Philipp Franz Kremer (* 3. November 1765 in Würzburg; † 3. September 1854 in Augsburg), war ein bayerischer Jurist, Abgeordneter und Kaufmann.

Leben

Der Sohn des Ehepaares Felix Kremer, Gastwirt zum weißen Schwan, Gutsbesitzer und Weinhändler in Würzburg, und Gertrud, geborene Riautz, besuchte nach der Würzburger Lateinschule das Erziehungshaus (Convict) Schillingsfürst, studierte anschließend Poesie und Rhetorik, Physik und Mathematik sowie Rechtswissenschaften in Würzburg und Jena und schloss mit der Promotion zum Doktor der Philosophie ab. Nach dem Tod des Vaters wechselte er zu einer kaufmännischen Ausbildung, die er unter anderem bei dem Handels- und Bankgeschäft Pilgram & Söhne in München sowie bei Firmen in Triest und Lyon absolvierte. 1790 ließ er sich in Augsburg nieder und eröffnete eine Materialhandlung. 1794 erwarb er das Philippine-Welser-Haus. Ab 1793 war er Assessor am Stadtgericht der Freien Reichsstadt Augsburg und als Deputierter für das „Rottwesen“ (Pack- und Fuhrwesen der Handelsstraßen) zuständig. Am 9. Februar 1806 reiste Kremer mit weiteren Augsburger Honoratioren nach München, um dem König „die höchste Ehrerbietung der sämmtlichen Kaufmannschaft auszusprechen“. Nach der Übergabe Augsburgs durch den französischen Stadtkommandanten an die bayerische Übergabekommission, am 4. März 1806,. gehörte er dem „Königlich Baierischen Wechselgericht“ an wurde zum Munizipalrat gewählt und in dieser Funktion 1816 bestätigt Die Augsburger Kaufmannschaft wählte ihn zum Assessor des Handelsgremiums sowie als „Stubenmeister“ zum Handlungsvorstand.

Im Augsburger Bürger-Militär diente Kremer zunächst als 1. Major des Stabes; 1811 erfolgte seine Ernennung zum „Obristlieutnant“ der National-Garde III. Klasse durch König Maximilian Joseph von Bayern.

Von 1818 (Wiederwahl 1824 und 1830) bis 1836 amtierte er als II. „bürgerlicher“ Bürgermeister in Augsburg. Dem exklusiven Gesellschaftsverein „Harmonie“, der 1808 „zur Beförderung des geselligen Umgangs zwischen gebildeten Männern aus allen Ständen“ gegründet worden war, gehörte er als Mitglied 1. Klasse an. 1818 wurde er in die Leitung des „Polytechnischen Vereins“ für Augsburg gewählt. 1819 wandte sich der Augsburger Magistrat unter Führung Kremers gegen die Politik des 1. Bürgermeisters Johann Nepomuk von Caspar und verhinderte 1821 dessen Wiederwahl. 1822 überreichte der Regierungsrat und Stadtkommissär Dr. Wirschinger Kremer im Namen des Königs die Goldene Civilverdienstmedaille. 1824 organisierte er den Besuch von König Maximilian Joseph von Bayern in Augsburg und war als 2. Bürgermeister – zusammen mit seiner Gattin als Ehrendame – Gast der königlichen Mittagstafel. Auch den 1829 erfolgten Aufenthalt König Ludwigs I. in Augsburg gestaltete er maßgeblich.

Von 1825 bis 1834 war er Mitglied des Bayerischen Parlaments (Landtag; Kammer der Abgeordneten) in München für den Oberdonaukreis. Auf den Landtagen von 1825, 1827, 1831 und 1834 legte er unter anderem den Entwurf zu einem neuen Wechselprozess vor und stellte Anträge zum Handel mit fremden Staatspapieren, zur Einschränkung der Gewerbefreiheit, zu Jahrmarkt- und Hausierhandel und der Reduzierung der Handelspatente an jüdische Unternehmen.

Nach einem Konkursverfahren gab er 1828 seine Firma als Handlung für „Material-, Farb & Spezereiwaaren“ an seinen ältesten Sohn Matthias weiter und beschränkte sich auf Spekulations- und Platzgeschäfte.

1791 heiratete Kremer Maria Josepha Ott aus Roßhaupten, Tochter eines kurfürstlichen Fischmeisters. Von 18 Kindern dieser Ehe überlebten (bis 1833) lediglich sechs: Matthias (* 1792), der das Handelsgeschäft des Vaters übernahm, Anton Felix (* 1795); er wurde 1854 ein Opfer der Choleraepidemie in Augsburg¸ Josephine (1822–1856), verheiratet mit dem Offizier Johann Illig; Philipp Franz Alois (1823–1885), betrieb zusammen mit seinem Bruder Emil (* um 1834/35) eine Handschuhfabrikation, und Emanuel (* um 1840), 1860 verstorben als Student der Rechtswissenschaften.

