Rüstung für das Realgestech
Angaben
Waffenart: Schutzwaffe
Bezeichnungen: Rüstung für das Realgestech
Verwendung: Rüstung
Entstehungszeit: Um 1540
Ursprungsregion/
Urheber:
Heiliges Römisches Reich, Plattner
Verbreitung: Europa
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Die Rüstung für das Realgestech oder für das Plankengestech war eine Turnierrüstung für eine besondere Turnierform, die „Realgestech“ oder „Plankengestech“ genannt wird.

Beschreibung

Diese Rüstung war für eine besondere Turnierform, genannt Real- oder Plankengestech, gedacht. Die Rüstung war in der Regel eine normale Kriegs- oder Turnierrüstung, die durch spezielle Zusatzteile (Verstärkungsplatten, Verstärkungsstücke, engl. „Reinforcing Pices“) dem Turnier angepasst wurde. Die linke Seite des Trägers wurde mit diesen Bauteilen besonders stark gepanzert, um einem Treffer standhalten zu können und ohne dass das Risiko einer schweren oder tödlichen Verletzung bestand.

Der Helm wurde auf der linken Kopfseite verstärkt und der linksseitige Visierbereich verschlossen. Als das Realgestech in Mode kam, wurden spezielle Helme gefertigt, die bereits die Sicherheitsverstärkungen enthielten. An der rechten Seite waren Klappen oder kleine Türchen (Helmtürchen) angebracht, die vom Träger mit einem Seil geöffnet werden konnten, um eine bessere Luftzufuhr zu ermöglichen. Der Schulter- und Brustbereich wurde vergrößert und ebenfalls verstärkt. Der Halsbereich war aus einem Stück gearbeitet, so dass der Kopf unbeweglich war. Das linke Armzeug wurde verstärkt und die Ellbogenkacheln stark vergrößert, so dass sie bis zur oberen Hälfte des Oberarmes reichten.

Das Ellenbogengelenk war ebenfalls mit dem Unterarmpanzer aus einem Stück gefertigt und unbeweglich. Der Arm konnte somit nicht gestreckt oder gebogen werden. Die Panzerhandschuhe wurden zum Teil ohne Finger gearbeitet, so dass der Bereich der Finger einem eckigen Kasten glich. An manchen Rüstungen wurde ein zusätzlicher Brechschild auf die linke Seite des Brustpanzers angeschraubt, dessen auf der Vorderseite angebrachte Verstrebungen verhindern sollten, dass die Lanzenspitze abgleitet. Die obere linke Beintasche Tassette wurde ebenfalls verstärkt. Zum Schutz vor Berührungen der Planke, die die Turnierreiter voneinander trennte, wurden oft schwere, eiserne Schuhe (Schwerer Doppelschuh) getragen.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden vor allem für den Hof von Sachsen spezielle Harnische angefertigt, die wie eine Mischung aus dem alten Stech- und Rennzeug und Bauteilen der für das Realgestech benötigten Harnischen erscheinen. Zum Teil wurden diese Rüstungen wieder mit Rennhüten (Schaller) versehen, die eine Verstrebung auf den Rücken der Rüstung besaßen. Diese Verstrebung war mit dem Helm verbunden und sorgte dafür, dass bei einem Treffer gegen den Helm das Genick nicht gebrochen wurde. Da der Schaller meist nach dem Halsbereich zu offen war, wurde ein starker, steifer Bart auf der Brust angeschraubt. Diese Bärte waren meist mit einem Helmfenster versehen. Diese Art der Harnische war vermutlich die Erfindung eines Plattners am Hofe Kurfürst August I. von Sachsen. Diese spezielle Rüstung wird zur Unterscheidung von anderen Turnierharnischen „sächsische Turnierharnische“ genannt.

Diese Rüstungen sind die letzte Turnierrüstungsart, die hergestellt wurden. Man benutzte sie bis etwa 1590.

Siehe auch

Literatur

  • Auguste Demmin, CC Black: An Illustrated History of Arms and Armour, Verlag Echo Library, 2008, ISBN 978-1-84830-049-1.
  • Charles John ffoulkes: Inventory and Survey of the Armouries of the Tower of London, Band 1, London 1916, Seite 104–113, 168–170, 178

Einzelnachweise

  1. Turnierhelm mit Helmtürchen im Metropolitan Museum, New York, online einsehbar, (engl. eingesehen am 23. September 2011)
  2. Charles John ffoulkes, Inventory and Survey of the Armouries of the Tower of London, London 1916, S. 178.
  3. Auguste Demmin, CC Black, An Illustrated History of Arms and Armour, Verlag Echo Library, 2008, S. 604, ISBN 978-1-84830-049-1
  4. Verstärkungsplatten- oder -teile in den Royal Armouries (Memento vom 4. August 2011 im Internet Archive), online einsehbar, (engl., eingesehen am 18. September 2011)
  5. Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1890, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8, Seite 565–569
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