Ein Pferdeomnibus ist ein Omnibus, der von Pferden gezogen wird. In der Schweiz werden Pferdeomnibusse genau wie Pferdebahnen auch Rösslitram genannt.

Geschichte

Der weltweit erste Pferdeomnibus, die carrosses à cinq sols, wurde 1662 in Paris auf Anregung von Blaise Pascal eingeführt, wurde aber bereits nach wenigen Jahren wieder eingestellt.

Den ersten regulären Linienverkehr betrieben ab 1730 in Österreich die Poststellwagen, nachdem die Post, davor Erblehen der Taxis und dann Paars, von Karl VI. zum Staatsmonopol erklärt worden war. Schon zu dieser Zeit verkehrten auch private Stellwägen, die aber erst im späteren 18. Jahrhundert regelmäßigen Dienst aufnahmen. Ansonsten musste man sich eine Landkutsche anmieten. Diese frühen Formen entsprachen noch dem heutigen Minibus, mit nur vergleichsweise wenigen Sitzplätzen.

Erst zu Ende des 18. Jahrhunderts wurden in europäischen Städten wieder innerstädtische Buslinien mit Arbeitspferden als Zugtieren eingerichtet. Da die Bahnhöfe oft außerhalb der Innenstädte lagen und die Städte unaufhörlich wuchsen, entstand der Bedarf an Nahverkehrslinien, um die Lohnwagen (Vorläufer der heutigen Taxis) zu ersetzen. Im Biedermeier um 1820 kamen auch die Gesellschaftswagen als größere Mietkutschen auf. Der Name „Omnibus“ (‚für alle‘) für den innerstädtischen Stellwagen ist 1842 nachweislich.

Betriebsbeginn einiger Omnibusdienste:

Deutlich komfortabler als Pferdebusse waren bei dem damaligen Straßenpflaster Straßenbahnen. In großen Städten traten Pferdebahnen in Konkurrenz zu den Pferdebussen. In vielen weniger großen Städten wurden die Pferdebuslinien mit der Einführung der Straßenbahn eingestellt. Beispiele hierfür sind Bielefeld im Jahre 1900 (nach 14 Jahren Busverkehr), sowie 1901 die Betriebe in Münster (Westfalen) (nach 13 Jahren Busverkehr) und in Freiburg im Breisgau (nach 10 Jahren Busverkehr).

In den ersten zweieinhalb Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts reiften dann auch Verbrennungsmotor und Luftreifen so weit aus, dass benzin- und später dieselbetriebene Busse konkurrenzfähig wurden.

In den 1920er Jahren wurden die letzten Pferdeomnibusse stillgelegt. Während die letzte Pferdebuslinie in London bereits 1914 und in Hamburg schon 1918 eingestellt wurde, konnten sich die Pferdebuslinien in Berlin noch einige Jahre länger behaupten. Am 22. Juni 1920 fuhr der letzte Berliner Pferdeomnibus im Tagesverkehr, am 25. August 1923 dann auch der letzte Berliner Pferdeomnibus im Nachtverkehr.

Wagenform

Man verwendete große Kutschen, also Wagen mit Federung und Verdeck. Während Simon Kremser noch Wagen mit einer Plane als Verdeck eingesetzt hatte, ein Wagentyp, der heute nach ihm Kremser genannt wird, hatten die meisten Pferdeomnibusse einen geschlossenen Wagenkasten und Glasfenster. Der Fahrgastraum hatte in der Regel beiderseits je eine Längsbank. Ein- und Ausstieg erfolgte meistens durch eine Hecktür, oft mit einer kleinen Plattform. Nicht wenige Pferdeomnibusse waren Doppeldecker. Auf dem Wagendach waren die Bänke Rücken an Rücken montiert. Durch die unterschiedliche Lage der Gänge innen und auf dem Oberdeck konnte an Höhe gespart werden. Aufs Wagendach führte eine kleine gewendelte Außentreppe.

Auch bei Omnibussen ohne Oberdeckpassagiere war der Kutschbock oft auf dem Dach. Im Liniendienst wurden die Pferdeomnibusse zumeist als Ein- oder Zweispänner gefahren.

Die ab den 1870er Jahren in Frankreich verbreiteten Cars Ripert glichen Pferdebahnwagen mit an beiden Enden offenen Plattformen. Sie fanden auch in Spanien, Belgien und der Schweiz Abnehmer.

Siehe auch

Literatur

Commons: Pferdeomnibus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Pferdeomnibus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1 2 Post im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. 1 2 3 Stellwagen im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  3. Landkutsche im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  4. Lohnwagen im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  5. Gesellschaftswagen im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  6. Omnibus im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  7. Ulrich Werner Grimm: Simon Kremser. Ein Name wird zur fahrenden Legende. Hentrich & Hentrich, Berlin 2008, ISBN 978-3-938485-28-6 (Jüdische Miniaturen 40).
  8. Ulrich Werner Grimm: Simon Kremser – Legende und gelebtes Leben. In: Berlinische Monatsschrift 9/1995 beim Luisenstädtischen Bildungsverein, S. 14–25.
  9. Simon Kremser aktuell. Textagentur Grimm.
  10. Ville de Nantes: Nantes, capitale des transports en commun (Memento vom 3. Juli 2012 im Internet Archive)
  11. The Proceedings of the Old Bailey…:Transport: Horse-Drawn Coaches and Omnibuses
  12. New York Transit Museum: History of Public Transportation in New York City
  13. Elfi Bendikat: Öffentliche Nahverkehrspolitik in Berlin und Paris 1839 bis 1914 (Walter de Gruyter), Seite 103
  14. Cecilengarten Berlin: Zeitrahmen (zu Henochs Buslinie) (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  15. Omnibus-Condukteur, abgerufen am 6. Mai 2014
  16. Allgemeine Berliner Omnibus-Actien-Gesellschaft: Geschäftsbericht für 1920
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