröffnet. 16. Juli 2014, abgerufen am 11. August 2016.
  19. Südwest Presse: IHK-Präsident Kulitz will in Stuttgart Dialog mit der Politik fortsetzen. Abgerufen am 11. August 2016.
  20. dihk.de
  21. Walter Feucht: "Ich habe die Aufgabe, die politische Einflussnahme zu personifizieren." (PDF) Juni 2011, abgerufen am 11. August 2016.
  22. Südwest Presse: Petition gegen Bildungsplan: IHK-Präsident Kulitz zieht Unterschrift nicht zurück. Abgerufen am 11. August 2016.
  23. BILD: Neuer Ärger für Minister Herrmann. 17. März 2014, abgerufen am 11. August 2016.
  24. Anne Guhlich: Hilft der Bildungsurlaub nur den Schlauen? 10. Oktober 2014, abgerufen am 11. August 2016.
  25. Rüdiger Bäßler: Die düpierten Stadtplaner. 8. Oktober 2014, abgerufen am 11. August 2016.
  26. THOMAS BLOCK: IHK-Präsident Kulitz: "Die Mobilisierungsfähigkeit der NRO ist geradezu bewundernswert". SWP, 19. August 2016, abgerufen am 22. September 2016.
  27. tageszeitung: Schäuble: Flüchtlingsarbeit statt Mindestlohnkontrolle. 11. September 2015, abgerufen am 15. August 2016.
  28. BILD: Ulmer IHK-Spitze wegen Stuttgart 21 vor Gericht. Abgerufen am 12. Oktober 2011.
  29. stimme.de
  30. stuttgarter-nachrichten.de
  31. Kammermitglieder verklagen IHK (Memento vom 6. Dezember 2010 im Internet Archive), Südwest Presse vom 1. Dezember 2010
  32. vghmannheim.de
  33. Südwest Presse: Peter und der Rest der Welt. In: Südwest Presse. 31. Dezember 2010, archiviert vom Original am 15. August 2016.
  34. Südwest Presse: Wie der Ulmer Spatz nach Mexiko kam. Abgerufen am 11. August 2016.
  35. Gespräche in Charlotte zur Entwicklung von Technologien und Geschäftsmodellen im Energiesektor. Staatsministerium Baden-Württemberg, 26. Mai 2016, abgerufen am 11. August 2016.
  36. Südwest Presse: KÖPFE KLATSCH KURIOSES vom 3. Mai 2014. 3. Mai 2014, abgerufen am 11. August 2016.
  37. Esslinger Zeitung: Unkonventionelle Wege. 23. Mai 2015, abgerufen am 11. August 2016.
  38. Stuttgarter Zeitung: In Kuba fahren die Minister Kleinwagen. 9. Januar 2016, abgerufen am 11. August 2016.
  39. swp.de
  40. esta.com
  41. swr.de
  42. baden-wuerttemberg.de
  43. stiftung-oberschwaben.de
  44. Staatsministerium Baden-Württemberg: TTIP Beirat Baden-Württemberg. (PDF) Abgerufen am 11. August 2016.
  45. Außenwirtschaftsausschuss. In: Deutscher Industrie- und Handelskammertag. Abgerufen am 16. August 2017.
  46. Südwest Presse: Neu im Aufsichtsrat der Volksbank. Abgerufen am 11. August 2016.
  47. LBBW: Verlässliche Leistung. Der Geschäftsbericht 2015. (PDF) Abgerufen am 11. August 2016.
  48. L-Bank: Verwaltungsrat. Abgerufen am 11. August 2016.
  49. SWR Unternehmen: Programmausschuss Information. In: Artikel. SWR, 2. November 2017, abgerufen am 6. November 2017.
  50. Bundespräsidialamt: Bekanntgabe der Verleihungen vom 1. Februar 2016. Abgerufen am 11. August 2016.
  51. baden-wuerttemberg.de vom 18. Januar 2016: Bundesverdienstkreuz für Dr. Peter Kulitz, abgerufen am 8. August 2016
  52. Südwest Presse: Bundesverdienstkreuz am Bande für IHK-Präsident Peter Kulitz. Abgerufen am 18. Januar 2016.
  53. Kämpfer für Standort. (PDF) 19. Januar 2016, abgerufen am 11. August 2016.
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