Gründung

Pratt Institute wurde 1887 vom amerikanischen Industriellen Charles Pratt gegründet, der ein erfolgreicher Geschäftsmann und Ölmagnat war und zu den reichsten Männern in der Geschichte von Brooklyn gehörte. Pratt war ein früher Pionier der Ölindustrie in den USA und gründete die Astral Oil Works im Stadtteil Greenpoint in Brooklyn, die führend darin war, Walöl durch Erdöl oder natürliches Öl zu ersetzen. 1867 gründete Pratt die Charles Pratt and Company. 1874 schlossen sich Pratts Unternehmen mit denen von John D. Rockefeller zusammen und wurden Teil des Standard Oil Trusts, in dem Pratt weiterhin aktiv im Vorstand und im Management tätig war.

Pratt, ein Befürworter von Bildung, wollte arbeitenden Männern und Frauen die Möglichkeit geben, ihr Leben durch Bildung zu verbessern. Obwohl Pratt nie die Möglichkeit hatte, selbst aufs College zu gehen, wollte er ein erschwingliches College für die Arbeiterklasse schaffen. 1884 begann Pratt, Grundstücke in seiner wohlhabenden Heimatstadt Clinton Hill zu kaufen, mit der Absicht, eine Schule zu eröffnen. Die Schule wurde schließlich nur zwei Blocks von Charles Pratts Residenz an der Clinton Avenue gebaut.

Mit seinem Vermögen aus Astral Oil und Charles Pratt and Company stiftete er 1886 das Pratt Institute. Im Mai 1887 erteilte die New Yorker Staatslegislative Charles Pratt die Erlaubnis, die Schule zu eröffnen; am 17. Oktober 1887 öffnete das Institut mit 12 Studenten im Main Hall. Das Studienentgelt betrug $4 pro Klasse pro Semester (entspricht ungefähr $130,3 im Jahr 2022).[^10^] Das College war eines der ersten im Land, das für alle Menschen, unabhängig von Klasse, Farbe und Geschlecht, geöffnet war. In den Anfangsjahren bestand die Mission des Instituts darin, Bildung denen anzubieten, denen sie zuvor nie angeboten wurde. Pratt wollte den Menschen Fähigkeiten beibringen, die es ihnen ermöglichen würden, erfolgreich zu sein und die wirtschaftliche Leiter hinaufzuklettern. Insbesondere wurden viele Programme für den wachsenden Bedarf konzipiert, Industriearbeiter in der sich wandelnden Wirtschaft in Design und Technik auszubilden. Frühe Programme zielten darauf ab, den Studenten eine Vielzahl von Fächern wie Architekturingenieurwesen, Mechanik, Schneiderei und Möbelbau beizubringen. Die Absolventen der Schule wurden zu Ingenieuren, Mechanikern und Technikern ausgebildet. Zeichnen, ob freihändig, mechanisch oder architektonisch, galt als universelle Sprache, die solch unterschiedliche Programme vereinte, und so hatten alle Programme der Schule eine starke Grundlage im Zeichnen. Darüber hinaus sollte der Lehrplan am Institut durch einen umfangreichen Lehrplan für freie Künste ergänzt werden. Die Studenten studierten Fächer wie Geschichte, Mathematik, Physik und Literatur, um die Welt besser zu verstehen, in der sie arbeiten würden, was immer noch im Lehrplan von Pratt verwendet wird.

Erste Jahre

Die Einschreibezahlen stiegen seit ihrer Gründung stetig an. Sechs Monate nach Eröffnung hatte die Schule fast 600 eingeschriebene Studenten. Zum ersten Jahrestag der Schule waren 1.000 Studenten anwesend. In fünf Jahren hatte die Schule fast 4.000 Studenten.[^10^] 1888 sagte Scientific American über die Schule: „Es ist zweifellos das wichtigste Unternehmen seiner Art in diesem Land, wenn nicht auf der Welt“.[^10^] Andrew Carnegie besuchte Pratt zur Inspiration und nutzte die Schule als Vorbild für die Entwicklung der Carnegie Technical Schools, heute Carnegie Mellon University.[^11^] Bei der ersten Feier des Gründungstages 1888 formulierte Charles Pratt das, was das Motto der Schule werden sollte: „Sei deiner Arbeit treu und deine Arbeit wird dir treu sein“ – was bedeutet, dass die Studenten sich fleißig bilden und entwickeln sollten und hart in die Welt hinausgehen sollten.

