Rügener Badejunge ist der Name eines in Deutschland hergestellten Camemberts. Produzent war bis Oktober 2019 die Molkerei Bergen. Seither wird der Weichkäse in Thüringen hergestellt.

Beschreibung

Ursprünglich wurde der Camembert im heute zu Polen gehörenden Stolp unter dem Namen Stolper Jungchen hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte der Hersteller Karl Wilhelms das Rezept in die Molkerei Bergen auf der Insel Rügen mit. Der geschützte Name Stolper Jungchen ließ einen neuen Namen notwendig werden, sodass in der DDR der Brie aus Bergen fortan als Rügener Badejunge verkauft wurde.

Die für die Produktion notwendigen Bakterien wurden vom VEB Ostra Dresden geliefert. Der als wichtiges Ferment benötigte Lab von Kälbern wurde aus Dänemark bezogen.

Markenlogo auf der Verpackung war ein Junge in roter Badehose mit einem Segelschiff unterm Arm, im Hintergrund der Rügener Kreidefelsen. Ab Ende der 1960er oder Anfang der 1970er Jahre war der Junge unbekleidet; das provozierte Experten zu Protesten. Sie wollten „einen nackten Buben auf der Käseschachtel aus hygienische Gründen nicht akzeptieren. Doch schließlich setzte sich auch in der Käseindustrie die FKK-Bewegung durch.“ Nach der Wiedervereinigung wurde der Badejunge wieder in Badehose dargestellt.

1994 wurde die nach der Wende eingestellte Produktion der Käsemarke durch die Firma Rotkäppchen Peter Jülich GmbH erworben und wieder aufgenommen. Die Molkerei Bergen gehört zum Deutschen Milchkontor GmbH (DMK).

Die moderne Produktion benötigte im Jahr 2006 etwa fünfzig Millionen Liter Rohmilch. Der Käse wird ohne künstliche Aromen und Konservierungsstoffe hergestellt. Mit etwa achtzehn Millionen Stück war er im Jahr 2016 der in Deutschland meistgekaufte deutsche Camembertkäse.

Ende 2018 wurde bekannt, dass die Marke an das französische Unternehmen Eurial verkauft werden soll. 2019 hat das deutsche Milchkontor die Produktion in Bergen geschlossen. Daraufhin musste Rotkäppchen Peter Jülich GmbH die Produktion des Käses zur Molkerei Altenburg in Thüringen verlagern.

Einzelnachweise

  1. Konrad Schmidt: Entdeckungen auf Rügen und Hiddensee, Brockhaus-Verlag Leipzig 1978, S. 173
  2. Rügener Badejunge nach Frankreich verkauft bei ndr.de vom 28. Dezember 2018
  3. weser-kurier.de: Deutsches Milchkontor bleibt bei Schließung der "Rügener Badejungen"-Käserei. 26. September 2017, abgerufen am 23. März 2023.
  4. Rügener Badejunge wird ab 2019 in Altenburg produziert, Pressemitteilung vom 28. Juni 2017
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