Die römisch-katholische Pfarrkirche Hagensdorf steht im Ortsteil Hagensdorf (ungarisch Karácsfa) der Gemeinde Heiligenbrunn (ungarisch Szentkút, kroatisch Šenkut) im Bezirk Güssing im Burgenland. Sie gehört zum Seelsorgeraum Zur Göttlichen Barmherzigkeit/Unteres Stremtal im Dekanat Güssing in der Diözese Eisenstadt. Der Sakralbau ist den Heiligen Kosmas und Damian gewidmet und steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Vor Erhebung zur eigenständigen Pfarrgemeinde, vermutlich im 13. Jahrhundert, war der Ort Teil der karolingischen Pfarre Prostrum (ungarisch Szentpéterfa) und der Pfarre Allerheiligen (ungarisch Pinkamindszent). Von 1656 bis 1788 kam es wegen Priestermangel zu einer Mitbetreuung durch den jeweiligen Pfarrer von Heiligenbrunn. Im Jahr 1788 wurden die Ortschaften Hagensdorf, Luising und Ungarisch-Bieling zur selbstständigen Ortskaplanei, 1807 zur eigenständigen Pfarre zusammengefasst. Ab 1973 wurden beide Pfarren, bis zur Gründung des Seelsorgeraums im Jahr 2021, immer von einem gemeinsamen Priester mit Pfarramt in Deutsch-Bieling betreut.

1482 kam es im Zuge einer Schenkung an die Pauliner Eremiten von Kulm zur ersten urkundlichen Erwähnung eines Kirchengebäudes. Diese erhielten unter anderem die Kirche von den Herren von Eberau, Stefan und Johann von Ellerbacher, übertragen. Die damalige Kirche befand sich aber nicht im Ort, sondern auf dem Friedhofshügel Hagensdorf-Luising, etwa 1,3 km nördlich der Ortschaft. Laut Visitationsbericht von 1697 hatte die Kirche ein gewölbtes Sanktuarium mit Wandtabernakel, der Rest des Gebäudes eine farbig verzierte flache Decke. Durch die Lage außerhalb des Dorfes sie selten genutzt worden und (laut Visitation 1757) trotz einer Renovierung 1732mehr oder weniger zur Ruine verfallen.

Im Jahr 1788 wurde sie daher abgerissen und, unter Verwendung des Materials der alten Kirche, direkt in der Ortschaft neu errichtet. Bei einem Großbrand 1843, der nahezu das ganze Dorf vernichtete, blieben Kirche und Pfarrhof unbeschädigt. 1878 wurde die Kirche vergrößert, 1869 erhielt sie eine neue Orgel, die wiederum 1926 mit einem neuen Orgelwerk ausgestattet wurde.

Renovierungen der Pfarrkirche wurden in den Jahren 1948, 1953, 1982 und 1999 durchgeführt.

Architektur

Bei der Kirche handelt es sich um einen klassizistischen Saalbau mit Faschengliederung. Im Norden ist ein dreigeschoßiger teileingebundener Turm mit Spitzhelm vorgebaut, südseitig eine Polygonapsis mit eingezogenem Chor mit 3/8-Schluss. Nordwestseitig gibt es einen Sakristeianbau und im Südosten einen angebauten Aufbahrungsraum.

Über dem einschiffigen zweijochigen Langhaus befindet sich zwischen Doppelgurtbögen ein breites Platzlgewölbe, das auf Doppelpilastern ruht. Auch über das Chorjoch ist ein Platzlgewölbe gespannt. Ein rundbogiger Triumphbogen trennt das Kirchenschiff vom Chor, über dem sich ein Kappengewölbe befindet. Die einschiffige Empore verfügt über eine vorgebauchte Brüstung.