Mit wachsendem öffentlichen Interesse an der Schule und steigender Nachfrage begann die Schule, neue Programme hinzuzufügen, darunter die Pratt High School, Library School, Musikabteilung und Department of Commerce.[^12^] Aufgrund der überwältigenden Beliebtheit des Department of Commerce löste sich die Abteilung vom Hauptinstitut ab und gründete unter der Leitung von Norman P. Heffley, dem persönlichen Sekretär von Charles Pratt, ihre eigene Schule.[^13^][^14^] Die Heffley School of Commerce, die ehemalige Pratt Department of Commerce, die ursprünglich die Einrichtungen mit Pratt teilte, entwickelte sich zur Brooklyn Law School.[^15^]

1891 starb der Gründer und erste Präsident des Instituts, Charles Pratt, und sein ältester Sohn, Charles Millard Pratt, wurde Präsident der Schule. 1893 wurde Charles Pratt's anderer Sohn, Frederic B. Pratt, zum Präsidenten des Pratt Institute gewählt und übernahm von seinem älteren Bruder. Da Charles Pratt Snr. so kurz nach der Gründung des Colleges starb, wird Frederic Pratt zugeschrieben, das College durch seine frühen Jahrzehnte geführt zu haben.[^16^] Unter der Leitung von Pratts Söhnen florierte das Institut sowohl finanziell als auch kritisch mit vielen neuen Bauprojekten und Kursen. 1892 betrug die Zahl der eingeschriebenen Studenten 3.900. 1897 war das Hauptfach häusliche Kunst.[^17^]

1896 eröffnete die Schule ihre monumentale Bibliothek im viktorianischen Renaissance-Stil mit Innenräumen, die von der Tiffany Decorating and Glass Company gestaltet wurden, und weitläufigen Gärten außerhalb der Bibliothek. Die Bibliothek war sowohl für Studenten als auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Pratt Institute Library war die erste und einzige öffentliche Bibliothek in Brooklyn für fast 15 Jahre. Sie diente als Arbeitsklassenzimmer für die Ausbildung von Bibliothekaren und war eine der ersten Schulen für Bibliothekswissenschaften. Die Pratt Institute Library stellte auch den ersten Lesesaal für Kinder in New York City zur Verfügung.[^18^]

Zur Jahrhundertwende war die School of Science and Technology Pratts renommierteste und bekannteste Schule und stellte den Großteil der Studentenschaft der Schule dar[^19^][^20^] Gegenüber dem East Building an der Grand Avenue errichtete das Institut über einen Zeitraum von einem Vierteljahrhundert einen neuen Quad für die Ingenieurschule. Die Gebäude für Chemie, Maschinenbau und Ingenieurwesen wurden im gleichen Architekturstil errichtet, wodurch alle von der Schule angebotenen Disziplinen vereint wurden. Pratt bot auch eine Vielzahl von speziell für Frauen bestimmten Kursen an. Einige der 25 Kurse, an denen Frauen teilnehmen konnten, waren Bibliothekswissenschaften, Krankenpflege, Haushaltswissenschaften und Mode.[^19^]

Bis 1910 waren alle Abteilungen des Instituts als einzelne Schulen organisiert, darunter die Library School, School of Domestic Science, School of Fine and Applied Arts und die School of Science and Technology.[^19^]

Als sich das Land 1914 dem Ersten Weltkrieg gegenübersah, arbeitete Pratt mit der US-Regierung zusammen, um die Kriegsanstrengungen zu unterstützen. Die School of Science and Technology hatte ihr eigenes Student Army Training Corps, welches den Rekruten für den Krieg notwendige Ingenieurskenntnisse vermittelte. Die Studenten entwarfen im Krieg verwendete Flugzeuge und bildeten Piloten aus. 1927 entwarf der Absolvent der Maschinenbautechnik, Donald A. Hall, den Spirit of Saint Louis, den Charles Lindbergh für den ersten Transatlantikflug benutzte.[^21^]

