Virginia
Flagge Siegel
Liste der Bundesstaaten
Hauptstadt:Richmond
Staatsmotto:Sic semper tyrannis
(So [ergeht es] immer den Tyrannen)
Amtssprache:Englisch
Fläche:110.785 km²
Einwohner:8.631.393 (Zensus 2020) (77,9 E. / km²)
Mitglied seit:25. Juni 1788
Zeitzone:Eastern: UTC−5/−4
Höchster Punkt:1.746 m (Mount Rogers)
Durchschn. Höhe:290 m
Tiefster Punkt:0 m Atlantischer Ozean
Gouverneur:Glenn Youngkin (R)
Post / Amt / ISOVA / / US-VA
Karte von Virginia
Geografische Karte Virginias

Virginia (englische Aussprache [vɚˈd͡ʒɪnjə] ), offiziell Commonwealth of Virginia, ist ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika, der Teile der südatlantischen Küstenebene, des Piedmont und der Südappalachen umfasst. Nach über 150 Jahren als englisch-britische Kolonie erlangte die Colony of Virginia zusammen mit zwölf anderen Kolonien die Unabhängigkeit. 1788 war Virginia der zehnte Staat, der die Verfassung der USA ratifizierte. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs spalteten sich die nordwestlichen Bezirke ab und wurden am 20. Juni 1863 zum eigenständigen Bundesstaat West Virginia.

Der Beiname des Staates ist Old Dominion („Altes Herrschaftsgebiet“). Er wird auch Mother of the Presidents genannt, weil acht US-Präsidenten aus Virginia stammten. Die Hauptstadt ist Richmond.

Geographie

Geographische Lage

Virginia liegt an der Atlantikküste der Vereinigten Staaten etwa mittig zwischen der nördlichen (Maine) und südlichen (Florida) Ausdehnung der US-Küste. Von der Atlantischen Küstenebene entlang der Chesapeake Bay bis zu den Höhen der Blue Ridge Mountains in den Appalachen im Westen des Bundesstaats weist der Bundesstaat eine topografische Vielfalt auf. Die Südgrenze zu North Carolina und Tennessee ist eine fast gerade Ost-West-Linie, während die Nordgrenze zu Maryland und dem District of Columbia vom Potomac River gebildet wird. Kentucky und West Virginia sind auf der Westseite der Appalachen ebenfalls direkte Nachbarstaaten.

Virginia teilt sich mit dem Nachbarstaat Maryland jeweils knapp eine Hälfte des ausgedehnten städtischen Ballungsraumes um den Bundesdistrikt Washington, D.C. Dazu gehört neben dem Flughafen Dulles International auch Arlington County, in dem sich eine Vielzahl amerikanischer Bundesbehörden, darunter das Pentagon, befinden. Im westlichen Teil des Landes befindet sich der höchste Berg Virginias, der 1746 Meter hohe Mount Rogers. Ebenfalls in den Appalachen befindet sich der Shenandoah-Nationalpark.

Gewässer

Durch Virginia verläuft die Östliche Nordamerikanische Wasserscheide. Die großen Flüsse im Ostteil des Staates entwässern zur Chesapeake Bay, im Südosten zum Albemarle Sound in North Carolina. Bedeutende Flüsse Virginias sind im Norden der Potomac River mit Shenandoah River und der Rappahannock River, im Zentrum der James River und im Südosten Chowan und Roanoke River. Der Westen des Landes jenseits der Wasserscheide gehört zum Einzugsgebiet des Mississippi River. Die wichtigsten Flüsse sind der New River und der Clinch River.

Virginia besitzt außer dem Mountain Lake und Lake Drummond keine natürlichen Seen. Die stattlichsten Seen des Landes wurden künstlich angelegt. Der größte Stausee Virginias ist das knapp 200 km² große John H. Kerr Reservoir, das sich bis nach North Carolina erstreckt. Vollständig auf dem Gebiet Virginias liegt der Smith Mountain Lake (83 km²), beide Stauseen befinden sich am Roanoke River.