Wie sein Sohn Anton Felix wurde auch Philipp Franz Kremer ein Opfer der Choleraepidemie, die in Augsburg über tausend Menschenleben forderte. Er wurde am 6. September 1854 auf dem katholischen Friedhof der Stadt Augsburg beigesetzt.

Literatur

  • Christian Karl André (Hrsg.): Hesperus. Encyclopädische Zeitschrift für gebildete Leser. Cotta'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1809–1832.
  • Handbuch für den Oberdonau-Kreis bearbeitet nach den offiziellen Hilfsquellen von Georg Friedrich Kramer, Registraturs-Funktionär bei der königl Regierung Kammer des Innern. Selbstverlag des Verfassers, Augsburg 1831.
  • Neueste Chronik der königlich bayerischen Kreishauptstadt Augsburg vom Jahre 1818 bis zum Jahre 1833 von Anton Barth erstem Bürgermeister darselbst. Im Verlag des Verfassers, Augsburg 1833.
  • Kurzgefaßte Geschichte der Stadt Augsburg zum Gebrauche in den Volks-Schulen von Anton Barth, quizirendem ersten rechtskundigen Bürgermeister, 2. Bändchen, Kranzfelder'sche Verlagshandlung, Augsburg 1834, S. 206.
  • Frank Möller: Bürgerliche Herrschaft in Augsburg 1790–1880. Oldenbourg, München 1998.
  • Frank Möller: Bürgertum als Schutzgemeinschaft. Augsburg 1794–1818, in: Historische Zeitschrift. Beihefte. Neue Folge, Bd. 14: Vom alten zum neuen Bürgertum. Die mitteleuropäische Stadt im Umbruch 1780–1820. Oldenbourg Wissenschaftsverlag G.m.b.H. (1991), S. 559–603.

Einzelnachweise

  1. Neueste Chronik der königlich bayerischen Kreishauptstadt Augsburg (1833), S. 43
  2. Handbuch für den Oberdonau-Kreis (1831), S. 59
  3. https://stadtplanung.augsburg.de/fileadmin/user_upload/_imported/fileadmin/portale/stadtplanung/Publikationen/Tag_des_offenen_Denkmals_2002.pdf@1@2Vorlage:Toter+Link/stadtplanung.augsburg.de+(Seite+nicht+mehr+abrufbar,+festgestellt+im+Mai+2019.+Suche+in+Webarchiven.) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.
  4. Augsburgischer Neu und verbesserter Stadt- und Raths-Kalender auf das Schaltjahr nach der Geburt unseres Heilandes Jesu Christi 1804, in: https://books.google.de/books?id=99k_AAAAcAAJ
  5. Möller, S. 95
  6. Möller, S. 96
  7. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Baiern. München 1819, S. 357
  8. Möller, S. 99
  9. Königlich-Baierisches Regierungsblatt, 20. Juli 1811, Sp. 901–902
  10. Kreis-Intelligenzblatt der Königlich-Baierischen Regierung des Ober-Donau-Kreises für das Jahr 1818, S. 897
  11. Intelligenz-Blatt und wöchentlicher Anzeiger der königlich baierischen Stadt Augsburg, 2. 10.1824, S. 329
  12. 1825 umbenannt in: „Eintracht“
  13. Möller, S. 127
  14. Möller, S. 177
  15. Möller, S. 229
  16. Augsburgische Ordinari Postzeitung, Nr. 278, 20. November 1822
  17. Möller, S. 108
  18. Joseph August Adam: Augsburgs Jubel-Tage im Jahre 1824. Ein geschichtliches Weihe-Geschenk für die Annalen dieser altberühmten Stadt. Augsburg. Gedruckt und zu haben bei J.C.Wirth, auf dem St.Annaplatz (1825), in: https://books.google.de/books?id=fhZEAAAAcAAJ: Königliche Mittagstafel: Baierische Vasallen, Staatsbeamte und Bürger. Titl. Herr Philipp Franz Kremer, 2ter Bürgermeister von Augsburg; S. 69: VII. Namentliches Verzeichniß der zwölf Ehrendamen: Titl. Frau Josephe Kremer, geborene Ott, Gattin des zweiten Bürgermeisters von Augsburg
  19. Möller, S. 108
  20. Neueste Chronik, 1833, S. 45
  21. Anzeige, Augsburg, 1. Januar 1828, in: Hesperus, Nr. 51, 28. Februar 1828, S. 204
  22. RegensburgerTagblatt, Nr. 246, 7. September 1854, S. 1101
  23. Als die Cholera in Augsburg wütete - Augsburger Allgemeine, in: www.augsburger-allgemeine.de › Specials › Augsburger Geschichte vom 20.10.2016: 1854 forderte die Infektionskrankheit 1176 Menschenleben. Mediziner und Obrigkeit empfahlen Reinlichkeit, Gottvertrauen und Gemütsruhe
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