Bis 1938 begannen die meisten Programme an der Schule, vierjährige Bachelor of Science-Abschlüsse anzubieten, und Pratt verwandelte sich von einer technischen Schule in ein anspruchsvolles College.[^22^] Durch die Vergabe von Bachelor-Abschlüssen musste Pratt seinen Lehrplan von zwei auf vier Jahre ändern. Die Änderungen spiegelten auch die Anforderungen des Bundesstaates New York an die Verleihung von Abschlüssen und strengere staatliche und berufliche Lizenzierungsbestimmungen für Absolventen wider. In diesem Jahrzehnt wurde das Grundprogramm für alle Kunstschulstudenten gegründet.[^19^] 1940 begann Pratt, Abschlüsse auf Hochschulniveau zu vergeben.[^22^]

Während des Zweiten Weltkriegs half Pratt, wie schon im Ersten Weltkrieg, bei den Kriegsanstrengungen, indem die Ingenieurschule Servicemen ausbildete, bevor sie eingesetzt wurden. Studenten halfen beim Entwurf von Tarnungen für Soldaten, Gebäuden und Waffen. Nach dem Krieg sah die Schule einen großen Zustrom von Veteranen, die sich im Rahmen des GI Bill einschrieben.

In den 1940er Jahren änderte die School of Science and Technology ihren Namen in School of Engineering und gründete 1946 ihre eigene Ehrengesellschaft, wobei Maschinenbau zum beliebtesten Hauptfach bei Pratt wurde.[^17^] 1953 wurde Francis H. Horn der erste Präsident von Pratt, der kein Mitglied der Pratt-Familie war. Die Einschreibungen stiegen im Laufe des Jahrzehnts weiter an und 1948 erreichte das Institut mit 6.000 Studenten einen Einschreiberekord.[^17^] Bis 1950 wurde Pratt von der Middle States Association of Colleges and Schools akkreditiert.[^12^] 1954 spaltete sich die Architekturabteilung von der Engineering School ab und wurde zu ihrer eigenen Schule.[^19^]

Campusneuorganisation

Im Rahmen der „White Flight“ in den 1950er und 1960er Jahren, die den Großteil von New York City betraf, begann das Viertel Clinton Hill eine Transformation zu erleben. Von einer Oberschicht, wohlhabenden, weißen Gemeinschaft wandelte es sich hauptsächlich in eine von armen und Arbeiterklasse Menschen verschiedener Hautfarben bewohnte Gegend. Pratt überlegte, seinen Campus in das wohlhabendere Long Island oder Manhattan zu verlegen, um seine Attraktivität zu steigern, entschied sich jedoch aufgrund der Geschichte und der Mission von Charles Pratt, am ursprünglichen Standort in Brooklyn zu bleiben.[^19^]

Im Rahmen von Robert Moses' Plan für die Stadterneuerung in New York City erlebte der physische Campus von Pratt die größte Veränderung in seiner Geschichte. Vor den 1950er Jahren befand sich die Schule in separaten Gebäuden, die an mehreren öffentlichen Straßen lagen. Nachdem Moses jedoch viele der zwischen den Gebäuden von Pratt liegenden Strukturen geräumt hatte, wurde das Land der Schule übergeben, und ein echter Campus wurde gegründet. Ryerson Street, Grand Avenue, Steuben Street und Emerson Place wurden für den Autoverkehr geschlossen, und der Campus wurde eingezäunt, wodurch die Grand Mall entstand, die die Gebäude des Instituts miteinander verband.[^23^] Die Hochbahn, die entlang der Grand Avenue zwischen dem East Building/Student Union und dem Engineering Quad verlief, wurde abgebaut. Auf dem neuen Grundstück konnte die Schule mehrere neue Gebäude errichten, alle entworfen von der Firma McKim, Mead & White, einschließlich Männer- und Frauenschlafsälen und einer neuen Studentenvereinigung.[^24^] Moses' Bauprojekte rund um die Schule halfen bei der Gründung der School of Architecture. Forschungsmittel wurden der Schule gewährt, um neue Bautechniken zu erforschen. Bis 1963 gründete die Abteilung für Stadtplanung das Pratt Center for Community Development in einem Versuch, die umliegende Nachbarschaft von Pratt und Brooklyn wiederzubeleben.

