Rabe von Pappenheim ist der Name eines westfälisch-engerschen Uradelsgeschlechts. Namensgebender Sitz war die heute wüst liegende Burg Papenheim bei Warburg in Ostwestfalen. Zweige der Familie bestehen bis heute.

Geschichte

Herkunft

Das Geschlecht ist stammesgleich mit den Freiherren von Canstein (ursprünglich: Rabe von Canstein) sowie den erloschenen Rabe von Calenberg und Rabe von Kugelsburg, die alle dasselbe Wappen führen. Das Geschlecht ist nicht stammesverwandt mit den fränkischen Grafen zu Pappenheim.

Stammvater des Geschlechts ist der miles (lateinisch Ritter) Rawe de Papenheim, Truchsess des Klosters Corvey, der 1106 erstmals urkundlich erwähnt wird. Seither waren die Raven/Raben Erb-Truchsesse der reichsunmittelbaren Benediktinerabtei.

Stammlinie

Die Burg Papenheim nahe Menne bewachte eine der Vorsiedlungen der Stadt Warburg und ihrer Burg Wartberch, die zum Hochstift Paderborn gehörte, seit 1020 Graf Dodiko seine Grafschaft dem Bischof vererbt hatte. Die Raben waren damit nicht nur Bestandteil der Corveyer Ministerialität, sondern auch der bischöflichen Burgmannschaft auf dem Wartberch, dort unter anderem neben Mitgliedern der Familien Marschall und von Welda. Auch auf der Kugelsburg bei Volkmarsen besaßen die Pappenheimer bereits im 13. Jahrhundert Burglehen, die sie bis ins 16. Jahrhundert behalten sollten. Das Wappensymbol derer von Pappenheim – ein gekrönter schreitender Rabe – nimmt den familienspezifischen Vornamen auf, der die Familie nachweislich seit dem 13. Jahrhundert in jeder Generation begleitet.

Die von den Herren von Berkule errichtete Burg Calenberg (Warburg) gab Bischof Otto von Rietberg 1307 als Lehen ebenfalls an einen Zweig der Raben, mit deren Hilfe er sie besetzt hatte. Dieser Zweig nannte sich fortan Rabe von Calenberg. 1326 wurde die Belehnung der Papenheimer mit „Burg und Stadt“ Calenberg erneuert.

1339 setzte der Kölner Erzbischof Walram die Brüder Rabe (aus einer um 1250 abgespaltenen Nebenlinie) erneut als Burgmannen auf der ihm vom Kloster Corvey pfandweise verliehenen Kugelsburg ein; bis 1530 blieben ihre Nachfahren als Raben von Kugelsburg dort.

1342 belehnte Walram die Raben auf Kugelsburg auch mit Burg und Herrschaft Canstein; der dadurch entstehende Zweig nannte sich nach dem Wiederaufbau der Burg Canstein nach diesem Besitz Rabe von Canstein. Im Gegensatz zu den anderen Zweigen der Familie ließ jener den Namensteil „Rabe“ zum Ende des 15. Jahrhunderts fallen, er fand jedoch weiterhin als Vorname (Raban) Verwendung.

Die Rabe von Coglenberg und die Rabe von Calenberg sind erloschen. Das Aussterben der Rabe von Calenberg im Jahre 1464 war der Anlass zum Ausbruch der siebenjährigen Hessen-Paderbornischen Fehde (1464–1471) zwischen dem Hochstift Paderborn und dem Landgrafen Ludwig II. von Niederhessen.

Die Familie besaß neben dem Erb-Truchsessenamt in Corvey zahlreiche Güter um Warburg sowie gemeinsam mit denen von Canstein die Burggrafschaft (siehe Wartberch) über die Stadt selber. Diese behielt die Familie, bis Warburg 1802 von preußischen Truppen besetzt wurde.

Hessische Linie

Anfang des 14. Jahrhunderts kam Liebenau in der Landgrafschaft Hessen anteilig an die Familie. 1429 folgte das Lehen im nahegelegenen Stammen an Friedrich den Älteren (1406–1495) aus dem Hause Liebenau. Die Burg Liebenau ging noch im Spätmittelalter an die Herren von Löwenstein-Westerburg über. Das Gut und Schloss Stammen blieben bis 1946 im Besitz der Familie. Die Linie aus Liebenau und Stammen gehört der noch heute bestehenden Althessischen Ritterschaft an.

Christoph Friedrich Rabe von Pappenheim (1713–1770), landgräflich-hessischer Generalmajor und Oberamtmann in der Herrschaft Schmalkalden, und dessen Ehefrau Florentine Sophie Anna du Bos du Thil (1726–1796) ließen ab 1766 das spätbarocke Schloss Stammen erbauen. Deren jüngerer Sohn Wilhelm Rabe von Pappenheim auf Stammen, königlich-westphälischer Kammerherr und Oberzeremonienmeister, wurde durch Diplom am 30. November 1811 zu Kassel in den westphälischen Grafenstand erhoben, nachdem seine Frau Diana, geborene Freiin Waldner von Freundstein aus elsässischer Flüchtlingsfamilie, mit der er zwei Söhne hatte, ihrem Liebhaber, dem König von Westphalen, Jérôme Bonaparte, eine Tochter geboren hatte. 1813 folgte eine zweite Tochter. Im 1813 rekonstituierten Kurfürstentum Hessen wurde diese Standeserhebung allerdings nicht anerkannt. Die ältere Tochter wurde eine bedeutende Vertreterin des Geschlechts: die Schriftstellerin Jenny von Gustedt geb. von Pappenheim (1811–1890).

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Silber einen nach links (heraldisch nach rechts) schreitenden, gold-gekrönten, schwarzen Raben. Auf dem Helm ist der Rabe vor einer mit fünf abwechselnd schwarzen und silbernen Federn besteckten Säule. Die Helmdecken sind schwarz-silbern.

Namensträger

Siehe auch

Literatur

  • Gustav Rabe Frhr. von Pappenheim: Urkundliche Nachrichten über die Ursprünge des Namens und Wappens des als Erbtruchsesse (Dapiferi) und Burggrafen des reichsunmittelbaren Stifts Corvey vorkommenden ur- und freiadlichen Geschlechts der Raben und Herren von Pappenheim sowie deren Nachkommen. Carlshafen a. W. 1901 (Digitalisat)
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2000, ISSN 0435-2408
  • Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Jahrbuch des Deutschen Adels, Band 2, 1898, Verlag von W. T. Bruer, S. 766 – Digitalisat
  • Heinrich Blome: Papenheim – eine Wüstung bei Menne, Beiträge zur Geschichte des einstigen Dorfes, der Kirche und der Familie der Raben und Herren von Pappenheim, in: Menner Chronik und Heimatblätter, 3 (1994), S. 41–58, Link
  • Michael Lagers: Der Paderborner Stiftsadel zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen. Bonifatius, Paderborn 2013. ISBN 978-3-89710-551-5.
Commons: Rabe von Pappenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Papenheim – H. Blome: Eine Wüstung bei Menne
  2. Michael Lagers: Der Paderborner Stiftsadel zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen, Paderborn 2013, ISBN 978-3-89710-551-5, S. 456ff.
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