Mit Powhatan, Powatan oder Powhatan-Konföderation wird ein im 17. Jahrhundert mächtiges Häuptlingstum aus mehr als 30 Indianerstämmen der Küstenregion um Tidewater östlich der Fall Line und nördlich der Great Dismal Swamps im Osten des heutigen US-Bundesstaats Virginia bezeichnet. Der Name leitet sich aus der indigenen Bezeichnung Powhatan (Powatan) / Paqwachowng für das Dorf und den dort siedelnden Stamm (in der Nähe der heutigen Hauptstadt Virginias – Richmond) sowie des ab hier schiffbaren Flusslaufs des James River (vormals: Powhatan River) bis zur Chesapeake Bay ab, da deren Häuptling Wahunsonacock die Konföderation zwischen 1597 und 1607 aufgebaut hatte. Die Engländer übernahmen diesen Namen und bezeichneten das Stammesbündnis als auch dessen Oberhäuptling (Paramount chief) Wahunsonacock als Powhatan bzw. als Chief/King Powhatan.
Die Stämme des Bündnisses zählten sprachlich als auch kulturell zu den Virginia-Algonkin und werden zusammen mit den North-Carolina-Algonkin im Süden allgemein unter dem Begriff Südöstliche Algonkin zusammengefasst. Die Stämme sprachen alle verschiedene, jedoch untereinander gegenseitig verständliche Dialekte des Powhatan oder Virginia-Algonkin, das ebenso wie das Carolina-Algonkin (auch: Pamlico) zu den Östlichen Algonkin-Sprachen zählt.
Wohngebiet
Das Herrschaftsgebiet der Powhatan-Konföderation um 1607 umfasste die Tidewater Region (Küstenregion) sowie den Süden der Delmarva-Halbinsel (auch: Eastern Shore of Virginia) der Atlantischen Küstenebene im Osten des heutigen US-Bundesstaats Virginia und reichte von der Chesapeake Bay westwärts bis zum Piedmont. Die Region ist geprägt von vier großen Gezeitenflüssen bzw. deren Ästuaren (Mündungen) in die Chesapeake Bay (von Nordwest nach Südost): dem Patawomeck (Tidal Potomac) River, dem Rappahannock River, dem Pamunkey (York) River sowie dem Powhatan (James) River; deren Flussläufe meist weniger als 30 km voneinander entfernt parallel zueinander verlaufen. Die Powhatan lebten entlang der genannten Flüsse und deren Nebenflüsse östlich der Fall Line, da auf Grund von Wasserfällen oder Stromschnellen für die Stämme die Flüsse nur bis hier schiffbar waren. Im Süden wurde das Gebiet durch den Blackwater River (so genannt, da er ein Schwarzwasserfluss ist) sowie die Great Dismal Swamps begrenzt. Somit befand sich ihr Stammesgebiet östlich einer (von Nord nach Süd) gedachten Linie von Städten: Washington, D.C. (Potomac River), Fredericksburg (Rappahanock River) und Richmond (James River). Zudem wird das Gebiet durch drei große Halbinseln geprägt, die traditionell in Virginia meist Neck genannt werden:
- dem Northern Neck zwischen dem Potomac (dem nördlichsten, längsten und größten Fluss) sowie dem Rappahannock River- durch den Great Wicomico River und Little Wicomico River entwässert,
- der Middle Peninsula zwischen dem Rappahannock und dem York River im Süden – durch den Piankatank River entwässert und
- der Virginia Peninsula bzw. Lower Peninsula zwischen dem York und dem James River (dem zweitgrößten Fluss) im Süden sowie der Chesapeake Bay und den Hampton Roads im Osten.
Zudem gibt es noch eine weitere kleinere Halbinsel namens Pamunkey Neck, zwischen dem Mattaponi River und dem Youghtanund (Pamunkey) River im Süden gelegen (den beiden größten Quellflüssen des York River).
Der Powhatan (James) River nimmt zudem nahe der Chesapeake Bay weitere bedeutende Tideflüsse auf – wie den Appomattox River, Chickahominy River, Nansemond River und Elizabeth River.
