Röhlingen
Stadt Ellwangen
Koordinaten: 48° 57′ N, 10° 13′ O
Höhe: 459 m
Fläche: 43,37 km²
Einwohner: 3946 (10. Mrz. 2021)
Bevölkerungsdichte: 91 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 73479
Vorwahl: 07965

Die Ortschaft Röhlingen (schwäbisch "Realig") im Ostalbkreis in Baden-Württemberg ist ein Stadtteil von Ellwangen (Jagst). Sie liegt etwa 7,4 Kilometer südöstlich der Kernstadt am Bach Sechta.

Geographie

Röhlingen liegt auf 459 m ü. NN im nordöstlichen Vorland der Schwäbischen Alb. Die Gemarkungsfläche beträgt 4.337 Hektar. Zu Röhlingen zählen noch folgende Ortsteile und Höfe: Dettenroden, Elberschwenden, Erpfental, Haisterhofen, Killingen, Neunheim, Neunstadt, Rötlen, Steigberg und Süßhof.

Geschichte

Erste Siedlungen

Auf den fruchtbaren Böden im Bereich des Schwarzen Jura siedelten sich früh Menschen an. Archäologische Funde in der Flur Hornbreite lassen darauf schließen, dass die Gegend von Röhlingen bereits in der Mittel- und Jungsteinzeit besiedelt war. Zahlreiche Grabhügel aus der Bronzezeit und vor allem der Hallstattzeit wurden gefunden, unter anderem in Röhlingen, Haisterhofen und Killingen.

Beim Bau des obergermanisch-raetischen Limes im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus wurde die Gemarkung auf einer Länge von 8 km in nordöstlicher Richtung von der Grenzbefestigung durchschnitten. Der Limes verlief unterhalb der heutigen Hauptstraße. Ein Kastell wird vermutet, ist aber nicht nachgewiesen. Weitere römische Anlagen oder Gutshöfe befanden sich bei Haisterhofen und Killingen.

Dorfgründung

Röhlingen wurde im 6. oder 7. Jahrhundert als alamannisches Dorf gegründet. Der Dorfname wird auf einen Mann namens Rehilo oder Rohilo zurückgeführt, der sich mit seiner Sippe dort niederließ. Am Hang oberhalb der Hofstelle lag ein Friedhof, der 1990 entdeckt wurde. Dass dort auch eine frühe Kirche stand, wird vermutet, ist aber nicht nachgewiesen.

In der Vita Hariolfi über den Klostergründer Hariolf wurde der Ort um 850 erstmals erwähnt. Nach diesen Aufzeichnungen des Mönchs Ermenrich empfing Abt Hariolf schon bald nach der Gründung des Klosters Ellwangen im Jahr 764 den Adligen Grimold auf seinem Hofgut zu Röhlingen (in vico Rohilingen).

Mittelalter

Etwa ab dem 10. Jahrhundert wurden in der Region zahlreiche Burgstalle angelegt, unter anderem in Röhlingen, bei Erpfental, in Neunstadt, Haisterhofen, Killingen, am Gumpenweiher und in Rötlen. Sie waren mit Forstbeamten der Abtei Ellwangen besetzt, die das Grenzgebiet zwischen Alemannien und Franken sichern sollten. Einige dieser Burgstalle wurden später zu kleinen Steinburgen ausgebaut. In Rötlen bildete eine solche Burg die Grundlage für das spätere Schloss.

Als Ministerialen der Abtei Ellwangen hausten die Herren von Röhlingen auf einem Burgstall am linken Ufer der Sechta, der im 11. oder 12. Jahrhundert angelegt wurde. Die Turmhügelburg war mit einem Wirtschaftshof verbunden. Später wurde dort die Zehntscheune errichtet. Der Burgstall ist heute nicht mehr zu sehen. Das Ortsadelsgeschlecht von Rohelingen wurde 1255 erstmals erwähnt, die letzten Namensträger im 15. Jahrhundert.

Ortsadel gab es auch in Killingen und Haisterhofen bis ins Spätmittelalter. Ab dem 14. Jahrhundert mussten die verarmten Adeligen Güter und Rechte verkaufen. So erwarb Ellwangen unter anderem Besitzungen und Rechte in Röhlingen, Killingen, Neunstadt, Erpfental und die Burg Rötlen.

Die Pfarrkirche von Röhlingen wurde 1328 vom Bischof von Augsburg dem Kloster Ellwangen inkorporiert.

