Philipp Riedesel zu Camberg (* um 1550; † 13. März 1598) war von 1587 bis 1594 Großbailli des Johanniterordens und von 1594 bis 1598 Großprior von Deutschland. Er stand auch einigen Kommenden des Johanniterordens vor. 1594 war er außerdem kaiserlicher General der Donauflotte.
Leben und Laufbahn
Philipp Riedesel zu Camberg wurde um 1550 als Sohn von Henrich Riedesel zu Camberg und Catherine von Sebolt geboren. Er entstammte einem hessischen Adelsgeschlecht, das sich in mehrere Zweige untergliedert. Das erzählende Wappen der Riedesel zeigt einen schwarzen Esel mit Grünzeug (Ried) im Maul auf goldenem Grund.
Am 13. November 1563 trat er auf Malta in den Johanniterorden ein und stieg schnell auf. Von 1571 bis 1583 war er Kommendator in Frankfurt am Main (mit Sitz in Rüdigheim), von 1571 bis 1574 Kommendator in den Kommenden Hohenrain und Reiden (beide Schweiz). Von 1577 bis 1587 war Kommendator in Kleinerdlingen, 1578 Kommendator in Villingen. Von 1579 an bekleidete er das Amt des Rezeptor in Oberdeutschland. Am 18. Februar 1587 wurde er zum Titular-Prior von Ungarn ernannt, schon am 20. März 1587 erfolgte die Ernennung zum Großbailli. Dazu erhielt er die Kommende des Johanniterordens in Rottweil sowie die Kommenden von Affaltrach und Schwäbisch Hall, und de Kommenden Hemmendorf (bei Rottenburg am Neckar) und Rexingen (bei Horb), 1593 wurde er Mitglied des kaiserlichen Hofkriegsrates, und 1594 wurde er von Erzherzog Matthias im Namen von Kaiser Rudolf II. zum General der kaiserlichen Donauflotte im großen Türkenkrieg. Bei der Belagerung von Raab büsste er allerdings den größten Teil seiner Flotte ein. Am 25. Mai 1594 wurde er zum Großprior der Johanniter von Deutschland ernannt, und war damit als Herr der Herrschaft Heitersheim auch Reichsfürst. Als Großprior war er auch Kommendator der Kommende Bubikon. Er starb am 13. März 1598 und wurde in der heute nicht mehr existierenden Johanniterkirche in Freiburg im Breisgau begraben.
Literatur
- Robert L. Dauber: Johanniter-Malteser-Ritter unter kaiserlichen Fahnen. Herbert Weishaupt Verlag, Gnas, 2007 ISBN 978-3-7059-0261-9
- Georg Helwich: Genealogia der Geburtslini dess Uhralten Adelichen Geschlechts der Riedesel vom Camburg. Frankfurt, 1631, S. 11. (Online)
- Johann Maximilian Humbracht, Georg Helwich, Georg F. von Greiffenclau zu Vollraths: Die höchste Zierde Teutsch-Landes, Und Vortrefflichkeit des Teutschen Adels, Vorgestellt in der Reichs-Freyen Rheinischen Ritterschafft, Auch auß derselben entsprossenen und angränzenden Geschlechten, so auff hohen Stifftern auffgeschworen, oder vor 150. Jahren Löblicher Ritterschafft einverleibt gewesen, Stamm-Taffeln und Wapen. Franckfurt am Mayn, 1707, S. 114 online beim MDZ
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 7, Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1867, Seite 500–502. (Digitalisat)
- Walter G. Rödel: Die deutschen (Groß-)Prioren. In: Bernard Andenmatten (Bearb.), Petra Zimmer und Patrick Braun (Red.): Helvetia Sacra, 4. Abteilung, Band 7, Teil 1 Die Johanniter, S. 51–76, Schwabe Verlag, Basel, 2006, S. 66.
- Vladimir von Schnurbein: Die Bemühungen des Hauses Habsburg zur Ansiedlung von Ritterorden beim Aufbau der Militärgrenze. Arbeitskreis Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit, November 2008, S. 36–52.
Einzelnachweise
- ↑ Winfried Hecht: Zur Auswanderung aus dem spätreichsstädtischen Rottweil nach Südosten. In: Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde, Band 56, 2015, S. 179 online in der Google-Buchsuche
- ↑ Ernennung des Großpriors Philipp Riedesel von Camberg durch Erzherzog Matthias im Namen Kaiser Rudolfs II. zum General im Türkenkrieg
- ↑ s. Blog von Prof. Heinz A. Linner Die Donauflottille im 17. Jh.; abgerufen am 16. Februar 2016