Die im „Zentrum“ dieses Gebiets lebenden Chickahominy entlang des gleichnamigen Flusses, von dessen Mündung in den Powhatan (James) River nahe dem späteren Jamestown im Charles City County bis zum heutigen New Kent County waren dem Bündnis nicht beigetreten und konnten sich ihre Unabhängigkeit bewahren.
Benachbarte Völker der Powhatan
Als die Engländer an der Küste Virginias landeten, betraten sie eine durch gegenseitige Allianzen, Handel als auch durch Krieg zwischen benachbarten Völkern geprägte Welt. Die Powhatan bildeten hier keine Ausnahme, hatten sie doch an ihren Grenzen mit oftmals feindlichen, hierunter einigen der damals mächtigsten Völkern, zu kämpfen.
Entlang der gesamten Atlantikküste sowie die Flussmündungen landeinwärts mussten die Powhatan immer mit Übergriffen und Raubzügen der heute fast vollständig vergessenen irokesisch-sprachigen Susquehannock (in Powhatan: Sasquesahanough – „Volk des schlammigen Flusses“) rechnen, die fast routinemäßig durch minutiös organisierte und groß angelegten Kriegszüge benachbarte Algonkin-Stämme terrorisierten. Für den schnellen Transport der Krieger sowie deren Verpflegung nutzten sie ihre Kanus und konnten in dem wasserreichen Gebiet so in kürzester Zeit große Strecken überbrücken; zudem wird berichtet, dass sie über besonders ausgefeilte und variable Waffen verfügten. Die Susquehannock wurden als nobel, wagemutig, aber auch als aggressiv, kriegerisch, gebieterisch (herrisch) und als erbitterte Feinde der Irokesen und Algonkin-Völker beschrieben und galten als einer der gefährlichsten und furchterregendsten Stämme der Region entlang der mittleren Atlantikküste. Zudem beeindruckte die Engländer und Schweden ihre enorme Körpergröße, die sie von den benachbarten Stämmen unterschied. Vermutlich aus Angst vor den dauernden Überfällen der Susquehannock befanden sich keine Powhatan-Siedlungen direkt an der Atlantikküste oder im Mündungsgebiet der Flüsse in die Chesapeake Bay, sondern meist einige Kilometer landeinwärts.
Und weiter im hohen Norden südlich des Eriesees, entlang des Niagara River und auf dem Allegheny-Plateau lebten die sehr gefürchteten Massawomeck (nahe verwandt entweder mit den Erie oder den Susquehannock, später als „Schwarze Minquas“ Teil der Susquehannock bzw. „Weißen Minquas“, eventuell auch Teil der Mingo (Ohio-Irokesen)), die regelmäßig weit südwärts auf Raubzug ins Shenandoah Valley und dem Nördlichen Tidewater Virginia gingen.
Im Piedmont westlich der Fall Line bis in die Blue Ridge Mountains zählten die zwei zu den Östlichen Sioux-Völker zählenden Konföderationen der Monacan (entlang des Upper James River westlich von Richmond) und die nördlich von diesen siedelnden Man(n)ahoac (Mahock) (mindestens acht Stämme umfassend, entlang des Rapidan River und des Rappahannock River westlich/oberhalb der Wasserfälle nahe Fredericksburg) zu den mächtigsten Feinden der Powhatan-Stämme.
Zudem gab es neben den Powhatan weitere mächtige – jedoch untereinander sprachlich und kulturell wahrscheinlich eng verwandte – politische Bündnisse im Bereich der Chesapeake Bay – wie die Häuptlingstümer der Piscataway (Conoy) (Piscataway, Anacostan, Mattawomen, Nanjemoy, Potapoco, Pamacocack – evtl. zudem loose zugehörend die Patuxent und Mattapanient) am Nordufer des Potomac River, die unter der Führung des Tayac (Oberhäuptling) die meisten Stämme im Süden Marylands beherrschten und die am anderen Ufer der Chesapeake Bay ebenfalls unter der Führung eines Tall'ac (weibliche Form: Tallakesk) lebenden Nanticoke im Flussgebiet des Nanticoke River sowie die Pocomoke (Pocomoke, Annemessee, Acquintica, Gingoteague, Manoakin, Monie, Morumsco, Nusswattux und Quandanquan) entlang der Flüsse: Pocomoke, Great Annemessex, Little Annemessex und Manokin.