Gliederung

Klima

Das Klima ist im Vergleich zu anderen US-Bundesstaaten mild. Der größte Teil des Staates östlich der Blue Ridge Mountains wird gemäß der effektiven Klimaklassifikation von einem warmgemäßigten Regenklima (Klasse Cfa) bestimmt. In den Gebirgsregionen westlich der Blue Ridge Mountains ist das Klima feucht-kontinental (Klasse Dfa).

Aufgrund des verschiedenartigen Landschaftsreliefs treten jedoch einige regionale Unterschiede auf. Die größten Differenzen treten an den Küsten des Atlantischen Ozeans, im Piedmont und in den Gebirgsketten der Blue Ridge und Allegheny Mountains auf. Der gewöhnlich moderate Einfluss des Ozeans vom Osten, bedingt durch den Golfstrom, wechselt sich mit kurzen Unwettern durch Hurrikans an der Öffnung der Chesapeake Bay ab. Andererseits erreichen besonders im Winter kalte Luftmassen von den Bergen den Staat und führen schwere Schneefälle mit sich. Die Interaktion dieser Klimaextreme und die topographische Diversität sorgen im Shenandoah Valley, das den gebirgigen Südwesten bildet, sowie auf den Küstenprärien für Mikroklimata, die sich leicht, aber dennoch in einem nennenswerten Umfang von den anderen Regionen unterscheiden. Ein Klimaelement der letzten Jahre ist die Entstehung einer Wärmeinsel im Norden Virginias, hervorgerufen durch die Ausbreitung des Ballungsraumes um Washington D.C. und den dadurch erhöhten Wärmeausstoß.

Klimatische Naturkatastrophen sind zeitweise ein schwerwiegendes Problem. Wie oben erwähnt, machen Hurrikans die Küste Virginias sehr verletzbar, obwohl schwere Hurrikans nur selten die Region anlaufen und dann auch nur abgeschwächt eintreffen. Weit öfter ist der Staat von anderen Wettersystemen aus dem Süden betroffen, deren Ausläufer sintflutartige Regenfälle in den Staat bringen. Gewitter sind zeitweise besorgniserregend und treten je nach Region an 30 bis 50 Tagen jährlich auf, wobei die Häufigkeit nach Westen hin ansteigt. Umgekehrt hat Ostvirginia eine höhere Tornadorate; im staatsweiten Durchschnitt treten jährlich 10 Tornados auf.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Census Einwohner ± rel.
1790 691.737
1800 807.557 16,7 %
1810 877.683 8,7 %
1820 938.261 6,9 %
1830 1.044.054 11,3 %
1840 1.025.227 −1,8 %
1850 1.119.348 9,2 %
1860 1.219.630 9 %
1870 1.225.163 0,5 %
1880 1.512.565 23,5 %
1890 1.655.980 9,5 %
1900 1.854.184 12 %
1910 2.061.612 11,2 %
1920 2.309.187 12 %
1930 2.421.851 4,9 %
1940 2.677.773 10,6 %
1950 3.318.680 23,9 %
1960 3.966.949 19,5 %
1970 4.648.494 17,2 %
1980 5.346.818 15 %
1990 6.187.358 15,7 %
2000 7.078.515 14,4 %
2010 8.001.024 13 %
2020 8.631.393 7,9 %
Quellen: vor 1900; 1900–1990; 2000; 2010.

Ethnien und Abstammung

Von der überwiegend weißen Bevölkerung Virginias stammen etwa 11,7 % aus deutschsprachigen Ländern, 11,1 % aus Großbritannien (überwiegend England) und 9,8 % aus Irland; 11,4 % der Weißen machten zu ihren Vorfahren keine Angaben. Die Afro-Amerikaner stellen 19,6 %, Hispanics (Latinos) etwa 6 % und Asiaten, darunter viele Vietnamesen und Filipinos, rund 5 % der Gesamtbevölkerung.

