Pfaffenhütchen-Gespinstmotte

Genadeltes Exemplar der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte
(Yponomeuta cagnagella)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Gespinst- und Knospenmotten (Yponomeutidae)
Unterfamilie: Yponomeutinae
Gattung: Yponomeuta
Art: Pfaffenhütchen-Gespinstmotte
Wissenschaftlicher Name
Yponomeuta cagnagella
(Hübner, 1813)

Die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte (Yponomeuta cagnagella) ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Gespinst- und Knospenmotten (Yponomeutidae).

Merkmale

Bei der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte handelt es sich um einen sehr kleinen Falter mit einer Flügelspannweite von 18 bis 24 Millimetern. Der Kopf und die Kopfanhänge sind weiß. Der Thorax und die Schuppen am Flügelgelenk des Mesothorax (Tegulae) sind weiß und wie bei der Pflaumen-Gespinstmotte (Yponomeuta padella) mit schwarzen Punkten versehen. Hinterflügel, Beine und Abdomen sind wie bei Y. padella gefärbt.

Die Eier sind rundlich und abgeplattet. Sie sind zunächst gelb gefärbt und werden dann braun.

Die Raupen aus diesem Artkomplex sind hellbraun und haben einen gelbbraunen Kopf.

Die Puppen sind gleichmäßig braun, meist sind die letzten drei Abdominalsegmente dunkler. Der Kremaster und die Borsten ähneln denen von Y. padella.

Ähnliche Arten

Yponomeuta cagnagella ist sowohl vom Habitus als auch von genitalmorphologischen Merkmalen kaum von Yponomeuta padella, Yponomeuta malinellus und Yponomeuta rorella zu unterscheiden. Auch die Präimaginalstadien zeigen nur geringe Differenzen. Die Eigenständigkeit der oben genannten Arten wurde jedoch von Menken 1980 belegt. Von Y. padella und Y. malinellus kann die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte anhand der weißen Vorderflügel mit den weißen endständigen Fransen unterschieden werden.

Geographische Verbreitung und Lebensraum

Die Art ist in Europa weit verbreitet und wird vor allem auf kalkhaltigen Böden angetroffen, auf denen die Nahrungspflanzen gedeihen.

Lebensweise

Die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte bildet eine Generation pro Jahr, deren Falter von Juli bis August fliegen. Die Tiere sind jedoch beim Schlüpfen noch nicht geschlechtsreif. Die Weibchen beginnen frühestens nach zehn Tagen die Männchen anzulocken. Die erste Kopulation findet im Durchschnitt erst nach knapp 15 Tagen statt. Die Weibchen kopulieren mit mehreren Männchen. Die Ausbreitung ist relativ gering; die Falter werden sehr selten weiter als 100 m vom Schlupfort gefunden. Sie werden von künstlichen Lichtquellen angezogen.

Die wichtigste Nahrungspflanze der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte ist der Gewöhnliche Spindelstrauch (Euonymus europaeus), der wegen des Aussehens seiner Früchte auch als Pfaffenhütchen bezeichnet wird, an dem aber auch die Fleckige Pfaffenhütchen-Gespinstmotte Yponomeuta irrorella vorkommt. Daneben wird auch der Japanische Spindelstrauch (Euonymus japonicus) als Nahrungspflanze erwähnt. Die Eier werden in Gruppen von 50 bis 100 Stück an den Zweigen der Raupennahrungspflanzen abgelegt.

Die Eiraupen überwintern normalerweise, um dann im Mai des nächsten Jahres in einem endständigen Blatt zu minieren, welches dadurch verwelkt. Von Mai bis Juni leben die Raupen gesellig in weitläufigen feinen Gespinsten, wobei häufig ganze Büsche überzogen und entblättert werden. Die Raupen benagen die Rinde der Zweige. Sie stellen das Fressen ungefähr vier bis fünf Tage vor der Verpuppung ein. Die Verpuppung findet von Juni bis Juli in einem dichten weißen Sammelgespinst statt. Die senkrecht hängenden Kokons sind nur undeutlich ausgebildet und voneinander getrennt. Sie schlüpfen 10 bis 20 Tage nach der Verpuppung.

Bedeutung für den Menschen

Die Raupen und Gespinste der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte rufen keine allergischen Hautreaktionen hervor.

Parasiten

An den Larven der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte parasitieren verschiedene Arten von Raupenfliegen (Tachinidae): Bactromyia aurulenta (Meigen, 1824), Phryxe nemea (Meigen, 1824), Bessa parallela (Meigen, 1824) und Eurysthaea scutellaris (Robineau-Desvoidy, 1848).

Quellen

Einzelnachweise

  1. Thomas Kaltenbach, Peter Victor Küppers: Kleinschmetterlinge. Verlag J. Neudamm-Neudamm, Melsungen 1987, ISBN 3-788-80510-2
  2. S. B. J. Menken: Allozym polymorphism and the speciation process in small ermine moths (Lepidoptera, Yponomeutidae). Studies in Yponomeuta 2. Thesis, University of Leiden, 1980
  3. 1 2 A. M. Emmet (Hrsg.): The Moths and Butterflies of Great Britain and Ireland. Volume 3. Yponomeutidae, Roeslerstammiidae, Epermeniidae, Schreckensteiniidae, Coleophoridae, Elachistidae. Harley Books 1996, ISBN 0-946589-43-7
  4. 1 2 Florian Altermatt, Adrian Baumeyer und Dieter Ebert: Experimental evidence for male biased flight-to-light behavior in two moth species. Entomologia Experimentalis et Applicata, 130: 259–265, 2009 doi:10.1111/j.1570-7458.2008.00817.x
  5. K. T. Schütze: Die Biologie der Kleinschmetterlinge unter besonderer Berücksichtigung ihrer Nährpflanzen und Erscheinungszeiten. Handbuch der Microlepidopteren. Raupenkalender geordnet nach der Illustrierten deutschen Flora von H. Wagner. Frankfurt am Main (Verlag des Internationalen Entomologischen Vereins e. V.) 1931 online im Lepiforum
  6. Weiße Gespenster am Straßenrand - die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte. Abgerufen am 10. Juni 2023.
  7. R. Belshaw: Handbooks for the identification of British insects. Tachinid Flies (Diptera: Tachinidae). Vol. 10, Part 4a(i) The Royal Entomological Society of London (RES), 1993, ISBN 0-901546-81-X
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