Zugehörige Stämme
Zwischen 1572 und 1597 erbte Wahunsonacock, den die Engländer King/Chief Powhatan nannten, die Häuptlingswürde über die Stämme am Powhatan (James) River in seinem Geburtsland unterhalb der Wasserfälle, die Powhatan, die Arrohateck und Appamatuck sowie über die Stämme entlang des Pamunkey (York) River, die Pamunkey, Youghtanund und Mattaponi (manchmal werden zudem noch die Orapak, Kiskiack und Werowocomoco hinzugerechnet.) Durch kluge Politik, Diplomatie und mit Gewalt (er verfügte mit den Pamunkey über den Stamm, der die meisten Krieger in der Region stellen konnte) gelang es Wahunsonacock schließlich, über dreißig Stämme der Virginia-Algonkin zu einem Stammes-Imperium zu vereinen. Zuerst wurden die Kecoughtan 1597 unterworfen und teilweise umgesiedelt, danach Schritt für Schritt bis 1607 fast alle anderen Stämme entlang des James und York River unter der Führung von Wahunsonacock als Mamanatowick („Großer König bzw. Anführer“, d. h. Oberhäuptling (Paramount chief)) unter eine zentrale Kontrolle gebracht und vereint. Als Mamanatowick bestimmte er meist Verbündete oder Verwandte als Wereonce (Distrikt-Häuptling) bzw. Weroansqua (weiblicher Distrikt-Häuptling) für die unterworfenen und tributpflichtigen Stämme. Es ist wahrscheinlich, dass die Kontakte zu Europäern das Entstehen von größeren politischen Einheiten bei den Virginia-Algonkin förderten. Einige der zuletzt beigetretenen bzw. unterworfenen Stämme, wie die Chesapeake und andere Völker aus dem Süden Virginias, wurden nie voll in das Bündnis integriert. Die Chickahominy verbündeten sich abwechselnd mit ihren Powhatan-Nachbarn oder mit den Engländern, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren.
Die Stämme lebten meist entlang von Flussläufen, an deren Ufern sie ihre Siedlungen errichteten und die Engländer benannten die Stämme daher meist nach ihrem Hauptdorf oder nach dem Fluss, an dem es lag. Geographisch und daher auch politisch lässt sich die Powhatan-Konföderation sehr gut anhand der großen Flussläufe gliedern – da mit zunehmender Entfernung vom Kernland der Konföderation entlang des Powhatan (James) River sowie entlang des Pamunkey (York) River der Einfluss der Zentralgewalt abnahm und die Stämme am Rande des Powhatan-Gebietes sich eine größere Autonomie erhalten konnten – jedoch waren sie starke Verbündete der Powhatan. Die unten aufgeführte Listung der Stämme erfolgt nach geographischen Mustern und somit entlang der Flussläufe, die diese bewohnten; es wird meist davon ausgegangen, da die Kommunikation, der Handel sowie die Interaktion (sowohl im Frieden als auch im Krieg) zwischen entlang desselben Flusses siedelnden Stämmen leichter und daher intensiver war, dass diese Powhatan-Stämme oftmals sich kulturell sowie sprachlich näher standen und sich von anderen Powhatan-Stämmen unterschieden (Manche Historiker vermuten daher entlang der Flüsse verschiedene geographische Dialektkontinua des Powhatan oder Virginia-Algonkin, deren Dialekte sich von einem Ort (bzw. Stamm) zum Nachbarort (bzw. Stamm) meist nur leicht unterschieden, so dass immer eine Kommunikation mit den Sprechern in der unmittelbaren Umgebung problemlos möglich war – je weiter die Entfernung desto größer wurden die Unterschiede und entsprechend schwieriger die Kommunikation untereinander). Die angegebenen Stammeszahlen bzw. Anzahl der Krieger beruhen auf Schätzungen oder Berichten die meist auf Captain John Smith (1580–1631) und William Strachey (1572–1621) zurückgehen. Die zuletzt genannten Jahreszahlen beziehen sich auf die Ersterwähnung sowie die letzte Nennung des jeweiligen Stammes – z. B. 1585 / 1627 für die Chesapeake (Quelle: Handbook of North American Indians).
