Die Prinzessin auf der Erbse ist ein bekanntes Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen, das im dänischen Original den Titel Prinsessen på ærten trägt. Es erschien am 7. April 1837 in einer Ausgabe der Reihe Märchen, für Kinder erzählt (dänisch Eventyr fortalte for Børn). Es stand auch als Die Erbsenprobe in Grimms Märchen (nur 5. Auflage von 1843, Nr. 182).

Inhalt

Das Märchen handelt von einem Prinzen, der seinen Vater um eine Frau bat. Der wollte den Wunsch erfüllen, doch es müsse sich um eine Prinzessin handeln. Eines Abends erscheint während eines Unwetters ein regennasses Fräulein am Stadttor, das von sich behauptet, eine wirkliche Prinzessin zu sein. Um herauszufinden, ob dies die Wahrheit ist, legt die alte Königin heimlich eine Erbse auf den Boden der Bettstelle, und darauf zwanzig Matratzen und zwanzig Eiderdaunendecken. Als sich am nächsten Morgen die Prinzessin darüber beklagt, schlecht – weil auf etwas Hartem – geschlafen zu haben, ist der Beweis erbracht. Denn so empfindlich kann nur eine wirkliche Prinzessin sein. Daraufhin nimmt der Prinz sie zur Frau.

Textgeschichte

Das Märchen stand ausführlicher als bei Andersen in der 5. Auflage von Grimms Märchen als Die Erbsenprobe, schied dort aber wieder aus. Die Anmerkung zum stattdessen aufgenommenen Die Geschenke des kleinen Volkes nennt die Begründung, dass es „wahrscheinlich aus Andersen (S. 42) stammt“, auch bei Cavallius „S. 222“ komme es vor. Der 14-jährige Sohn Herman Grimm hatte es beigesteuert, sein Vater und sein Onkel haben wohl die Herkunft nicht gleich bemerkt. Laut Hans-Jörg Uther stammen sowohl das Motiv weiblicher Überempfindlichkeit wie auch die Bettprobe aus dem Orient, wurden aber von Andersen erstmals verknüpft. Es zählt heute zu den bekanntesten Märchen.

Rezeption

Sprachgebrauch

Der Ausdruck Prinzessin auf der Erbse steht als geflügeltes Wort für eine besonders empfindliche Person.

Die hochsensible Prinzessin Märtha Louise von Norwegen probierte den Erbsentest als Kind aus und sah das Märchen später als Parabel, wie kleinste Kritik sie aus der Bahn warf.

Bilder

Wichtige Illustrationen zu Andersens Erbsenprinzessin sind von Edmund Dulac, Paul Hey, Heinrich Lefler und Kay Nielsen. Dulac zeigt die Situation, in der die Prinzessin in unglaublicher Höhe auf vielen Matratzen von der Erbse gepeinigt erwacht, Kay Nielsen entrückt das überzarte Prinzesschen in den Bildhintergrund – sie liegt auf dem Erbsenbett wie auf einer weltenthobenen Bühne, gerahmt von zwei überlängten Rundbogenfenstern. Paul Hey gibt der Szenerie eine Rokoko-Atmosphäre – hier wird die Irritation der schlafgestörten Prinzessin im Gesichtsausdruck interessant eingefangen. Heinrich Lefler interpretiert das Andersenmärchen in einem Andersenkalender: Die Prinzessin auf der Erbse erscheint hier als Mai-Monatsbild. Mit pointillistischen bunten Farbtupfern sitzt hier die Prinzessin im Federbettenmeer.

Oper

  • Ernst Toch: Die Prinzessin auf der Erbse op.43 – Musikmärchen in einem Aufzug nach Hans Christian Andersen, Kinderoper von 1927
  • Gérard Pesson: Trois contes, Kammeroper von 2019

Musical

  • Jay Thompson, Marshall Barer und Dean Fuller (Buch), Mary Rodgers (Musik) und Marshall Barer (Liedertexte): Once Upon a Mattress von 1959

Märchenfilme

Theater

  • Die Prinzessin auf der Erbse. Ein Kindermärchenlustspiel in 3 Bildern von Robert Bürkner

Siehe auch

Aktuelle Bilderbuchausgaben

  • Hans Christian Andersen, Maja Dusiková (Illustration): Die Prinzessin auf der Erbse. NordSüd, Zürich 2009, ISBN 978-3-314-01694-3.
  • Hans Christian Andersen, Petra Lefin (Bilder): Die Prinzessin auf der Erbse, ein Märchen. Don Bosco, München 2014, ISBN 978-3-7698-2082-9.
  • Hans Christian Andersen, Julia Schuster (Hrsg.): Die Prinzessin auf der Erbse (Übersetzt von Mathilde Mann), Anaconda, Köln 2010, ISBN 978-3-86647-557-1.
Commons: Die Prinzessin auf der Erbse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Die Erbsenprobe (1843) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1, S. 266.
  2. Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 479–482.
  3. Claudia Fromme: Prinzessin auf der Erbse. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 136, 16./17. Juni 2018, S. 47.
  4. Princess and the Pea. Illustration by Edmund Dulac. (Nicht mehr online verfügbar.) surlalunefairytales.com, 10. März 2007, archiviert vom Original am 28. Dezember 2010; abgerufen am 7. Dezember 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Andersen-Kalender von Lefler: Maibild
  6. Bild der Erbsenprinzessin von Kay Nielsen (Memento des Originals vom 28. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Die Prinzessin auf der Erbse - Trickfilm (ganzer Film auf Deutsch) - DEFA auf YouTube, abgerufen am 24. September 2020.
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