Pierius war ein christlicher Priester und Theologe in Alexandria im 3. Jahrhundert während der Zeit von Bischof Theonas. Er war dort wahrscheinlich neben Achillas von Alexandria Leiter der Katechetenschule.
Leben
Als Bibelexeget und Prediger hatte er einen so guten Ruf, dass er (nach Hieronymus) Origenes der Jüngere genannt wurde, also als würdiger Vertreter der Tradition des berühmten Origenes galt. Er führte ein asketisches Leben. Eusebius von Caesarea rühmte seine philosophische Gelehrsamkeit und freiwillige Armut.
Pierius überlebte die Diokletianische Christenverfolgung und lebte zuletzt in Rom, wo er nach 309 starb. Nach Photios I. und Philipp von Side war er ein Märtyrer. In der Römisch-Katholischen Kirche ist sein Gedenktag der 4. November.
Er schrieb nach Photios einen Kommentar zum ersten Korintherbrief (nur als Fragment erhalten) und ein Buch mit zwölf Predigten unter anderem über das Evangelium nach Lukas, eine Oster-Predigt über Hosea, über die Mutter Gottes und eine Eulogie auf Pamphilos von Caesarea, der sein Schüler war. Teilweise zeigt seine Lehre eine Nähe zu Origenes. Photios warf ihm eine „origenistische“ Irrlehre in der Dogmatik – die Annahme der Präexistenz der menschlichen Seele – vor und betrachtete seine Auffassung von der Stellung des Heiligen Geistes kritisch. Auch Hieronymus kannte Predigten von ihm sowie Handschriften des Neuen Testaments (die möglicherweise über Pamphilos von Caesarea nach Caesarea gelangten und dort Hieronymus zugänglich waren), von Hieronymus Pierii exemplaria genannt.
Von den Schriften des Pierius sind nur Fragmente überliefert.
Textausgaben
- Jacques-Paul Migne (Hrsg.): Patrologia Graeca, Band 10, S. 241–246.
- Carl de Boor: Neue Fragmente des Pappias Hegesippus und Pierius in bisher unbekannten Excerpten aus der Kirchengeschichte des Philippus Sidetes. In: Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur, Band 3,2, Leipzig 1888, S. 165–184.
- Martin Routh: Reliquae sacrae, 2. Auflage, Band 3, 1846/48, S. 423ff
Literatur
- Alain Le Boulluec: Pierius. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Bd. 5, Teil 1, CNRS Éditions, Paris 2012, ISBN 978-2-271-07335-8, S. 617–619.
- W. Enßlin: Pierius (Nr. 5). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Supplementband VIII, Alfred Druckenmüller, Stuttgart 1956, Sp. 497/498.
- L. B. Radford: Three Teachers of Alexandria: Theognostus, Pierus and Peter. A Study in the Early History of Origenism and Anti-Origenism. Cambridge University Press, Cambridge 1908.
Weblinks
- Michael Ott, Catholic Encyclopedia 1913
- Einleitung bei Early Church Fathers, Band 6 (Memento vom 5. Juli 2013 im Webarchiv archive.today)
Einzelnachweise
- ↑ Eusebius nennt für die gleiche Zeit Achilles als Vorsteher. Dass Pierius auch Vorsteher war steht nach Pauly-Wissowa bei Philipp von Side (Philippus Sidetes), anonymes Exzerpt bei H. Dodwellus, Diss. in Irenaeum 1689.
- ↑ Nach Pauly-Wissowa aus einem anonymen Exzerpt von Sidetes, der sich auf ein Gedicht des Advokaten Theodoros aus Alexandria beruft. Sein Bruder Isidoros war danach auch ein Märtyrer und beiden zu Ehren wurde eine Kirche erbaut. Nach Hieronymus lebte er aber noch nach der diokletianischen Christenverfolgung in Rom.
- ↑ Pauly-Wissowa, Suppl. VIII, Spalte 498