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Geschichte
Ankunft der Engländer
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts umfasste der Herrschaftsbereich Wahunsonacocks rund 200 Dörfer mit etwa 10.000 Einwohnern. Powhatans Macht äußerte sich in einer fast orientalisch anmutenden Hofhaltung. Seine Residenz hieß Werowocomoco und lag am Nordufer des York River in der Nähe der heutigen Stadt Yorktown.
Im Mai 1607 erreichte eine englische Expedition die untere Chesapeake Bay und fuhr einen breiten Strom, den sie James River nannte, flussaufwärts. An einer günstigen Stelle gingen die Kolonisten der Virginia Company of London an Land und erbauten ein Fort. Zum Gouverneur der jungen Kolonie wurde Captain John Smith bestimmt. Den indianischen Bewohnern waren die Neuankömmlinge keineswegs willkommen, denn sie hatten früher schon schlechte Erfahrungen mit den Europäern gemacht. Zwei Wochen später griffen Powhatan-Krieger an, um die Stärke der Engländer auf die Probe zu stellen. Der Angriff wurde mit Kanonen und Musketen zurückgeschlagen. Schon bald gingen den Kolonisten die Lebensmittel aus und im Herbst fuhr Captain Smith zu Powhatan am York River, um Mais und andere Lebensmittel zu beschaffen. Es wurden kleine Geschenke ausgetauscht und man versicherte sich gegenseitiger Freundschaft. Die Indianer lieferten den Engländern die dringend notwendigen Lebensmittel.
Noch im selben Jahr erhielt Smith den Auftrag, das Land zu erkunden und eine Passage nach Indien zu suchen. Auf dem Chickahominy River wurden die Engländer von Powhatans jüngerem Halbbruder Opechancanough angegriffen und überwältigt. Smith wurde nach Werowocomoco gebracht, während seine Begleiter den Tod fanden. Nach Smith’s eigenen Angaben soll ihn die Häuptlingstochter Pocahontas vor dem Tode bewahrt haben.
Im Jahr 1609 wurde Powhatan auf Geheiß von König James I. von den Engländern in einer Zeremonie zum König gekrönt. Natürlich hatte er keine Vorstellung vom europäischen Königtum und nahm die Sache nicht ernst. Die Engländer, in der Mehrzahl Abenteurer und keine Farmer, konnten sich noch immer nicht selbst ernähren, und benötigten weiterhin Lebensmittel von den Indianern. Die früheren friedlichen Handelsbeziehungen und Verbindungen wurden durch den zunehmend herrischer und fordernder werdenden Ton der englischen Kolonisten untergraben. Bei seinen Fahrten durch das Küstengebiet an der Chesapeake beschlagnahmte John Smith mehrmals Maislager der Indianer, wenn er den Mais nicht durch Handel erwerben konnte.
Da der Siedlungsdruck der englischen Kolonisten immer größer wurde, verlegte Powhatan 1609 seinen Wohnsitz nach Orapakes, das am Oberlauf der Chickahominy Rivers inmitten eines Sumpfes lag. Einige Jahre später verlegte er seine Residenz erneut, dieses Mal weiter nördlich nach Matchut am Nordufer des Pamunkey Rivers.
Als im Jahre 1610 einige Engländer in der Nähe von Kecoughtan getötet worden waren, zerstörten die Kolonisten das Dorf. Anschließend griffen sie zwei Dörfer der Warraskoyack an, zerstörten die Stadt der Paspahegh und töteten außer der Königin auch Frauen und Kinder und brannten die Stadt der Queen of Appamatuck nieder.
Kriege gegen die Kolonisten
Damit war der anfänglich freundliche Umgang miteinander ganz verschwunden. Es wurde den Powhatan offenbar, dass die englischen Forderungen an Umfang und Willkür unerträglich wurden und die Engländer die indianische Souveränität nicht mehr respektierten. Im Jahr 1618 starb das Oberhaupt der Powhatan-Konföderation und Opechancanough, Häuptling der Pamunkey, wurde sein Nachfolger. Am 22. März 1622 überfielen die Powhatan, unterstützt von Chickahominy und einigen Stämme vom Potomac, unter seiner Führung die englischen Siedlungen und töteten in einem koordinierten Angriff 350 Kolonisten, etwa ein Viertel der englischen Bevölkerung.