Ausstattung

Der Hauptaltar besteht aus einem niedrigen Holzaufbau, dem zentral ein Tabernakel aufgesetzt ist. Er trägt ein nimbiertes Nomen Sacrum und wird beidseitig von je einer vergoldeten Engelsfigur flankiert. Darüber befindet sich in einer Bogennische das Altarbild Heiliger Kosmas und Damian. Flankiert wird es von zwei Holzschnittfiguren der beiden Heiligen auf Wandkonsolen. Zwei weitere Konsolen mit Figuren der Heiligen Apostel Petrus und Paulus befinden sich an Pilastern im Altarraum. Die vier Figuren wurden Ende des 18. Jahrhunderts geschaffen, jedoch zwischenzeitlich verändert. Über dem Altarbild gibt es ein modernes Deckengemälde der Heiligen Dreifaltigkeit.

Neben einem großen Holzkreuz mit Christusfigur befinden sich im Altarraum ein Volksaltar mit Ambo, Taufkasten, Prozessionskreuz und zwei Prozessionsfahnen sowie ein lebensgroßes Gemälde der Heiligen Gisela von Bayern. Links am Triumphbogen befindet sich eine einfache Kanzel mit Schalldeckel, die aus der Bauzeit der Kirche stammt. Rechts am Triumphbogen gibt es eine Madonna mit Kind, auf mehreren Wandkonsolen im Bereich der Empore gibt es Figuren der Heiligen Josef, Florian, Antonius und Theresia.

Die Orgel mit zehn Registern und zwei Manualen stammt aus der Werkstatt von Ferdinand Pepper aus Steinamanger, und hat ein Orgelwerk vom Eisenstädter Orgelbaumeister Huber.

Im Turm befinden sich zwei unterschiedlich große Glocken, die wahrscheinlich 1821 in Graz gegossen und geweiht wurden.

Sonstiges

  • Am Standort der ehemaligen Kirche teilen sich die beiden Orte Hagensdorf und Luising noch immer einen Friedhof. Er hat einen hölzernen Turm mit Glocke.
  • Liste der Pfarrseelsorger von Hagensdorf:
Name Wirkungszeit Anmerkung
Simon Albert 1674 Pfarrer von Heiligenbrunn, ursprünglich aus Helvetia
N.N. 1697 Pfarrer von Heiligenbrunn, starb einige Wochen vor der Visitation
Johann B. Gruden (Groden) 1697–1698 Pfarrer von Heiligenbrunn, hatte ernste Probleme mit den Kuruzzen
P. Petrus Holz 1712–1713 Pfarrer von Heiligenbrunn, Zisterzienserpater aus Bayern
P. Anton Galler 1714 Pfarrer von Heiligenbrunn, Kapuzinerpater
Josef Ignaz Hatzl 1741–1755
P. Immanuel Fogl 1755–1756 Franziskanerpater, gehört zum Kloster Güssing
Jakob Sumlics 1756–1759 Pfarrer von Heiligenbrunn, feiert jeden 3. Sonntag und jeden 2. Festtag Hl. Messe in Hagensdorf
Paul Tometics 1759–1766
P. Ägidius Dragsich, OFM 1766–1767 Pfarrer von Heiligenbrunn
Michael Josef Wagner 1767–1784 Pfarrer von Heiligenbrunn, in der Franziskanergruft Güssing begraben
Georg Genszka 1684–1788 Pfarrer von Heiligenbrunn
P. Bonaventura Valentich, OFM 1788–1789 Franziskanerpater, gehört zum Kloster Güssing
P. Prokop Miller (Müller), OFM 1789–1790 Franziskanerpater, gehört zum Kloster Güssing
Martin Szöghi 1790–1795
P. Marcarius Lipovits, OFM 1795–1798 deutscher Prediger, Franziskanerpater, gehört zum Kloster Güssing
P. Hyazinth Gassner, OFM 1803–1807
Anton Martinkovics 1807–1811
Franz Ruesz 1811–1856
Franz Illes 1856–1857 Dechant des Dekanates Rechnitz, Konsistorialrat, Ehrendomherr, Kanoniker, Großpropst
Franz Nößler 1857–1865
Robert Schlamadinger 1865–1866 Dechant des Dekanates Pinkafeld, Päpstlicher Ehrenkämmerer
Josef Schmidt 1866–1880
Nikolaus Herczeg 1880–1887
Josef Eberhard 1887–1917
Josef Mischinger 1917–1973 Geistlicher Rat, Ehrenkonsistorialrat, Träger des Ehrenzeichens des Landes Burgenland, Ehrenbürger von Hagensdorf und Heiligenbrunn
Franz Berzsenyi 1964–1991 ab 1973 auch Pfarrer von Heiligenbrunn, Mitglied des Priester- und Dekanatsrates, Träger des Ehrenrings von Heiligenbrunn, in der Freizeit als Fußballschiedsrichter tätig, starb als Pfarrer von Heiligenbrunn
P. Marcellus Lang, OFM 1991–1992 auch Pfarrer von Heiligenbrunn, stammte aus Polen, Franziskanerpater, gehörte zum Kloster Güssing
Mag. Georg Lang 1992–1993 auch Pfarrer von Heiligenbrunn, später Generalvikar der Diözese Eisenstadt
Mag. Burghardt Lang 1993–2013 auch Pfarrer von Heiligenbrunn, aus gesundheitlichen Gründen abberufen, später wieder Aushilfspfarrer in Hagensdorf und Heiligenbrunn, Träger des Verdienstkreuzes des Landes Burgenland
Walter Rudy 2013–2015 zuvor bereits Aushilfskaplan in Hagensdorf und Heiligenbrunn
Mag. Ján Wechter seit 2015 ursprünglich nur Pfarrer von Großmürbisch, später auch von Hagensdorf und Heiligenbrunn, seit 2020 Leiter des Seelsorgeraums Zur Göttlichen Barmherzigkeit/Unteres Stremtal mit Sitz in Strem

