Ralph Rexford Bellamy (* 17. Juni 1904 in Chicago, Illinois; † 29. November 1991 in Santa Monica, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler. Im Laufe seiner fast 70 Jahre umfassenden Schauspielkarriere wurde er zu einem bekannten und vielbeschäftigten Darsteller im amerikanischen Film, Fernsehen und Theater. 1987 erhielt Bellamy einen Ehrenoscar für sein Lebenswerk.
Leben und Karriere
Ralph Bellamy begann seine Schauspielkarriere im Jahr 1922, nachdem er die Highschool besucht hatte. Er zog in den folgenden Jahren mit verschiedenen Theatergruppen durch die Vereinigten Staaten. Mit dem Stück Town Boy gab Bellamy 1929 sein Debüt am New Yorker Broadway. Zwei Jahre später gab er sein Filmdebüt an der Seite von Wallace Beery und Jean Harlow im Gangsterstreifen The Secret Six. In den darauffolgenden Jahren erhielt er zumeist Hauptrollen in kleineren Filmen, in größeren Produktionen übernahm er hingegen hauptsächlich Nebenrollen. 1937 erhielt er eine Oscar-Nominierung für seinen Auftritt in der Screwball-Komödie Die schreckliche Wahrheit, in der er als reicher, aber von seiner Mutter dominierter Verehrer von Irene Dunne diese am Ende des Films an Cary Grant verliert. Eine ähnliche Rolle hatte er zwei Jahre später erneut an der Seite von Grant in Sein Mädchen für besondere Fälle, wo er als liebenswürdiger, aber biederer Versicherungsangestellter mit Rosalind Russell verlobt ist. Auch in diesem Film spannte Grant Bellamy am Ende die Frau aus. Schon früh war er aber nicht nur auf die Darstellung rechtschaffener Charaktere beschränkt; so spielte er in einigen Filmen auch Schurkenrollen. Anfang der 1940er-Jahre verkörperte er die Titelfigur in einer B-Filmreihe über den Detektiv Ellery Queen.
Als seine Filmkarriere nicht den gewünschten Verlauf nahm und Bellamy nicht den Sprung unter die Top-Stars in Hollywood schaffte, kehrte er 1945 an den Broadway zurück. Dort trat er in den folgenden Jahren in mehreren erfolgreichen Stücken auf. Seinen ersten Fernsehauftritt hatte Ralph Bellamy Ende der 1940er-Jahre in The Philco Television Playhouse. 1949 erhielt er mit Man Against Crime seine eigene Fernsehserie, von der bis 1954 insgesamt 122 Folgen produziert wurden. In dieser Serie verkörperte er in der Rolle des Mike Barnnett einen der ersten Privatdetektive der Fernsehgeschichte.
Zur Zeit von Man Against Crime hatte Bellamy ebenfalls den vielleicht größten persönlichen Erfolg seiner Karriere: Am Broadway feierte er in den 1950er-Jahren mit der Verkörperung des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt in dem Theaterstück Sunrise at Campobello von Dore Schary große Erfolge. Hierfür erhielt er 1958 einen Tony Award als bester Darsteller. Er spielte Roosevelt 1960 auch in der gleichnamigen Verfilmung neben Greer Garson als Eleanor Roosevelt. Die Kritiken für Bellamys Filmauftritt waren ebenfalls hervorragend.
In den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren drehte Bellamy nur wenige Filme, darunter den Western Die gefürchteten Vier (1966), in dem er einen Öltycoon darstellte, und Roman Polańskis Horrorfilmklassiker Rosemaries Baby (1968), in dem er in die Rolle des satanistischen Frauenarztes Dr. Sapirstein schlüpfte. 1983 spielte er in der Miniserie Der Feuersturm nochmals Franklin D. Roosevelt; für diesen Auftritt erhielt er eine Emmy-Nominierung. In dem Sequel der Serie War and Remembrance trat er 1988 ein letztes Mal als Roosevelt auf. Ebenfalls 1983 verkörperte er in der Komödie Die Glücksritter gemeinsam mit Don Ameche die hinterhältigen Duke-Brüder, die mit Eddie Murphy und Dan Aykroyd ein fieses Experiment durchführen, durch deren Rache sie aber am Ende des Films ihr gesamtes Vermögen verlieren. In Der Prinz aus Zamunda spielten er und Ameche im Jahr 1987 erneut die Duke-Brüder in einem Cameo-Auftritt – diesmal allerdings als arme Obdachlose. Seinen letzten Auftritt hatte er 1990 in der Liebeskomödie Pretty Woman als Werftbesitzer James Morse, der um den Fortbestand seiner traditionsreichen Firma kämpft. Insgesamt hatte er über 190 Film- und Fernsehauftritte.
Ralph Bellamy wurde 1987 mit dem Ehrenoscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er engagierte sich zudem für die Rechte von Schauspielern. So gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Screen Actors Guild und war über vierzehn Jahre Präsident der Actors’ Equity Association, einer Gewerkschaft für Theaterschauspieler und Theatermanager.
Privates
Ralph Bellamy war viermal verheiratet. Die Ehe mit Alice Delbridge hielt von 1927 bis zur Scheidung 1931, sie hatten ein Kind. 1931 heiratete er Catharine Willard, die Ehe wurde 1945 nach einem weiteren Kind geschieden. Die Ehe mit der Schauspielerin Ethel Smith endete 1947 ebenfalls mit einer Scheidung.
Mit seiner vierten Frau Alice Murphy blieb er von 1949 bis zu seinem Tod zusammen. Nach seinem Tod im Jahr 1991 wurde er auf dem Forest Lawn Memorial Park in Hollywood beerdigt. Bellamys Oscarstatue bekam sein Großneffe, der Schauspieler Sam Huntington.