Es folgte ein Jahrzehnt wechselseitiger Angriffe, doch den Indianern gelang es nicht, die Engländer zu vertreiben, weil sich viele Stämme am Potomac und Rappahannock River neutral verhielten. Die Kolonisten setzten ihre Schikanen gegenüber den indianischen Nachbarn fort, vernichteten zum Beispiel Ernten und Nahrungsmittelvorräte. Ein Vertrauensverhältnis kehrte niemals zurück, selbst als die offenen Feindseligkeiten aufhörten. Ein Gesetz von 1632 drohte dem Siedler strenge Bestrafung an, der freiwillig mit einem Indianer sprach und ihn nicht unverzüglich zu den englischen Kommandanten brachte. Im Jahr 1632 kam es endlich zum Friedensschluss zwischen dem Powhatan-Bund und den Kolonisten.
In den nächsten Jahren vergrößerte sich die Kolonie entscheidend und die Indianer waren nicht in der Lage, die britische Expansion zu stoppen. Ein Krieg in großem Maßstab brach erneut aus, als der betagte Opechacanough am 18. April 1644 einen weiteren gemeinsamen Angriff gegen die Kolonisten begann. Bei diesem Überfall wurden nahezu 500 Kolonisten getötet. Die englische Bevölkerung betrug zu dieser Zeit mehr als 8.000 Menschen und es bestand für die Powhatan nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. Nach zwei Jahren wurde der Krieg durch die Gefangennahme Opechacanoughs unter Gouverneur William Berkeley beendet. Im Vertrag vom Oktober 1646 legten die Kolonisten die Bedingungen fest, unter denen das Land der Indianer entscheidend verkleinert und ihre Bewegungsfreiheit beschränkt wurde. Der gefangene 90-jährige Opechancanough beschwerte sich bei Berkeley bitter über seine öffentliche Zurschaustellung. Berkeley gab der Beschwerde statt und befahl, ihn der Würde seines Standes entsprechend zu behandeln. Kurz darauf wurde er von einem englischen Wachtposten in den Rücken geschossen und getötet.
Das Ende der Konföderation
Die Powhatan-Gruppe brach nach dem Krieg von 1644 bis 1646 und dem Tod Opechancanoughs auseinander. Besonders die Stämme am James River konnten nicht länger von den bis dahin dominierenden Pamunkey beherrscht werden. Die stetig wachsende Virginia-Kolonie und die schwindende Zahl der indianischen Bevölkerung führte schließlich zum Ende der Powhatan-Konföderation.
Powhatan heute
Die Engländer richteten für einige Stämme kleine „Reservationen“ ein, die zwar im Laufe der Jahrhunderte weiter geschrumpft sind, aber teilweise heute noch bestehen. Hier sind die Reservate bzw. Landzuweisungen der Mattaponi und Pamunkey zu nennen, in denen noch heute einige Nachkommen der ehemaligen Powhatan-Konföderation leben. Die Sprache der Powhatan ist ausgestorben. Es gab mehrere bislang erfolglose Versuche, diese anhand der von Smith und William Strachey gesammelten Wörterlisten wiederzubeleben.
Die meisten Nachkommen der Powhatan leben jedoch in Oklahoma und in Kanada.
Der politische Aktivist, Schriftsteller und Wissenschaftler Jack D. Forbes (* 7. Januar 1934; † 23. Februar 2011), der vor allem durch seine umfassende Kritik an der westlichen Zivilisation (Wétiko-Psychose) und als Streiter für eine bessere Hochschulbildung junger Indianer bekannt wurde, war der bekannteste Indianer des 20. und 21. Jahrhunderts mit Powhatan-Renape und Lenape-Abstammung.
Heutige Stämme der einstigen Powhatan-Konföderation
Die einzigen Stämme in Virginia die noch über Reservate verfügen sind heute die Pamunkey und Mattaponi, die diese durch Verträge in den Jahren 1646 und 1677 sichern konnten, die anderen Stämme sind sog. citizen tribes (sprich: landlos).