Neuzeit

Als das Kloster Ellwangen 1460 in ein Chorherrenstift umgewandelt wurde, gelangte die Markung Röhlingen in den Besitz der Fürstpropstei Ellwangen. 94 Röhlinger Bauern beteiligten sich im Jahr 1525 während des Bauernkriegs an dem Ellwanger Haufen von Bürgern und Bauern, der plündernd und brandstiftend durch Ellwangen zog, aber vom Schwäbischen Bund geschlagen wurde.

Schwedische Reiter unter Claus Dietrich von Sperreuth plünderten das Dorf Röhlingen im Dreißigjährigen Krieg am 11. Februar 1632. Im Mai 1632 nahm Sperreuter das Dorf Rötlen ein und griff von dort aus Ellwangen an.

Die Markung Röhlingen kam 1802 zu Württemberg. Sie gehörte zunächst zum Oberamt Rötlen und wurde dann eine Gemeinde im Oberamt Ellwangen, welches ab 1818 Teil des Jagstkreises wurde. Die Gemeinde Röhlingen gehörte dem Oberamt Ellwangen bis zu dessen Auflösung 1938 an.

Zwischen 1840 und 1865 wanderten zahlreiche Einwohner des Dorfes nach Amerika aus.

In der Beschreibung des Oberamts Ellwangen von 1886 hieß es über die Wirtschaftszweige Röhlingens: „Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau und Viehzucht; man baut besonders Roggen, Dinkel, Gerste und Haber; und zwar weit über den eigenen Bedarf, auch der Wiesenbau ist ausgedehnt, die Obstzucht nicht bedeutend. Zwei Ziegeleien, fünf Mahlmühlen, eine Gipsmühle, zwei Sägmühlen, und zwei bedeutende Bierbrauereien bestehen.“ Die Postwagenverbindung von Ellwangen nach Tannhausen führte durch Röhlingen. Die Gemeinde hatte einen Wundarzt und eine organisierte Feuerwehr.

20. Jahrhundert

Der Beginn des 20. Jahrhunderts brachte auch für Röhlingen und seine Teilorte einen Ausbau der Infrastruktur mit sich. In den Jahren 1916 und 1917 wurden Wasserleitungen in Röhlingen und vier weiteren Teilorten gebaut. 1919 wurde in Rötlen eine Telegraphenhilfstelle als öffentliche Sprechstelle eingerichtet. 1922 und 1923 wurden Elberschwenden, Rötlen, Erpfental, Haisterhofen, Killingen, Steigberg und der Süßhof an die neue Hochspannungsleitung von Ellwangen nach Tannhausen angeschlossen. Die Röhlinger Sechta wurde 1925 im Bereich der Schlierbach-Einmündung reguliert, zudem wurde die erste Brücke über die Sechta gebaut. 1937 bekam Röhlingen eine elektrische Straßenbeleuchtung.

Die neue Gemeinde Röhlingen entstand am 1. April 1935. Die bisherigen Teilgemeindeverwaltungen wurden aufgehoben.

Im April 1945 wurden Hunderte von KZ-Häftlingen im Hessentaler Todesmarsch durch Röhlingen getrieben. Danach wurden 26 Tote im Neunheimer Steinbruch aufgefunden, weitere an der Straße Röhlingen – Zöbingen, an der Ortsstraße Röhlingen und an der Markungsgrenze Röhlingen/Elberschwenden. Ein Kreuz auf dem Röhlinger Friedhof markiert die Stelle, an der KZ-Häftlinge begraben wurden.

Bereits am 24. Februar 1945 waren SS-Einheiten in Röhlingen angekommen. Die Waffen-SS sprengte fünf Brücken in der Gemeinde, was erhebliche Schäden an Gebäuden zur Folge hatte. Der Ort wurde zunehmend von Tieffliegern angegriffen. Im April marschierten die amerikanischen Truppen ein. Sie zerstörten zuerst das 1934 errichtete Lager des Reichsarbeitsdienstes.

In den Nachkriegsjahren bis 1948 nahm die Gemeinde viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auf. Ihre Einquartierung brachte einige Probleme mit sich. In den 1950er Jahren begann eine starke Bautätigkeit, nachdem die Gemeinde Bauland für die Laubbach-Siedlung bereitgestellt hatte.

Am 1. Januar 1972 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Röhlingen in die Große Kreisstadt Ellwangen (Jagst) eingemeindet. Sie war eine der größten Gemeinden des Landkreises Aalen.

