Pferderipper ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Personen, die Pferde verstümmeln und/oder töten. Die Bezeichnung des Rippers ist an den britischen Serienmörder Jack the Ripper angelehnt.

Ursachen

Forensiker gehen in der Regel von psychisch und/oder sexuell gestörten Tätern aus. Häufig werden die Pferde an den Geschlechtsteilen verletzt.

Tatserie in den englischen Midlands 1903

1903 wurden in Great Wyrley und Umgebung mehrere Pferde, Schafe und Kühe verstümmelt. Den Tieren wurde nachts mit einer scharfen Waffe die Bauchdecke aufgeschlitzt, so dass sie verbluteten oder getötet werden mussten. Nach anonymen Briefen wurde von der Polizei George Edalji als Täter ermittelt, schließlich schuldig gesprochen und musste drei Jahre lang im Zuchthaus absitzen. Erst durch den Einsatz des Schriftstellers Arthur Conan Doyle wurde der Fall als Justizirrtum erkannt und das das Urteil schließlich aufgehoben.

Tatserie in Norddeutschland 1993–2003

Nachweislich griff zwischen 1993 und 2003 ein Serientäter Pferde im norddeutschen Raum in den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Niedersachsen an. Die Tatorte mit Schwerpunkt in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt lagen im Städteviereck Bremen-Hamburg-Schwerin-Hannover. Bereits nach kurzer Zeit wurde der Täter durch die Boulevardmedien „Pferderipper“ genannt, weil er vielfach Pferden die Bäuche aufschlitzte. Hauptsächlich fügte er ihnen Verletzungen mit Stich- (Messer, Lanze) und Schusswaffen (Pistole, Gewehr) zu, die oftmals zum Tode führten. Experten gehen von einem Einzeltäter aus, dessen Taten aber zu Nachahmungen durch Trittbrettfahrer geführt haben. In den Jahren 1993 bis 2003 wurden bei rund 50 Taten über 100 Tiere getötet.

Das Landeskriminalamt Niedersachsen unterhielt zwischen 1999 und 2005 aufgrund dieser Tatserie die Ermittlungsgruppe Pferd. Die Polizei entwarf mittels der operativen Fallanalyse ein Täterprofil, wonach es sich um eine männliche Person im Alter von etwa 50 Jahren mit kräftiger Statur handele. Laut dem Profil soll der Täter aus den neuen Bundesländern kommen, isoliert leben, sich in der Metallverarbeitung auskennen, Zugang zu Werkstatt und Fahrzeug haben und berufstätig sowie privat Sportschütze oder Jäger sein. Er habe große Hemmungen im Umgang mit Frauen und soll mit Pferden umgehen können. 2004 wurde der Pferderipper durch Aktenzeichen XY … ungelöst gesucht. 550 Anrufe gingen ein, von denen 150 Hinweise als ernsthafte Spuren weiterverfolgt wurden. Der Täter konnte jedoch nicht ermittelt werden. Die zur Ergreifung des Täters ausgesetzte Belohnung beträgt seit 2004 (nach Erhöhung durch private Geldgeber) rund 120.000 Euro.

Literarische Bearbeitung

Mehrere Buchautoren ließen sich von dem Thema inspirieren. So macht der Schriftsteller Andree Hesse in seinem 2006 erschienenen Buch Das andere Blut den Pferderipper zum Thema eines Krimis. Der britische Dramatiker Peter Shaffer verarbeitete das Motiv in seinem 1973 erschienenen Theaterstück Equus, das die psychosexuelle Fehlentwicklung eines Jugendlichen zeigt.

Ebenfalls im Jahre 2006 erschien der Krimi Blutrausch des Wolfenbütteler Autors Uwe Brackmann, der im Rahmen seiner in und um Bremen spielenden Krimiserie Mike Winter erschien.

Pferderipper im Film

Polizeiruf 110: Der Pferdemörder aus dem Jahr 1996 handelt von einem Pferderipper, der zwischen Halle und dem Harz unterwegs ist.

In dem am 18. Januar 2015 ausgestrahlten Tatort-Film Die Sonne stirbt wie ein Tier ermitteln die Kommissare Lena Odenthal und Mario Kopper im Falle eines Pferdeschänders.

Einzelnachweise

  1. Fahndungsaufruf des LKA Niedersachsen (Memento vom 12. August 2004 im Internet Archive)
  2. „Wer tut denn nur so etwas?“ Zur Kriminalpsychologie des norddeutschen „Pferderippers“1
  3. Kriminalreport vom 21. April 2008 im WDR (Memento vom 24. Dezember 2008 im Internet Archive)
  4. Die Sonne stirbt wie ein Tier – Tatort – ARD Das Erste (Memento vom 20. März 2017 im Internet Archive)
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