Einwohnerentwicklung

Im Jahre 2005 lag die fortgeschriebene Einwohnerzahl bei 7.567.465, was einen Anstieg von 86.133 Einwohnern oder 1,2 % gegenüber dem Vorjahr und einen Anstieg von 488.435 Einwohnern oder 6,9 % gegenüber 2000 darstellte. Das natürliche Wachstum gegenüber der Volkszählung im Jahre 2000 lag bei 231.055 Personen; 531.476 Lebendgeburten standen 300.421 Verstorbene gegenüber. 2017 wurde die Bevölkerung auf 8,4 Millionen Einwohner geschätzt.

Der Zuwanderungsüberschuss lag bei 243.498 Personen, davon stammten 139.977 von außerhalb der USA und 103.521 aus dem Inland. 2006 waren 940.899 Personen (8,14 % der Gesamtbevölkerung) im Ausland geboren, während 99.104 in einem anderen Bundesstaat geboren waren.

Gesundheit

Von 100.000 Kindern sterben in Virginia 53 (US-Durchschnitt: 62). Auf 1000 Lebendgeburten entfallen 7,3 tote Säuglinge (US-Durchschnitt: 6,8). Von 100.000 Bewohnern haben in Virginia 8,2 AIDS, damit liegen sie weit unter dem Mittelwert der USA (12,3). 31 % (US-Durchschnitt: 31,6 %) der Kinder haben Übergewicht, 10,7 % (US-Durchschnitt: 12,1 %*) der Erwachsenen leiden an Diabetes. Die Lebenserwartung bei der Geburt lag 2009 bei 79,01 Jahren und damit leicht über dem amerikanischen Durchschnitt von 78,86 Jahren.

Größte Städte

Religionen

Neben zahlreichen weiteren, vor allem protestantisch geprägten Konfessionen waren die wichtigsten Religionsgemeinschaften im Jahr 2010, geordnet nach Mitgliederzahl:

Geschichte

Den Namen erhielt Virginia zu Ehren der englischen Königin Elisabeth I. von Walter Raleigh im Zuge seiner Expedition von 1584, als er die erste Ansiedlung auf Roanoke Island gründete. Da die unverheiratete Königin den Beinamen „Jungfräuliche Königin“ (Virgin Queen) hatte und es aus der Sicht der Kolonialisten schließlich um die Besiedlung und Urbarmachung eines solchen Landes ging, wurde dieser Name gewählt. Allerdings bezeichnete man damit einst ein Gebiet, welches die späteren Staaten Virginia, West Virginia, North Carolina, Kentucky, Tennessee und Ohio umfasste.

Von den Ureinwohnern Virginias sind am besten die zu den Virginia-Algonkin gehörenden Powhatan bekannt, die nahe der Küste lebten. Weitere Gruppen waren die zur Irokesen-Sprachfamilie gehörenden Nottaway und Meherrin südwestlich von diesen, die zur Sioux-Sprachfamilie gehörenden Monacan und Saponi, die im Vorland der Appalachen wohnten, und die Cherokee im äußersten Westen des Staates.

In Virginia fanden die ersten Siedlungsversuche der Engländer statt. Allerdings wurden diese ersten Versuche nicht von der englischen Regierung, sondern von einem Unternehmen namens „Virginia Company“ unternommen, das 1607 die Siedlung Jamestown gegründet hatte. Der englischen Regierung fehlte zu dieser Zeit das Geld, um solche teuren und unsicheren Expeditionen zu finanzieren. Anfangs hatten die Besiedlungsversuche nur mäßigen Erfolg. Von den im Dezember 1606 in England gestarteten 144 Männern waren neun Monate später nur noch 38 am Leben; 39 waren während der Überfahrt, 67 in den ersten neun Monaten nach der Ankunft an der Küste gestorben. Auch Hungersnöte waren keine Seltenheit, trotzdem nahmen immer mehr Engländer die Gelegenheit wahr und emigrierten nach Virginia.

