Peter Winter (* angeblich 1941; † 2018) ist seit den 1980er Jahren in der Philatelie als Briefmarkenfälscher international bekannt geworden.

Wirken

In den Quellen, die von Winters Karriere als Briefmarkenfälscher berichten, wird vereinzelt seine Ausbildung und ursprüngliche Tätigkeit als Opernsänger (Tenor) behauptet. Ferner wurde behauptet, dass Winter in den 1980er Jahren im Rahmen einer interdisziplinären Studie um philosophisch-differenzierte Sichtweisen des „Sammlerverhaltens von Menschen“ versucht hätte, Raritäten verschiedener Sammelgebiete zu reproduzieren. Fest steht, dass Winter in Folge „Sammler-Devotionalien“ der unterschiedlichsten Sammelrichtungen kreierte, ebenso schuf er verschiedene „neue Briefmarken-Raritäten“ aus mehreren philatelistischen Sammelgebieten. Er soll sich dabei oft explizit mit Sammelstücken beschäftigt haben, die bislang als sehr schwer zu fälschen galten, und entwickelte dabei auch neuartige Vorgehensweisen.

Auch wenn dem Großteil der „Phila-Sammelobjekte“ von Winter mindere Qualität bescheinigt wird und viele seiner Produkte als „Scherzartikel“ bezeichnet werden, sollen doch einzelne Objekte eine hohe Perfektion erreicht haben, so dass selbst internationale Experten einigen „Neuschöpfungen“ Winters fälschlicherweise Echtheit attestierten. Als Beispiel gilt eine gelungene Fälschung der Inverted Jenny, einer Flugpostmarke der USA mit irrtümlich kopfstehendem Druck eines Flugzeuges.

Winter wurde deshalb in einigen Publikationen der Philatelie als „einer der letzten großen Briefmarkenfälscher von internationalem Rang“ bezeichnet. Auch wenn Winter keine betrügerischen Absichten nachgewiesen werden konnten, wurden die von ihm hergestellten Briefmarken Objekte betrügerischer Aktivitäten, da die Aufschriften, die sie als Reproduktion kennzeichneten, leicht zu entfernen waren und sich ahnungslose Sammler dementsprechend einfach betrügen ließen.

Peter Winter machte der American Philatelic Society (APS) das Angebot, ihr seinen Bestand für insgesamt eine Million US-Dollar zu verkaufen und seine Fälschertätigkeit einzustellen. Wenngleich die kurz darauf versandenden Verkaufsaktivitäten Winters zeigten, dass der Verband gut daran tat, Winters dubioses Angebot auszuschlagen, fanden sich in einschlägigen Tauschbörsen noch über viele Jahre gefälschte Werke aus der Produktion von Peter Winter (sog. „Winterfälschungen“).

1999 behauptete Winter, im Besitz einer British Guiana 1¢ magenta zu sein, einer Briefmarke, die offiziell als Unikat gilt. Diese Marke wurde von zwei europäischen Experten, Rolf Roeder und David Feldman, als echt attestiert, die englische Briefmarkensammlervereinigung Royal Philatelic Society London befand sie bereits 1989 für eine verfälschte Vier-Cent-Marke.

Literatur

  • Deutsche Briefmarken-Zeitung, Heft Nr. 3 von 1988
  • Sonderbeilage Markt & Marken – Der Spiegel, Nr. 22 von 1995
  • Stamp Magazin, vom Februar 2000 (engl.)
  • Philatelie, Nr. 335 vom Mai 2005
  • Briefmarkenspiegel, Nr. 3 von 2007
  • Peter Winter – „Was darf's denn sein?“ In: Wolfgang Maaßen: Echt oder falsch? Das ist hier die Frage! Fälschungen und Fälscher in der Philatelie. Phil Creativ, Schwalmtal 2003, ISBN 3-932198-48-4, Seite 162 bis 169
  • Deutsche Briefmarken-Revue Ausgabe Nr. 8/2005, S. 11 f
  • Maaßen, Wolfgang: Peter Winters 'Schwanengesang'. Erinnerungen an einen Künstler und Fälscher. Schwalmtal (PhilCreativ Verlag) 2021. Chronik der deutschen Philatelie, 17. - ISBN 978-3-928277-98-3
  • Maaßen, Wolfgang: „Fälschungen“ und ihre Varianten. In Philatelie Nr. 526, April 2021 S. 33–37.
  • Wolfgang Maassen: Wer ist wer in der Philatelie?, Band 5, S, Phil Creativ, Schwalmtal, 3. Auflage, 2023, ISBN 978-3-928277-46-4, S. 168–169

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel, in der Rubrik "Plagiate", 29. Mai 1995 zuletzt abgerufen am 5. Mai 2013.
  2. Schwanke (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Auktionshaus für internationale Philatelie, zuletzt abgerufen am 25. Juni 2013.
  3. Schuyler Rumsey Philatelic Auctions, Inc., Auktionshaus für internationale Philatelie, zuletzt abgerufen am 24. August 2014.
  4. Eine Fälschung entsteht erst durch unzulässige Deklaration eines Urheberrechts und impliziert in der Regel eine Betrugsabsicht, was Winter nicht nachgewiesen werden konnte, denn Winter kennzeichnete seine Werke (jedenfalls zum Teil) mit kleinen Aufschriften, wie „Fake“.
  5. Sheryll Oswald, Peter Winter and the modern German forgeries on ebay, 28. Juli 2001, zuletzt geändert am 7. April 2011, zuletzt abgerufen am 21. Juli 2013.
  6. Website mit Beispielen für dubiose Online-Artikel aus dem Bereich Briefmarken, briefmarken.ag - Deine Briefmarkenzeitung, bspw. eine am 27. März 2006 bei ebay angepriesene Briefmarke ZEPPLIN 4M Polarfahrt aus der Produktion von Peter Winter für 190,- Euro. Abgerufen am 15. Juni 2013.
  7. Website von ebay mit aktuell im Handel befindlichen Ganzfälschungen Dt. Reich. (Nicht mehr online verfügbar.) 10. Mai 2013, archiviert vom Original am 13. Dezember 2014; abgerufen am 26. Juni 2013.
  8. Sheryll Oswald: Peter Winter and the modern German forgeries on eBay (28 July, 2001)
  9. British Guiana 1c, 1856: Weltrarität oder Fälschung? Bund Deutscher Philatelisten (BDPh) e. V. (PDF, 373 kB)
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