Federally recognized Tribes
Bereits 2016 waren die Pamunkey offiziell auf Bundesebene als Stamm anerkannt worden, im Jahr 2018 wurden drei weitere Stämme ebenfalls als sog. federally recognized tribes anerkannt; die sprachlich und kulturell verwandten – jedoch politisch unabhängigen – Chickahominy sind ebenfalls als „Chickohimy Tribe“ und als „Eastern Chickahominy“ anerkannt worden.
- Pamunkey Indian Tribe (Ihre Reservation umfasst ca. 4,9 km² und befindet sich auf historischem Stammesland entlang des Pamunkey River angrenzend zum heutigen King William County, Population: 200 Stammesmitglieder)
- Upper Mattaponi Tribe (1983 von Virginia offiziell als state recognized tribe anerkannt, Verwaltungssitz ist der Weiler Adamstown am Oberlauf des Mattaponi River; dieses Gebiet wurde als Indianerland in Aufzeichnungen des 17. Jhd. anerkannt. 1921 spaltete sich der Upper Mattaponi Tribe of Adamstown vom Mattaponi Tribe ab und organisierte sich als selbstständige offizielle Stammesgruppe. Durch Landkauf besitzen Sie heute ca. 130.000 m² Land im Hanover County, Population: 575 Stammesmitglieder)
- Rappahannock Indian Tribe (vormals: United Rappahannock Tribe, Nachfahren verschiedener Powhatan-Stämme, Rappahannock, Morattico (Moraughtacund), Portobacco sowie Doeg, die Mitglieder leben heute meist in den Counties Essex, Caroline und King and Queen, Population: 500 Stammesmitglieder)
- Nansemond Tribe (vormals: Nansemond Indian Tribal Association, 1985 von Virginia offiziell als state recognized tribe anerkannt, größtenteils Nachfahren der Christianized Nansemond leben sie heute in der Nähe der Stadt Suffolk in der Metropolregion Hampton Roads, Population: 200)
State recognized Tribes
- Mattaponi Indian Tribe (1983 von Virginia offiziell als state recognized tribe anerkannt, die Reservation liegt im King William County entlang des Mattaponi River nahe West Point, Virginia, Population: 450 Stammesmitglieder)
- Patawomeck Indians of Virginia (2010 von Virginia offiziell als state recognized tribe anerkannt, leben zu 80 % leben im Umkreis von 16 km ihrer historischen Siedlung Patawomeck im Stafford County entlang des Potomac River, Population: 1.500 Stammesmitglieder)
- Nottoway Indian Tribe of Virginia (2010 von Virginia offiziell als state recognized tribe anerkannt, meist Nachfahren von Nottoway sowie Traditionalist Nansemond, Chowanoke, Susquehannock, Meherrin und Tuscarora, leben heute vom Southampton County bis zum Surry County in der Tidewater Region, Population: 180 Stammesmitglieder)
- Cheroenhaka (Nottoway) Indian Tribe (2010 von Virginia offiziell als state recognized tribe anerkannt, meist Nachfahren von Nottoway sowie Meherrin, Tuscarora, Traditionalist Nansemond und Chowanoke, leben heute im Southampton County meist auf traditionellem Stammesland – als Cattashowrock Town (Reservation) bezeichnet – nahe dem County Seat Courtland, Population: 500 Stammesmitglieder)
- Powhatan Renape Nation (1980 von New Jersey offiziell als state recognized tribe anerkannt, Nachkommen von verschiedenen Powhatan-Stämmen – meist jedoch Rappahannock und Nanticoke – die ins heutige Burlington County und Camden County im südlichen New Jersey zogen, und sich um die Orte Morrisville, Medford und Delair nahe Pennsauken Township ansiedelten. Der Stamm unterhielt von 1982 bis 2011 die 96 ha große Rankokus Indian Reservation im heutigen Rancocas State Park, die jedoch wegen mangelnder Wartung 2011 geschlossen wurde.)
Siehe auch
Literatur
- Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 15: Northeast. Smithsonian Institution Press, Washington D.C. 1978, ISBN 0-16-004575-4.
- Stephan Maninger: Die verlorene Wildnis – Die Eroberung des amerikanischen Nordostens im 17. Jahrhundert. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Foehr 2009, ISBN 978-3-89510-121-2.