Einwohnerentwicklung

RöhlingenGemeinde/Ortschaft
1803281
18121450
1824482
18806421827
19508652200
19612324
197011152862
198012493020
198512133172
198913773281
199414813444
201016893763
201917303741

Politik

Ortschaftsrat

Der Ortschaftsrat hat 12 Mitglieder. Die Sitzverteilung seit Mai 2019: Bürgerliste Röhlingen (BLR) sechs Sitze, CDU fünf Sitze, Bündnis 90 die Grünen 1 Sitz. Zusätzlich gehören zwei Vertreter CDU dem Ortsbeirat als beratende Mitglieder an.
Ortsvorsteher ist Walter Schlotter (BLR).

Wappen

Das Wappen der früheren Gemeinde Röhlingen geht auf den Ortsadel zurück. Es zeigt „in Rot zwei schräggekreuzte silberne Hirschstangen.“ Die Herren von Röhlingen waren mit den Herren von Killingen verwandt, die ein silbernes Hirschgeweih im Wappen führten. Der rote Hintergrund deutet auf die Abtei Ellwangen hin.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul ist weithin sichtbar. Der ursprünglich romanische Bau wurde durch einen in den Jahren 1898 bis 1901 nach Plänen von Ulrich Pohlhammer im neugotischen Stil errichteten Neubau ersetzt. Der 1919 bis 1922 entstandene Kreuzwegfries von Alois Schenk gilt als frühestes Zeugnis des Expressionismus in einer Kirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Die Schutzengelkapelle in Neunheim wurde um 1724 erbaut, vermutlich nach einem Plan des Jesuitenpaters Jakob Amrhein, der auch die evangelische Stadtkirche Ellwangen plante. Der kreuzförmige Zentralbau ist mit Pilastern und korinthischen Kapitellen gestaltet. Um 1730 entstand das Deckenfresko Mariä Verkündigung, im Jahr 2001 wurde die Kapelle renoviert.

Die Katharinenkapelle in Rötlen steht auf dem noch deutlich sichtbaren Burgstall.

Sport, Vereine

In Röhlingen gibt es mehr als 20 Vereine. Der Ringerverein AC Röhlingen ist überregional bekannt. Der Springreiter Hans-Peter Konle betreibt in Röhlingen einen Ausbildungsstall. Der TTC Neunstadt ist mit einer Damen-Mannschaft in der Tischtennis Landesliga und mit einer Mädchen U18-Mannschaft in der Tischtennis Verbandsklasse vertreten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Röhlingen hat seit 1987 direkten Anschluss an die Autobahn A 7.

Die Buslinien des öffentlichen Personennahverkehrs können zu Tarifen der Verkehrskooperationen OstalbMobil wie auch zu den eigenen Tarifen des jeweiligen Verkehrsunternehmens benutzt werden.

Nördlich des Ortsteils Erpfental liegt der Flugplatz Ellwangen. Es ist ein Sonderlandeplatz mit 875 Meter langer Grasbahn (Richtung 12/30) für Segelflugzeuge, Motorsegler, Ultraleichtflugzeuge und Motorflugzeuge bis zu einem Abfluggewicht von 2000 Kilogramm.

Radfernwege

Durch den Ort führt der Deutsche Limes-Radweg. Er folgt dem Obergermanisch-Raetischen Limes über 818 km von Bad Hönningen am Rhein nach Regensburg an der Donau.

Bildung

Röhlingen verfügt über eine Grundschule, die Johann-Sebastian-von-Drey-Schule. Das Schulhaus aus dem Jahr 1959 wurde 1982 erweitert. Die katholische Kirchengemeinde ist Trägerin des Kindergartens St. Peter und Paul. Im Ortsteil Neunheim gibt es einen städtischen Kindergarten.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Röhlingen. In: Julius Hartmann, Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ellwangen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 64). W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, S. 669–689 (Volltext [Wikisource]).

Einzelnachweise

  1. Ellwangen – Strukturdaten Röhlingen. In: ellwangen.de. Abgerufen am 7. September 2021.
  2. Ostalb zwischen Remstal, Brenz und Ries, Stuttgart/Aalen 1973, ISBN 3-8062-0118-8
  3. 1 2 3 4 Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 22: Aalen – Lauchheim – Ellwangen, Mainz 1973
  4. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Liederkranz Röhlingen e. V. (Hrsg.): 150 Jahre Liederkranz Röhlingen 1846–1996, Ellwangen 1996, Seiten 41–70
  5. 1 2 3 Internetauftritt der Stadt Ellwangen (Memento vom 13. April 2013 im Internet Archive), abgerufen am 22. Juni 2010
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 445.
  7. Website Stadt Ellwangen – Ortschaftsrat Röhlingen
  8. Internetauftritt der Fliegergruppe Ellwangen e. V., abgerufen am 28. Juni 2010
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