Poyraz ist der Name des Nordostwindes in der Türkei. Er bestimmt weitgehend das Sommerklima am Schwarzen Meer. Da er am Bosporus und in den Dardanellen in die gleiche Richtung weht wie die Strömung, hat er für lange Zeit den Siedlern aus dem Mittelmeer den Zugang zum Schwarzen Meer unmöglich gemacht. Der Name Poyraz ist die türkische Form des Namens des griechischen Gottes Boreas. Boreas ist auch der Gott mit dem eiskalten Atem, der die Kälte über das Land brachte.
Der Poyraz ist ein frischer bis stürmischer Wind und sorgt für Abkühlung in der heißen Sommerzeit. Aus diesem Grunde ist er beliebt – anders als südliche Winde wie der Lodos, dem man föhnähnliche Wirkungen nachsagt. Lodos ist die türkische Form des Namens von Notos, eines Bruders von Boreas. In den Jahren, in denen der Poyraz etwa Ende November nachlässt, kehrt der Südwind die Meeresströmung aus dem Norden um und pflügt das kalte Oberflächenwasser nach unten. Die Umwälzung löst eine große Naturkatastrophe unter den Zugfischen aus, die ihren Zug nicht fortsetzen können und in Massen sterben.