Als Rapperswil-Jona-Technikum wird die archäologische Fundstelle einer Feuchtbodensiedlung im Zürichsee auf dem Gebiet des Ortsteils Rapperswil der Gemeinde Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen in der Schweiz bezeichnet. Die Siedlungsreste sind Bestandteil der Seeufersiedlungen des Alpenraumes (UNESCO-Weltkulturerbe).

Lage und Befund

Beim sogenannten Inseldorf handelt es sich um eine frühbronzezeitliche Feuchtbodensiedlung (Pfahlbauten) in einer Untiefe beim Heilig Hüsli am nördlichen Brückenkopf der Rekonstruktion der prähistorischen und historischen Seequerungen. Benannt ist die Fundstelle nach ihrer Lage im oberen Zürichsee bei der Hochschule für Technik Rapperswil (Technikum). Entdeckt wurde die Fundstelle 1998 bei Tauchgängen und 1999, 2000 und 2006 archäologisch erfasst.

Die Siedlung liegt auf einer ehemaligen Insel und hat einen Durchmesser von 100 Metern. Das Dorf war von mehreren Palisadenreihen umgeben und zählt mit einer Fläche von 3000 bis 4000 m² zu den grösseren Siedlungen der Frühbronzezeit im Alpenvorland. Die Fundstelle ist durch Erosion gefährdet, und als langfristige Schutzmassnahme wird sie mit Geotextil und einer 20 cm dicken Kiesschicht bedeckt.

Einzelfunde und Kulturschichten aus dem 17. Jh. v. Chr. (um das Jahr 1650 v. Chr.) weisen auf die gleiche Periode wie die prähistorischen Seequerungen zwischen Rapperswil und Hurden. Der Siedlung wird eine regionale Zentrums- und vermutlich Kontrollfunktion dieser wichtigen Transportroute zugeordnet.

Im Rahmen von archäologischen Sondierungen hat die Tauchequipe der stadtzürcherischen Unterwasserarchäologie im Sommer 2000, unweit des heutigen Seedammes, mehrere Pfahllinien und -streifen erfasst. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um urgeschichtliche Stege und Brücken, die eine Querverbindung zwischen den Ufern sicherstellten. Einige der Pfähle datieren in die Frühbronzezeit um 1525 v. Chr. und dürften eng mit dem Inseldorf im Umfeld der historischen Brückenverbindungen über den Zürichsee in Verbindung gestanden haben.

Das Fundspektrum umfasst unter anderem Keramik und Gewandnadeln, Dolche, Pfeilspitzen und Angelhaken aus Bronze, die vermutlich als Opfergaben in den See geworfen worden waren. Die Einzelfunde sind vielfältig, darunter Keramikscherben, ein fast vollständig erhaltenes verziertes Keramikgefäss, ein Stein- und ein Bronzebeil und ein Stück Golddraht; in der Schweiz wurden bisher selten goldene Gegenstände aus der Bronzezeit entdeckt. Als bemerkenswert gilt eine Gussform aus Speckstein für Rasiermesser vom sogenannten alpinen Typ. Solche Klingen wurden bislang nur im Alpenraum gefunden, und auch der Speckstein stammt aus den Bergen, sodass sich die Hinweise auf die bedeutende Funktion der Siedlung als Knotenpunkt für Handelsbeziehungen mit den Alpenpässen verdichten.

UNESCO-Weltkulturerbe und Kulturgut von nationaler Bedeutung

Zusammen mit den Fundstellen Seegubel, Freienbach-Hurden-Rosshorn und den prähistorischen und historischen Seequerungen zwischen Rapperswil und Hurden gehört das Inseldorf zu den 111 Fundplätzen mit dem grössten wissenschaftlichen Potential. Am 27. Juni 2011 wurden die Siedlungsreste als Bestandteil der Seeufersiedlungen des Alpenraumes in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung sind die Feuchtbodensiedlungen sowie der Bereich des sogenannten Seedamms mit den prähistorischen und mittelalterlichen Brücken als Klasse-A-Objekte aufgeführt.

Literatur

  • Beat Eberschweiler: Ur- und frühgeschichtliche Verkehrswege über den Zürichsee: Erste Ergebnisse aus den Taucharchäologischen Untersuchungen beim Seedamm. In: Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz, Ausgabe 96, Schwyz 2004.
Commons: Der See erzählt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Internetseite UNESCO World Heritage Centre (27. Juni 2011), Pressemeldung Six new sites inscribed on UNESCO’s World Heritage List, abgerufen am 15. Februar 2013
  2. Internetseite des Kantons St. Gallen: Amt für Kultur, Archäologie, Rapperswil-Jona SG, Technikum (PDF-Datei; 96 kB), abgerufen am 19. Februar 2013
  3. 1 2 palafittes.org: Fundstellen Schweiz im UNESCO-Weltkulturerbe (Memento des Originals vom 31. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.: Rapperswil-Jona/Hombrechtikon–Feldbach (Seegubel, CH-SG-01), Rapperswil–Jona–Technikum (CH-SG-02), Freienbach-Hurden-Rosshorn (CH-SZ-01) im Zusammenhang mit den prähistorischen und historischen Seequerungen, abgerufen am 15. Februar 2013
  4. Internetseite Stadt Zürich, Unterwasserarchäologie (Memento des Originals vom 19. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. 1 2 NZZ (20./21. Januar 2001): Die Brücke auf dem Grund des Zürichsees
  6. Wanderausstellung Der See erzählt, Informationstafeln im Stadthaus Rapperswil-Jona, 24. Januar 2011
  7. Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton SG. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2023, (PDF; 294 kB, 15 S., Revision KGS-Inventar 2021 (Stand: 1. Januar 2023)).

Koordinaten: 47° 13′ 19,3″ N,  48′ 53,6″ O; CH1903: 704235 / 231034

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