In den Englischen Powhatankriegen kam die Kolonie in starke Bedrängnisse. Das Jahr 1612 stellt ein ökonomisch sehr bedeutendes Jahr dar. John Rolfe pflanzte die erste Tabakpflanze, die er wahrscheinlich aus Trinidad mitgebracht hatte, in Virginia. Aufgrund des heißen und feuchten Klimas und der Hilfe der indigenen Bevölkerung gediehen die Tabakpflanzen prächtig. Rolfe, der 1614 eine Ureinwohnerin namens Pocahontas geheiratet hatte, machte sich 1616 mit der ersten Ladung Tabak auf den Weg nach England, wo er einen durchschlagenden Erfolg erlebte. 1617 kehrte er nach Virginia zurück, um sich weiter dem Tabakanbau zu widmen, allerdings ohne Pocahontas, die in England gestorben war. Rolfe hatte den ersten Boom der neuen englischen Welt ausgelöst. 1618 wurden 20.000 Pfund Tabak exportiert, 1638 betrug die Summe der Exporte bereits drei Millionen Pfund. 1706 wurde Grace Sherwood als letzte bekannte Person in Virginia als Hexe verurteilt.

Der zweite Gouverneur der Kolonie wurde Lord De La Warr. Deutsche Einwanderer aus dem Siegerland gründeten 1714 die Kolonie Germanna. Germanna wurde nach Deutschland (Germany) und der damaligen britischen Königin Anne benannt.

Als Heimat vieler Gründerväter, insbesondere Patrick Henry, Thomas Jefferson, Richard Henry Lee, James Madison, George Mason und George Washington, spielte Virginia eine herausragende Rolle in der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Die britischen Kolonialherren wurden aus Virginia nach der verlorenen Schlacht von Great Bridge vom 9. Dezember 1775 endgültig vertrieben. Der in Williamsburg tagende Konvent von Virginia erklärte am 15. Mai 1776 Virginia für unabhängig. Im Rahmen der Arbeit an einer Verfassung verabschiedete er am 12. Juni 1776 einstimmig eine maßgeblich von George Mason formulierte Grundrechteerklärung – die Virginia Declaration of Rights. Wenige Wochen später wählte der Konvent schließlich Patrick Henry zum ersten Gouverneur von Virginia. Mit Annahme der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten durch den Kontinentalkongress am 4. Juli des Jahres wurde Virginia einer der dreizehn Gründerstaaten der USA.

Im Konflikt zwischen Süd- und Nordstaaten, der 1861 zum Amerikanischen Bürgerkrieg führte, gehörte Virginia zur Konföderation. Am 17. April 1861 beschloss die im Februar einberufene State Convention die „secession ordinance“ (Sezessions-Verfügung). Vorausgegangen waren lange und intensive Debatten über das Pro und Contra der Sezession. Maßgeblichen Anteil an der Entscheidung zur Sezession hatte die Truppeneinberufung Abraham Lincolns nach dem Angriff von South Carolina auf Fort Sumter, wodurch Befürchtungen geweckt wurden, der Norden wolle die aus der Union ausgetretenen Staaten mit militärischen Mitteln zum Verbleib in der Union zwingen. Unter diesen Vorzeichen entstand eine Mehrheit in der state convention, die die Sezession befürwortete. Mit 88 zu 55 Stimmen war das Abstimmungsergebnis allerdings nicht so eindeutig wie in den meisten anderen Sezessionsstaaten. Das änderte jedoch nichts daran, dass Virginia in den folgenden vier Jahren zu einem der wichtigsten Schauplätze des Bürgerkrieges werden sollte, zumal es mit Richmond auch die Hauptstadt der Konföderierten stellte.

Die sklavenfreien nordwestlichen Countys erklärten dagegen ihrerseits am 27. April 1861 die Abspaltung vom Staat und den Verbleib in der Union. Dieser Teil Virginias wurde noch während des Krieges 1863 als West Virginia 35. Gliedstaat der USA.

