Quecksilber-Mangan-Sterne oder auch HgMn-Sterne sind blauweiße Sterne mit Besonderheiten im Spektrum ihres ausgestrahlten Lichts. Sie sind nahe verwandt mit den Ap-Sternen; beide Sternenklassen gehören zu den Chemisch-Pekuliären Sternen, den CP-Sternen.

Die HgMn-Sterne zeigen starke Überhäufigkeiten von Hg, Mn (Namensgebung), P, Ga, Br, Sr, Y, Zr, Rh, Pd, Xe, Pr, Yb, W, Re, Os, Pt und Au sowie ausgeprägte Unterhäufigkeiten von He, Al, Zn, Ni und Co. Der Spektraltyp der HgMn-Sterne ist ein spätes B. Einige Elemente zeigen stark abweichende Isotopenverhältnisse, die aber sehr individuell für jeden Stern sind.

Die Quecksilber-Mangan-Sterne rotieren für ihre frühe Spektralklasse sehr langsam, mit einer durchschnittlichen – für die projizierte Bahnneigung korrigierten – Geschwindigkeit v∙sin i von bis zu 30 Kilometern pro Sekunde. Dabei fällt die Häufigkeit der HgMn-Sterne mit ansteigender Rotationsgeschwindigkeit stark ab.

Mehr als zwei Drittel aller Quecksilber-Mangan-Sterne gehören zu den spektroskopischen Doppelsternen mit Bahnperioden zwischen drei und zwanzig Tagen.

Auch bei den Quecksilber-Mangan-Sternen sind die Elemente auf der Sternoberfläche nicht gleichmäßig verteilt. Das Quecksilber liegt wahrscheinlich am Äquator konzentriert vor. Andere Elemente wie das Ti, Cr, Fe, Mn, Sr, Y, und Pt dagegen liegen eher wie bei den Ap-Sternen als Flecken irgendwo auf den Hemisphären der Sterne vor. Dies wird meist mit einem Magnetfeld auf der Oberfläche der Sterne in Verbindung gebracht. Die Quecksilber-Mangan-Sterne haben ausgesprochen schwache Magnetfelder mit Flussdichten von höchstens einigen Millitesla, während die magnetische Flussdichte bei den Ap-Sternen einige hundert Millitesla erreicht.

Vertreter

Folgende Tabelle zeigt eine Auswahl von Vertretern dieser Sternenklasse nach ihrer scheinbaren Helligkeit:

NameBayer oder Flamsteed-BezeichnungSpektraltypscheinbare Helligkeit
Elnathβ TauriB7 IIIp1,6 mag
Alpheratzα AndromedaeB8 IV-V2,0 mag
Gienah Corviγ CorviB8 III2,6 mag
μ LeporisB9 IV3,3 mag
Maia20 TauriB8 III3,9 mag
χ LupiB9 IV4,0 mag
Mulipheinγ Canis MajorisB8 II4,1 mag
φ HerculisB9 V4,2 mag
π1 BootisB9 IIIp4,5 mag
υ HerculisB9 III4,7 mag
ET Ursae Majoris AA0 sp4,9 mag
ι Coronae BorealisB9 IIIp5,0 mag
κ CancriB8 IIIp5,2 mag
112 Herculis AB9 II-IIIp5,4 mag
ν CancriA0 III5,5 mag
53 TauriB9 V5,5 mag
κ2 VolantisB9/A0 IV5,6 mag
28 HerculisB9,5 III5,6 mag
14 SagittaeB9 mnp5,6 mag
21 PegasiB9,5 V5,8 mag
Dabih Minorβ2 CapricorniB9/A0 III-IV6,1 mag

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. O. Kochukhov, V. Makaganiuk, N. Piskunov, S. V. Jeffers, C. M. Johns-Krull, C. U. Keller, M. Rodenhuis, F. Snik, H. C. Stempels, J. A. Valenti: Are there tangled magnetic fields on HgMn stars? In: Astronomy & Astrophysics. Vol. 554, A61, 2013, doi:10.1051/0004-6361/201321467, S. 1–12, bibcode:2013A&A...554A..61K.
  2. S. Hubrig, J. F. Gonzalez, I. Ilyin, H. Korhonen, M. Schoeller, I. Savanov, R. Arlt, F. Castelli, G. Lo Curto, M. Briquet, T. H. Dall: Magnetic fields of HgMn stars. In: Astronomy & Astrophysics. Vol. 547, A90, 2012, doi:10.1051/0004-6361/201219778, S. 1–24, bibcode:2012A&A...547A..90H.
  3. K. Yüce, S. J. Adelmann: Elemental Abundance Analyses with DAO Spectrograms. XXXIV. A Three-Dimensional Graphical Examination of the Elemental Abundances of the Mercury-Manganese and Metallic-Line Stars. In: Publications of the Astronomical Society of the Pacific. Vol. 126, 2014, doi:10.1086/676335, S. 345–358 bibcode:2014PASP..126..345Y.
  4. 1 2 3 Angaben zu Name, Spektraltyp und Helligkeit aus SIMBAD.
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