Peter Hans Seckelmann (Pseudonyme: Paul Secklmann, Paul Sanders, Peter Motram) (geboren 27. März 1902 in Berlin; gestorben 29. Oktober 2001) war ein deutsch-britischer Schriftsteller. Während des Zweiten Weltkriegs war Seckelmann als Propagandist für den britischen Rundfunk tätig.

Leben und Tätigkeit

Peter Hans Secklmann war ein Sohn des Arztes Max Secklmann und der Hedwig Lewinsohn. Sein Vater beging nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 Suizid, seine Mutter wurde 1943 im Ghetto Theresienstadt ermordet.

Secklmann meldete sich nach dem Abitur 1919 beim Landjägerkorps. 1921 begann er ein Jurastudium und machte ab 1922 eine Banklehre. Er war dann Handelsreisender und von 1926 bis 1936 Cheflektor im Romanvertrieb beim Verlag Carl Duncker. 1937 erhielt er aus rassistischen Gründen ein Berufsverbot. Secklmann heiratete 1929 Margaret Schneidemann, sie hatten ein Kind. Später war er ab 1963 mit Gisela Bohle verheiratet, sie hatten drei Kinder.

Als junger Mann verfasste Seckelmann Detektivromane. 1938 floh er nach Großbritannien. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldete Seckelmann sich zum Pionierkorps der britischen Armee, das als einzige Einheit Emigranten aufnehmen durfte. Hier wurde er bis 1941 in einem Bombenräumtrupp eingesetzt, der mit der Entschärfung von deutschen Fliegerbomben betraut war.

Nachdem Seckelmann sich 1941 zu einem SOE-Kommando hinter den deutschen Linien gemeldet hatte, wurde er mit Leonard Ingram bekannt, der ihn an den Journalisten Sefton Delmer weitervermittelte, der zu diesem Zeitpunkt als Funktionär der britischen Propagandadienststellen mit dem Aufbau eines sogenannten schwarzen Rundfunksenders beschäftigt war. Aufgabe dieses Senders war es, die deutschen Truppen in den westlichen vom Deutschen Reich besetzten Ländern Europas, zur Unterstützung der alliierten Kriegsanstrengungen propagandistisch zu bearbeiten. Zum Zweck der Steigerung der Effektivität seiner Propaganda sollte der Sender diese den Hörern nicht als frontale Parolen „direkt unter die Nase reiben“, sondern sie ihnen möglichst unmerklich einimpfen, indem er sich als regulärer deutscher Militärradiosender mit einem scheinbar normalen Programm tarnen sollte, wobei durch feine Akzentuierungen in Inhalt und Stil die Verwirrung sowie die Demoralisierung und Zersetzung des Feindes vorangetrieben werden sollten.

Zur personellen Ausstattung seines Senders (Soldatensender Calais) mit überzeugenden Sprechern suchte Delmer deutsche Muttersprachler, so dass er Seckelmann, als Ingrams ihm diesen zuleitete, einlud in sein Team einzutreten, was Seckelmann annahm. Aufgrund seiner eindrucksvollen – von Delmer als „männlich sonor und mit jener leichten Andeutung eines berlinischen Tonfalls, [… wie man sie von] den adligen Offizieren aus den kaiserlichen Garderegimentern [kannte]“, beschriebenen – Stimme übernahm Seckelmann in den Programmen von Delmers Sender die Rolle des „Chefs“. Dieser war der Protagonist einer regelmäßig ausgestrahlten Sendung, in der ein vermeintlicher Offizier alter preußischer Schule, als Angehöriger einer fiktiven, gegen die NSDAP gerichteten Untergrundbewegung innerhalb der Wehrmacht, seine Meinung zur aktuellen militärisch-politischen Situation kundat. Dabei wandte er sich vermeintlich an seine Kameraden in der Untergrundbewegung sowie an die Allgemeinheit der Armeeangehörigen, indem er Kritik an der deutschen Kriegsführung übte und allerlei Missstände anprangerte sowie vorgeblich chiffrierte Befehle an Angehörige der Untergrundbewegung weitergab. In der Tendenz stellte der Chef die von ihm repräsentierte Untergrundbewegung nicht als eine mit den Alliierten verbündete – oder an einem Bündnis interessierte – Organisation dar, sondern als besorgten Zweig der Armee, der bestrebt sei, die Führung der Armee in seine Hände zu bringen, um eine sich aufgrund der dilettantischen Führung der Nazi-Partei anbahnende Katastrophe abzuwenden.