Am 26. Januar 1870 wurde Virginia nach der Ausarbeitung einer neuen Verfassung wieder in die Union aufgenommen. Es gelang jedoch erst nach dem Ersten Weltkrieg, die Auswirkungen des Bürgerkrieges mittels Durchführung vieler umfassender Reformen völlig zu überwinden. Die entsprechenden Maßnahmen wurden vom demokratischen Gouverneur Harry F. Byrd senior in den 1920er Jahren angeordnet und brachten die jahrzehntelang mit Problemen kämpfende Wirtschaft Virginias wieder in Schwung. Allerdings blieben weiterhin Rassenkonflikte bestehen.

Bürgerhaus

Zu Kolonialzeiten wurde das Unterhaus der Regierung House of Burgesses (Bürgerhaus) genannt. Zusammen mit dem Gouverneursrat hielt das Bürgerhaus die Generalversammlung ab. Der Gouverneursrat bestand aus zwölf Männern, die vom britischen Monarchen bestimmt wurden, um den Gouverneur zu bestimmen und ihn zu beraten. Er hatte auch die Funktion des höchsten Gerichts der Kolonie, einer mit dem britischen Supreme Court vergleichbaren Kolonialinstitution. Mitglieder des Bürgerhauses wurden von allen Wahlberechtigten der Kolonie bestimmt. Jeder Landkreis (County) wählte zwei Bürger, um diesen zu vertreten; das College of William & Mary – nach Harvard die zweitälteste Hochschule Amerikas – und die Städte Norfolk, Williamsburg und Jamestown wählten hierfür je einen Bürger.

Die Bürger kamen zusammen, um Gesetze für die Kolonie zu beschließen und die Richtung für das zukünftige Wachsen der Kolonie festzulegen. Der Rat prüfte die Gesetzentwürfe und genehmigte oder missbilligte sie. Die Genehmigung der Bürger, des Rates und des Gouverneurs waren erforderlich um ein Gesetz zu verabschieden. Die Idee der gewählten Bürger war wichtig und neu. Sie gab den Wahlberechtigten von Virginia das erste Mal eine Möglichkeit, ihre Regierung zu kontrollieren.

Anfangs wurden die Bürger von allen freien Männern der Kolonie gewählt, während Frauen, Hausangestellte und Indianer nicht wahlberechtigt waren. Später wurden die Wahlgesetze verschärft; es war nun nötig, mindestens 20 Hektar Land zu besitzen. Gegründet im Jahr 1619 ist die Generalversammlung von Virginia das älteste immer noch existierende Regierungssystem der Neuen Welt. Heutzutage wird sie gebildet aus Senat und Delegiertenhaus. Der Begriff Bürgerhaus wird inzwischen für die gesamte Regierung dieser Zeit benutzt.

Politik

Als Bundesstaat der Vereinigten Staaten ist Virginia ein teilsouveräner Gliedstaat mit eigenen Institutionen auf einzelstaatlicher Ebene auf der einen Seite und Teilhabe an den Institutionen des Gesamtstaates auf der anderen Seite.

Einzelstaatliche Ebene

Gouverneure

Die Exekutive besteht aus dem Gouverneur von Virginia, seit Januar 2018 dem Demokraten Ralph Northam, dem Vizegouverneur (Lieutenant Governor) und dem Attorney General, die alle zum gleichen Zeitpunkt für vier Jahre direkt vom Volk gewählt werden.

Virginia General Assembly

Das Parlament von Virginia, die General Assembly, setzt sich aus zwei Kammern zusammen. Die erste Kammer, das House of Delegates, besteht aus 100 für zwei Jahre gewählten Mitgliedern, die jeweils etwa 80.000 Wahlberechtigte repräsentieren. Die zweite Kammer, der Senat, besteht aus 40 für vier Jahre gewählten Mitgliedern. In beiden Häusern stellen die Demokraten die Mehrheit.

Nach der Verfassung von Virginia muss eine Gesetzesvorlage beide Kammern der Legislative durchlaufen – erst wenn beide Kammern die gleiche Version der Gesetzesvorlage angenommen haben, wird sie dem Gouverneur vorgelegt. Sollte dieser ein Veto einlegen, kann dieses mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit in beiden Kammern überstimmt werden.