- Wilcomb E. Washburn (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 4: History of Indian-White Relations. Smithsonian Institution Press, Washington D.C. 1988, ISBN 0-16-004583-5.
- Alvin M. Josephy jr.: 500 Nations. Frederking & Thaler, München 1996, ISBN 3-89405-356-9.
- Alvin M. Josephy jr.: Die Welt der Indianer. Frederking & Thaler, München 1994, ISBN 3-89405-331-3.
- Siegfried Augustin: Die Geschichte der Indianer. Von Pocahontas bis Geronimo. Nymphenburger, München 1995, ISBN 3-485-00736-6.
Weblinks
- Meet the State-Recognized Virginia Indian Tribes – Mattaponi Tribe, Upper Mattaponi Tribe, Pamunkey Tribe, Chickahominy Tribe, Eastern Chickahominy Tribe, Rappahannock Tribe, Nansemond Tribe, Monacan Nation, Cheroenhaka (Nottoway) Tribe, Nottoway Tribe, Patawomeck Tribe
- "Indians" of Virginia – The Real First Families of Virginia
- Powhatan Nation
- The Anglo-Powhatan Wars
- Virginia Council on Indians
- Häuptlinge der Powhatan
- Homepage des Rappahannock Tribe
- Homepage des Pamunkey Indian Tribe
- Homepage des Upper Mattaponi Indian Tribe
- Homepage der Nansemond Indian Tribal Association
- Homepage des Patawomeck Indian Tribe of Virginia
Einzelnachweise
- ↑ Virginia Algonquians. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 15: Northeast. S. 253.
- ↑ Captain John Smith Chesapeake National Historic Trail – Piedmont – Indian Towns & Natural Resources They Relied On
- ↑ Ihre Hauptsiedlung war Rassawek, die östlichste Siedlung/Stamm Mowhemencho, weitere Siedlungen/Stämme waren Massinacak/Mahock und Mowhemenchough, tributpflichtig die Monahassanugh (später bekannt als Nahyssan bzw. Tutelo) und die Monasukapanough (später bekannt als Saponi)
- ↑ die eigentl. Manahoac (lt. Jefferson (1801), in Stafford und Spottsylvania Counties), die Hassinunga (im Quellgebiet des Rappahannock River), die Ontponea (in Orange County), die Shackaconia (am Südufer des Rappahannock River in Spottsylvania County), die Stegaraki (entlang des Rapidan River in Orange County), die Tanxnitania (am Nordufer des Upper Rappahannock River in Fauquier County), die Teginateo (im Quellgebiet des Rappahannock River in Culpeper County) sowie die Whonkentia (nahe der Quelle des Rappahannock River in Fauquier County)
- ↑ National Geographic – Powhatan's Chiefdom
- ↑ Captain John Smith Chesapeake National Historic Trail – Patuxent River Basin – Indian Towns & Natural Resources They Relied On
- ↑ Indigenous Cultural Landscapes Study for the Nanjemoy and Mattawoman Creek Watersheds
- ↑ Indigenous Cultural Landscapes Study for the Captain John Smith Chesapeake National Historic Trail: Nanticoke River Watershed
- ↑ Pocomoke Paramountcy Location of recorded towns and historic bands of the Pocomoke Nation
- ↑ Captain John Smith Chesapeake National Historic Trail – The Algonquian-Speaking Indians of Maryland
- ↑ SECTION 5.0 DELMARVA ETHNOHISTORY
- ↑ Colonial Williamsburg Archaeological Reports: Toward a Resource Protection Process: James City County, York County, City of Poquoson,City of Williamsburg
- ↑ Helen C. Rountree: The Powhatan Indians of Virginia: Their Traditional Culture, University of Oklahoma Press, ISBN 978-0-8061-2455-1, 10.07.2013 – 232 Seiten
- ↑ COLONIAL A Study of Virginia Indians and Jamestown: The First Century, Principal Investigator: Danielle Moretti-Langholtz, Ph.D. The College of William & Mary
- ↑ Encyclopedia Virginia – Tsenacomoco (Powhatan Paramount Chiefdom)
- ↑ Living with the Indians – Where did the Powhatan Indians live?
- ↑ Virginia Algonquians. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 15: Northeast. S. 257.