Über den England-Flug von Rudolf Heß 1941 führte Seckelmann als „Chef“ beispielsweise in seiner Sendung aus:

„Zunächst müssen wir und über eins klar sein: Dieser Fatzke ist bei weitem nicht der schlechteste. In den Tagen der Freikorps hat er seinen Mann gestanden. Aber er hat eben, genau wie diese ganze Clique von Pfuschern, Größenwahnsinnigen, Drahtziehern und Salonbolschewisten die an der Spitze unserer Regierung stehn, viel zu schwache Nerven, um eine Krise durchzuhalten. Sowie er etwas von der dunkleren Seite der Entwicklungen erfährt, die uns bevorstehen - was macht er? Er verliert völlig den Kopf, packt ein paar Schachteln Hormonpillen und eine weiße Fahne in seine Mappe und fliegt auf und davon, um sich selbst und uns diesem plattfüßigen Scheißkerl von einem besoffenen alten Juden, dem Churchill, auf Gnade und Ungnade auszuliefern. Und er denkt überhaupt nicht mehr dran, daß er Träger der wichtigsten Reichsgeheimnisse ist, die diese Scheißengländer jetzt ebenso leicht aus ihm herauslutschen werden, als ob er 'ne Flasche Berliner Weißbier wäre.“

Die Sendung um Seckelmann als Chef endete im Oktober 1943, als man zu der Auffassung kam, ihn an anderer Stelle besser gebrauchen zu können. Aus diesem Grund ließ man ihn „sterben“, indem man in einer Abschlusssendung die Erstürmung des geheimen Sendequartiers des Chefs durch die Gestapo simulierte, wobei die Sendung mit einer Maschinengewehrsalve und den Worten „Hab ich dich endlich erwischt, du Schwein!“ endete.

In den Memoiren von Delmer taucht Seckelmann unter dem Namen Paul Sanders auf.

Nach 1945 wirkte er im besetzten Deutschland in der Administration der Britischen Zone in Hamburg und in Berlin beim Aufbau der Deutschen Presse-Agentur mit. Ab 1953 arbeitete er als freier Journalist und ging 1955 nach Zürich und schrieb als Redakteur für die Schweizer Wochenzeitung Die Weltwoche. Er wohnte ab 1977 in Uzwil.

In den 1960er- und 1970er-Jahren schrieb er unter dem Pseudonym Peter Motram mehrere historische und humoristische Romane und übersetzte Romane von unter anderem Irwin Shaw, Derek Parker, Alistair MacLean, David Armine Howarth und Jack Finney ins deutsche. Zu seinen Romanen, die unter dem Pseudonym Peter Motram veröffentlicht wurden, zählen Eva und die zwei Teufel (1932), Der Tag, der nicht im Kalender stand (1967), Myron (1973) und Dione (1977). Myron erlebte 2001 einen Nachdruck als Der Sieger von Olympia und Dione 2002 als Das Geschenk des Lysander.

Literatur

  • Sefton Delmer: Die Deutschen und ich, 1963.
  • Ursula E. Koch: Deutsche Publizistik im Exil, 2000.
  • Seckleman, Peter, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur 1980, S. 684

Einzelnachweise

  1. Seckleman, Peter (Ps. Peter Motram). In: Kürschners Deutscher Literaturkalender 2002/2003. Band 2, K. G. Saur, München und Leipzig 2003, S. 1129
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.