Abnahme der Studierendenzahl und finanzielle Schwierigkeiten

In den 1970er und weit in die 1980er Jahre hinein waren New York City und Brooklyn weiterhin von hoher Kriminalität und Armut betroffen. Die Einschreibungen gingen zurück und die Schule hatte ein Haushaltsdefizit. Potenzielle Studenten und Fakultätsmitglieder waren besorgt über die Sicherheit des Campus und der Gemeinschaft. 1974 geriet das Männer-Basketballteam durch Cyndi Meserve in den Blickpunkt der nationalen Medien, da sie als erste Frau im NCAA-Basketball der Männer spielte.[^26^][^27^] 1975 erwarben mehr Studenten Architekturabschlüsse als Abschlüsse im Maschinenbau. Architekturabschlüsse wurden zum beliebtesten Studiengang am Pratt und sind es bis heute.[^17^] Im Vorfeld des hundertjährigen Bestehens des Instituts im Jahr 1987 wurden mehrere Investitionen am Campus getätigt, um viele baufällige Gebäude zu sanieren. Die Grand Mall wurde mit neuen Pflanzungen, Ziegelpfaden und Beleuchtungen neu gestaltet, und das Newman Amphitheater wurde 1988 zum hundertsten Jubiläum erbaut. Präsident Richardson Pratt Jr. trat 1990 nach fast zwanzig Jahren als Präsident zurück. Er war der letzte Präsident, der von Gründer Charles Pratt abstammte.

Bis 1993 wurde Thomas F. Schutte als Präsident eingesetzt und wurde zum am längsten amtierenden Präsidenten, der nicht aus der Pratt-Familie stammte. Im gleichen Jahr schloss Pratt kontrovers seine Ingenieurschule, einen integralen Bestandteil der langfristigen Vision des Gründers Charles Pratt. Historisch gesehen war die Schule Pratts erfolgreichste, und viele assoziierten die Schule mit ihrem Ingenieurprogramm.[^19^] Als Reaktion auf den institutsweiten Rückgang der Einschreibung und schulweite Haushaltsprobleme wurde die Schließung der Ingenieurschule als einzige machbare Option angesehen, um die anderen Programme der Schule über Wasser zu halten und das Budget zu bereinigen. Studierende des Ingenieurprogramms wurden an das Polytechnic Institute der New York University überwiesen, während Professoren mit unbefristeten Verträgen an die Architekturschule und die Abteilungen für Naturwissenschaften und Mathematik in der School of Liberal Arts and Sciences versetzt wurden.

Wiederaufstieg

Durch die Schließung der kostspieligen Ingenieurschule konnte die Schule ihre Schulden begleichen und den Weg zum finanziellen Erfolg einschlagen. Gelder wurden für Verschönerungsprojekte auf dem gesamten Campus sowie für die Restaurierung und Modernisierung historischer Gebäude bereitgestellt, beginnend mit der Memorial Hall. Ein Teil der Verschönerungsprojekte beinhaltete die Hinzufügung des Pratt Institute Sculpture Parks im Jahr 1999, in dem zeitgenössische Kunstskulpturen auf den Campuswiesen und -gärten verteilt wurden, wodurch er zum größten zeitgenössischen Skulpturenpark in New York City wurde.[^29^] Pratt startete eine Partnerschaft mit Munson-Williams-Proctor und dem Delaware College of Art and Design, sodass Kunststudenten zwei Jahre auf einem der beiden Campusse studieren und ihren Abschluss an Pratts School of Art and Design in Brooklyn absolvieren konnten. Während der 1990er Jahre konnte die Schule die Einschreibung um fünfundzwanzig Prozent steigern, von ungefähr 3.000 Studenten im Jahr 1990 auf 4.000 Studenten im Jahr 2000.[^19^]

Vincent A. Stabile, ein Absolvent der Ingenieurschule von 1940, spendete Pratt etwa 13 Millionen Dollar, die größte Spende, die je von einem Absolventen in der Geschichte des Colleges gemacht wurde,[^19^] mit der Bitte an Präsident Schutte, die Spende zur Wiedereröffnung der Ingenieurschule zu verwenden. Präsident Schutte lehnte Stabiles Anfrage ab und verwendete seine Mittel zum Bau eines neuen Wohnheims, das zu seinen Ehren benannt wurde. Von Mitte der 1980er bis zu den 2000er Jahren erlebte Pratt den Übergang von einer hauptsächlich auf Pendler ausgerichteten Schule zu einer Wohnschule durch den Bau neuer Wohnheime: Cannoneer Court, Pantas Hall und Stabile Hall.