Quelle: Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Hagensdorf

Fotogalerie

Literatur

Commons: Pfarrkirche Hagensdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martin Wurglits: Seelsorgeraum für Großmürbisch, Hagensdorf, Heiligenbrunn, Strem eröffnet. In: meinbezirk.at. Bezirksblätter Burgenland, 8. September 2021, abgerufen am 4. September 2022.
  2. Burgenland - unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz. In: BDA. Bundesdenkmalamt, 29. Juni 2022, abgerufen am 4. September 2022.
  3. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 164, 12.
  4. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 163, 97108.
  5. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 164, 7588.
  6. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 164, 104108.
  7. Karl Ulbrich: Die Wehranlage Hagensdorf Luising. In: Burgenländische Heimatblätter. 12. Jg. Eisenstadt 1950, S. 56, 1417 (zobodat.at [PDF]).
  8. 1 2 Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 163, 2538.
  9. 1 2 Hagensdorf. In: martinus.at. Diözese Eisenstadt, abgerufen am 4. September 2022.
  10. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 163, 4950.
  11. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 163, 5354.
  12. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 163, 5863.
  13. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 163, 4042.
  14. 1 2 Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 163, 5457.
  15. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 163, 5762.
  16. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 163, 4145.
  17. Martin Wurglits: Neuer Glockenturm für Friedhof Hagensdorf-Luising. In: meinbezirk.at. Bezirksblätter Burgenland, 2. September 2021, abgerufen am 4. September 2022.
  18. Diözese Eisenstadt (Hrsg.): Amtliche Mitteilungen der Diözese Eisenstadt. 2015/8 Auflage. Nr. 626. Eisenstadt 25. November 2015, S. 37.
  19. Diözese Eisenstadt (Hrsg.): Amtliche Mitteilungen der Diözese Eisenstadt. 2015/5 Auflage. Nr. 623. Eisenstadt 1. August 2015, S. 21.
  20. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 165166.

Koordinaten: 47° 0′ 46″ N, 16° 27′ 24,3″ O

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