Filmografie (Auswahl)
- 1931: The Secret Six
- 1932: Sehnsucht ohne Ende (Forbidden)
- 1932: Air Mail
- 1933: Below the Sea
- 1933: Ever in My Heart
- 1933: Der Mann mit der Kamera (Picture Snatcher)
- 1933: Destination Unknown
- 1934: This Man Is Mine
- 1934: Once to Every Woman
- 1935: The Wedding Night
- 1935: Liebe im Handumdrehen (Hands Across the Table)
- 1936: Wild William Kent
- 1937: Die schreckliche Wahrheit (The Awful Truth)
- 1938: Der kleine Star (Boy Meets Girl)
- 1938: Madame haben geläutet (Fools for Scandal)
- 1938: Girls’ School
- 1938: Sorgenfrei durch Dr. Flagg – Carefree (Carefree)
- 1939: Blind Alley
- 1939: Laßt uns leben (Let Us Live)
- 1940: Sein Mädchen für besondere Fälle (His Girl Friday)
- 1940: Orchid, der Gangsterbruder (Brother Orchid)
- 1940: Dance, Girl, Dance
- 1940–1941: Ellery Queen (Filmreihe, vier Folgen)
- 1941: Der Wolfsmensch (The Wolf Man)
- 1941: Der Herzensbrecher (Affectionately Yours)
- 1941: Dive Bomber
- 1941: Mr. X auf Abwegen (Footsteps in the Dark)
- 1942: Frankenstein kehrt wieder (The Ghost of Frankenstein)
- 1943: Stage Door Canteen
- 1944: Guest in the House
- 1945: Die Dame im Zug (Lady on a Train)
- 1949–1954: Man Against Crime (Fernsehserie, 122 Folgen)
- 1953: The United States Steel Hour (Fernsehserie, eine Folge)
- 1955: Verdammt zum Schweigen (The Court-Martial of Billy Mitchell)
- 1956: Abenteuer im wilden Westen (Zane Grey Theater) (Fernsehserie, eine Folge)
- 1960: Sunrise at Campobello
- 1961: Frontier Justice (Fernsehserie, neun Folgen als Moderator)
- 1962: Im Wilden Westen (Death Valley Days) (Fernsehserie, eine Folge)
- 1962–1964: The Eleventh Hour (Fernsehserie, 32 Folgen)
- 1966: Die gefürchteten Vier (The Professionals)
- 1967: Rauchende Colts (Gunsmoke) (Fernsehserie, eine Folge)
- 1967: Invasion von der Wega (The Invaders) (Fernsehserie, eine Folge)
- 1968: Die Leute von der Shiloh Ranch (The Virginian) (Fernsehserie, eine Folge)
- 1968: Rosemaries Baby (Rosemary’s Baby)
- 1969: Die Macht des Geldes (The Survivors) (Fernsehserie, zehn Folgen)
- 1970–1971: The Most Deadly Game (Fernsehserie, 13 Folgen)
- 1971: Frauen der Ärzte (Doctors Wives)
- 1972: Die Ferien des Mr. Bartlett (Cancel my Reservation)
- 1972: Haus des Bösen (Something Evil) (Fernsehfilm)
- 1974: The Missiles of October
- 1975: Die Fahrt der Black Pearl (The Log of the Black Pearl) (Fernsehfilm)
- 1976: The Boy in the Plastic Bubble
- 1976: Die Bankiers (Arthur Hailey’s the Moneychangers)
- 1977: Oh Gott … (Oh God!)
- 1977: Hunter (Fernsehserie, zwölf Folgen)
- 1980: Der Weg zur Macht (Power) (Fernsehfilm)
- 1980: Das Geheimnis der Queen Anne (The Memory of Eva Ryker) (Fernsehfilm)
- 1983: Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie) (Fernsehserie, eine Folge)
- 1983: Der Feuersturm (Winds of War) (Fernsehserie, sieben Folgen)
- 1983: Die Glücksritter (Trading Places)
- 1984: Augen in der Dunkelheit (Love Leads the Way) (Fernsehfilm)
- 1985–1986: Hotel (Fernsehserie, drei Folgen)
- 1986: Twilight Zone (Fernsehserie, eine Folge)
- 1987: Das Chaoten-Team (Disorderlies)
- 1987: Amazonen auf dem Mond oder Warum die Amis den Kanal voll haben (Amazon Women on the Moon)
- 1987: Matlock (Fernsehserie, zwei Folgen)
- 1988: Der Prinz aus Zamunda (Coming to America)
- 1988: Der Preis der Gefühle (The Good Mother)
- 1988–1989: Feuersturm und Asche (War and Remambrance) (Fernsehserie, 13 Folgen)
- 1989: Christine Cromwell (Fernsehserie, vier Folgen)
- 1990: Pretty Woman
Auszeichnungen
- 1937: Nominierung für den Oscar als bester Nebendarsteller für Die schreckliche Wahrheit
- 1953: Nominierung für den Emmy als bester Nebendarsteller in einem Einzelauftritt für The United States Steel Hour
- 1960: Stern auf dem Hollywood Walk of Fame in der Kategorie Fernsehen (6542 Hollywood Blvd.)
- 1975: Nominierung für den Emmy als bester Nebendarsteller für The Missiles of October
- 1983: Nominierung für den Emmy als bester Nebendarsteller in einem Einzelauftritt für Der Feuersturm
- 1984: Screen Actors Guild Life Achievement Award für sein Lebenswerk
- 1987: Ehrenoscar für sein Lebenswerk
Weblinks
- Ralph Bellamy in der Internet Movie Database (englisch)
- Ralph Bellamy bei AllMovie (englisch)
- Ralph Bellamy in der Deutschen Synchronkartei