- ↑ meist ist nur die Anzahl der Krieger der einzelnen Stämme bekannt, die Stammeszahl wird daher mit einem Verhältnis von 1:3, 1:3,3 oder zuletzt 1:4 versucht zu ermitteln, maßgeblich sind die Studien von Christian F. Feest Seventeenth Century Virginia Algonquian Population Estimates (1973)
- ↑ Captain John Smith Chesapeake National Historic Trail – James River Basin – Indian Towns & Natural Resources They Relied On
- ↑ WE HAVE A STORY TO TELL – Native Peoples of Chesapeake Region
- ↑ Virginia's First People Past & Present – Nansemond Tribe
- ↑ The Mariner's Museum – Native Americans – Wereonces and Their Tribes
- ↑ Die heute übliche Stammesbezeichnung als Nottoway ist – wie bei anderen Völkern auch geschehen – eine Ableitung aus der Algonkin-Bezeichnung für alle Irokesen als Nadawa / Nadowe, wörtlich „große (giftige) Schlange“ und bedeutet etwa „große mächtige Feinde“; vergleichbar mit der Namensherkunft für die Völker der Sioux, die von den Franzosen zuerst als Nadouessioux und später einfach als Sioux bezeichnet wurden – dieser Name leitet sich aus dem Ojibwe Exonym für diese Sprach- und Stammesgruppe ab und bedeutet „sie sind die geringeren Feinde“ (verglichen mit den Irokesen). Die Nottoway bezeichneten sich in ihrer eigenen Sprache (Dar-sun-ke) als Cheroenhaka – „Volk an der Flussgabelung“, da sie im Flussgebiet des Nottaway und Blackwater River sowie des Chowan River lebten.
- ↑ U.S. Geological Survey. Geographic Names Information System: Pamunkey River
- ↑ Captain John Smith Chesapeake National Historic Trail – York River Basin – Indian Towns & Natural Resources They Relied On
- ↑ Virginia's First People Past & Present – Pamunkey
- ↑ Homepage of Pampatike Farm
- ↑ Die Angaben bzgl. der Anzahl der Krieger (und hiermit der Bevölkerung) für die zusätzlich von Strachey gelisteten Stämme – den Cantauncack, Menapacunt, Pataunck, Ochahannauke, Kaposecock(e), Pamareke, Shamapa, Orapaks, Chepeco und den Paraconos – übertreffen bei weitem die ansonsten bei Smith üblichen Bevölkerungszahlen für die Powhatan-Stämme. Lt. Feest scheinen daher Strachey's Bevölkerungszahlen für den York und Mattaponi River denen von Smith vorzuziehen (insbesondere bzgl. der mächtigen Mattaponi) – sind wahrscheinlich jedoch für die Stämme entlang des Pamunkey River zu hoch angegeben (alleine die jeweils genannten ca. 400 Krieger bzw. 1.300 Stammesmitglieder für die Pamareke und Kaposecock(e) sind fraglich – da beide oftmals als Untergruppen der mächtigen Pamunkey betrachtet werden – die lt. Smith & Strachey ja selbst nur ca. 300 Krieger bzw. 1.000 Stammesmitglieder zählten).
- ↑ Virginia's First People Past & Present – Mattaponi Tribe
- ↑ Virginia's First People Past & Present – Upper Mattaponi Indian Tribe
- ↑ Captain John Smith Chesapeake National Historic Trail – Rappahannock River Basin – Indian Towns & Natural Resources They Relied On
- ↑ Christopher Steadman: The Powhatan Chiefdom: 1606, Old Dominion University, Model United Nations Society, 2015
- ↑ Virginia's First People Past & Present – Rappahannock
- ↑ Captain John Smith Chesapeake National Historic Trail – Lower Eastern Shore – Indian Towns & Natural Resources They Relied On
- 1 2 3 4 Siegfried Augustin: Die Geschichte der Indianer. Von Pocahontas bis Geronimo. Nymphenburger, München 1995, ISBN 3-485-00736-6, S. 25 f.
- 1 2 3 Seventeenth-Century Indian Wars. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 15: Northeast. S. 95 f.
- ↑ Virginia Algonquians. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 15: Northeast. S. 254.
- ↑ Virginia Algonquians. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 15: Northeast. S. 265 ff.