Bundesebene

Aufgrund seiner Größe und Bevölkerungsstärke war Virginia im 18. und in der Anfangszeit des 19. Jahrhunderts der politisch führende Staat der USA. Insgesamt acht Präsidenten kamen aus Virginia. Diese hohe Zahl erreicht sonst nur Ohio, das ebenfalls die Heimat von acht Präsidenten war. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ging der Einfluss Virginias merklich zurück, da die Zuwanderung in die Städte des Nordens sowie in die neuen Bundesstaaten des Nordwestterritoriums stärker als in das längst etablierte Agrarland Virginia war. Dazu kam die Niederlage im Sezessionskrieg, in dem Virginia auf Seiten der Südstaaten stand und West Virginia sich als eigener Bundesstaat abspaltete. Innerhalb der Konföderation war der „Old Dominion State“ noch einmal der bevölkerungsreichste Staat mit dem größten Electoral College, ein Rang, den ihm innerhalb der Union New York bereits 1812 abgelaufen hatte.

Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen
Jahr Demokraten Republikaner
2020 54,1 % 2.413.568 44,0 % 1.962.430
2016 49,8 % 1.981.473 44,4 % 1.769.443
2012 51,2 % 1.971.820 47,3 % 1.822.522
2008 52,6 % 1.959.532 46,3 % 1.725.005
2004 45,5 % 1.454.742 53,7 % 1.716.959
2000 44,4 % 1.217.290 52,5 % 1.437.490
1996 45,2 % 1.091.060 47,1 % 1.138.350
1992 40,6 % 1.038.650 45,0 % 1.150.517
1988 39,2 % 859.799 59,7 % 1.309.162
1984 37,1 % 796.250 62,3 % 1.337.078
1980 40,3 % 752.174 53,0 % 989.609
1976 48,0 % 813.896 49,3 % 836.554
1972 30,1 % 438.887 67,8 % 988.493
1968 32,5 % 442.387 43,4 % 590.319
1964 53,5 % 558.038 46,2 % 481.334
1960 47,0 % 362.327 52,4 % 404.521

Nach der Rückkehr zur Union wählte Virginia zwischen 1872 und 1948 nur zweimal republikanisch. Wie in fast allen Staaten des Südens galten die Republikaner als Partei der gegnerischen Seite im Bürgerkrieg. Aufgrund der Nachkriegspolitik der Reconstruction, welche die Wahlrechte führender Politiker der Konföderation einschränkte und die der befreiten Sklaven stärkte, konnte der Republikaner Ulysses S. Grant bei der Präsidentschaftswahl 1872 die Stimmen Virginias gewinnen. Nach Änderungen im Wahlrecht ging die Führung aber wieder an die Demokraten über. Der alte Geist der Konföderierten spielte dabei eine große Rolle, da die Republikaner unter Lincoln durch die Abschaffung der Sklaverei die Gesellschaft der Großgrundbesitzer, die im Süden der USA vorherrschte, maßgeblich verändert hatten. Die Demokraten setzten sich stärker für die Selbstbestimmungsrechte der einzelnen Bundesstaaten gegenüber den Machtbestrebungen des Bundes ein und waren daher die Partei des Südens. Herbert Hoover hat hier bei der Wahl von 1928 als einziger Republikaner bis in die 1950er Jahre eine Wahl gewinnen können.

Von 1952 bis 2004 stimmte Virginia nur bei der Wahl 1964 mit Lyndon B. Johnson für einen Demokraten und ansonsten für republikanische Kandidaten. Damit wurde Virginia noch zur Zeit der Jim-Crow-Gesetze und damit viel früher als viele andere Südstaaten zu einem der stärksten Roten Staaten, wie sie für das Gebiet der alten Konföderation mittlerweile typisch sind. Bei der Wahl 2008 war mit Barack Obama erstmals wieder ein demokratischer Kandidat erfolgreich und dies setzte sich auch bei den folgenden Präsidentschaftswahlen fort. Seitdem wird Virginia zu den Swing States gezählt. Die Stimmverteilung innerhalb des Staates orientiert sich am Stadt-Land-Gefälle. Demokraten sind vor allem im Großraum von Washington, D.C. sowie in den angrenzenden Countys von Richmond sehr stark.

Im Electoral College stellt Virginia, aufgrund seines leicht überdurchschnittlichen Bevölkerungswachstums, seit der Volkszählung 1990 13 Wahlmänner, davor waren es noch zwölf.

Mitglieder im 117. Kongress

Repräsentantenhaus
Name Mitglied seit Parteizugehörigkeit
Robert Joseph Wittman 2007 Republikaner
Elaine Goodman Luria 2019 Demokrat
Robert Cortez „Bobby“ Scott 1993 Demokrat
Aston Donald McEachin 2017 Demokrat
Robert „Bob“ George Good 2021 Republikaner
Benjamin Lee „Ben“ Cline 2019 Republikaner
Abigail Anne Davis Spanberger 2019 Demokrat
Donald Sternoff „Don“ Beyer Jr. 2015 Demokrat
Howard Morgan Griffith 2011 Republikaner
Jennifer Lynn Wexton 2019 Demokrat
Gerald „Gerry“ Edward Connolly 2009 Demokrat
Senat
Name Mitglied seit Parteizugehörigkeit
Timothy Michael „Tim“ Kaine 2013 Demokrat
Mark Robert Warner 2009 Demokrat

Todesstrafe

Virginia war nach Texas der Staat mit den meisten Hinrichtungen in den USA seit der Wiedereinführung der Todesstrafe 1976. Bis September 2017 wurden 113 Menschen exekutiert. Am 3. Februar 2021 stimmte der mehrheitlich von Demokraten besetzte Senat und am Folgetag auch das ebenfalls demokratisch dominierte Abgeordnetenhaus Virginias für die Abschaffung der Todesstrafe. Das Gesetz wurde am 24. März 2021 von Gouverneur Ralph Northam per Unterschrift in Kraft gesetzt. Virginia war damit der erste der klassischen Südstaaten, der die Todesstrafe abschaffte.

Marihuana

Der Besitz von bis zu einer Unze Marihuana zur Freizeitgestaltung ist seit dem 1. Juli 2021 erlaubt. Jedoch ist der Verkauf von Marihuana, außer zu medizinischen Zwecken, weiterhin verboten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Nationalparks

Nationalpark Lage Ansicht
Shenandoah-Nationalpark
  • Virginia
  • 1.511.016 Besucher (2004)
  • gegründet 26. Dezember 1935

National Monuments

Außerdem gibt es mehrere Gedenkstätten vom Typ eines National Monuments:

Wirtschaft

Virginia gehört zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Bundesstaaten der USA. Das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (engl. per capita real GDP) lag im Jahre 2016 bei USD 58.768 (nationaler Durchschnitt der 50 US-Bundesstaaten: USD 57.118; nationaler Rangplatz: 15).

Bedeutend ist der Anbau von Tabak, Baumwolle, Erdnuss, Mais, und Weizen. Die Viehzucht ist ebenfalls von großer Bedeutung, insbesondere die Milchviehhaltung, zu diesem Zweck wird in Virginia viel Heu gewonnen. Dazu kommen die Austernfischerei sowie reiche Bodenschätze. Hauptsächlich die Kohle-, Natursteine-, Eisen-, Holz-, Papier-, Glas- und Tabakverarbeitung sind von großer Bedeutung neben dem Schiffsbau. Wichtige Wirtschaftsfaktoren sind die zivilen und militärischen Behörden in Arlington (Pentagon) und Hampton. Von Bedeutung ist auch der Tourismus.

Armut und Arbeitslosigkeit

In Virginia leben offiziellen Angaben zufolge rund 1,04 Mio. arme Menschen, das entspricht einem Prozentsatz von 14,1. Die Arbeitslosenrate entspricht einer Quote von 3,8 %. Im US-Durchschnitt waren es zum Vergleich 4,1 %.(Stand November 2017). Im Juni 2010 wurden an ca. 802.400 Bewohner des Staates Essensmarken ausgegeben.

Bildung

Die wichtigsten staatlichen Universitäten sind die University of Virginia, das College of William & Mary, die George Mason University, die James Madison University, die Norfolk State University, die Old Dominion University, die Virginia Commonwealth University, die Christopher Newport University, und das Virginia Polytechnic Institute and State University. Eine wichtige private Hochschule ist die Liberty University. Weitere Hochschulen sind in der Liste der Universitäten in Virginia verzeichnet.

Sonstiges

  • Motto: Sic semper tyrannis bedeutet „So [soll es] immer den Tyrannen [ergehen]“ (Auf der Nationalflagge mit niedergeworfenem Tyrannen zu sehen.)
  • Das Wappen wurde von George Wythe entworfen, der auch die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben hatte. Das 1776 bereits allgemein verwendete Nationalsymbol wandelte man 1930 leicht ab.
  • Der Staatsvogel ist der Rotkardinal.
  • Der erste gewählte afro-amerikanische Gouverneur eines US-Bundesstaates, Douglas Wilder, trat 1990 in Virginia sein Amt an.

Literatur

  • Louis Decimus Rubin: Virginia. A bicentennial history. Norton u. a., New York NY 1977, ISBN 0-393-05630-9.
  • A. Aubrey Bodine: Face of Virginia. 2. Auflage. Bodine, Baltimore MD 1971.
Commons: Virginia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Virginia – Reiseführer

Koordinaten: 37° 30′ N, 78° 40′ W

Einzelnachweise

  1. Watersheds of Virginia (englisch)
  2. U.S. Census Bureau _ Census of Population and Housing. Abgerufen am 28. Februar 2011
  3. Auszug aus Census.gov. Abgerufen am 28. Februar 2011
  4. Auszug aus factfinder.census.gov (Memento des Originals vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 28. Februar 2011
  5. 2010 US-Zensus Website (mehrsprachig)
  6. 1 2 Virginia – Kaiser State Health Facts
  7. Kristen Lewis, Sarah Burd-Sharps: The Measure of America 2013–2014. (PDF) In: measureofamerica.org. Measure of America of the Social Science Research Council, 24. Juli 2014, abgerufen am 17. Juni 2018 (englisch).
  8. thearda.com
  9. Vgl. Visitor’s Guide (Memento vom 1. Juni 2008 im Internet Archive) und Delegates auf der Website der Virginia Generaly Assembly.
  10. Vgl. Senators auf der Website der Virginia Generaly Assembly
  11. Vgl. ARTICLE IV Section 11. Enactment of laws (Memento vom 18. Dezember 2008 im Internet Archive) und ARTICLE V Section 6. Presentation of bills; powers of Governor; vetoes and amendments. (Memento vom 18. Dezember 2008 im Internet Archive)
  12. David Leip: Dave Leip's Atlas of U.S. Presidential Elections. Abgerufen am 25. Januar 2021.
  13. www.270towin.com
  14. 1 2 Virginia lawmakers vote to abolish state's death penalty. BBC News, 5. Februar 2021, abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
  15. Laura Vozzella, Gregory S. Schneider: With state Senate vote, Virginia moves closer to abolishing death penalty. 4. Februar 2021, abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
  16. Virginia governor signs bill to abolish death penalty. BBC News, 24. März 2021, abgerufen am 25. März 2021 (englisch).
  17. Virginia 16th State To Legalize Recreational Pot, Latest To Emphasize 'Social Equity'. National Public Radio, 7. April 2021, abgerufen am 18. September 2023 (englisch).
  18. U.S. Bureau of Economic Analysis: Regional Economic Accounts
  19. Unemployment Rates for States. Abgerufen am 17. Januar 2018.
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